Es ist Dienstag, der 20. März – Frühlingsanfang. Julia S. hat Tränen in ihren geschwollenen Augen und fragt nach einem Taschentuch, während sie mir in der ayurvedischen Sprechstunde gegenübersitzt. Ihre Symptomatik ist kein Ausdruck emotionaler Ergriffenheit – Julia ist Allergikerin. Nachdem sie Nase und Augen vorsichtig getrocknet hat, überfällt sie eine wilde Niesattacke mit anschließendem Juckreiz beider Augenbrauen, den sie durch sanftes Kratzen mit den Fingerkuppen zu lindern versucht.
Die Haut um ihre Augen ist gerötet, schuppig und auf einer Seite tritt eine blutige Kratzspur hervor. Julia leidet unter Heuschnupfen und Neurodermitis. „Die Neurodermitis habe ich schon seit meiner Kindheit, der Heuschnupfen ist neu”, schildert sie verzweifelt. Die 25 Jahre junge Studentin ist leidenschaftliche Hobby-Reiterin und liebt ihr Pferd wie das eigene Kind. „Ohne Medikamente gehe ich gar nicht mehr aus dem Haus. Und die Wiesen und Felder, durch die es sich so toll ausreiten lässt, soll ich in der Blütezeit meiden – das ist doch keine Lebensqualität”, berichtet sie aufgebracht. Verständlich, denn gemäß Allergietest betrifft ihre Reaktion die Monate Februar bis August!
Die Entstehung von Allergien aus westlicher Sicht
Allergien sind Überempfindlichkeitsreaktionen. Das Wort stammt aus dem griechischen „allos” und „ergon” und lässt sich wörtlich als „eigenartige Reaktion” übersetzen. In der Tat trifft das genau den Punkt: Die Allergie ist eine völlig unangemessene Immun-Antwort des Körpers auf einen harmlosen Reiz aus der Umwelt, das Immunsystem schießt über das Ziel hinaus. Am häufigsten sind Atemwege, Haut und Magen-Darm-Trakt betroffen.
Allergien sind keine Immunschwäche – sie sind immunologische Störfälle. Die meisten allergieerzeugenden Substanzen (Allergene) sind Eiweiße oder deren Verbindungen. Sie können sowohl synthetischen als auch natürlichen Ursprungs sein und gelangen über die Atmung als Inhalationsallergene, über die Ernährung als Nahrungsmittelallergene oder über die Berührung als Kontaktallergene in den Körper. Die häufigsten Inhalationsallergene sind Gräserpollen, Schimmelpilzspuren, Hausstaubmilben, Tierschuppen und Tierurin. Zu den häufig allergieerzeugenden Nahrungsmitteln zählen Milch, Eier, dunkler Fisch, Schalentiere, Nüsse und Zitrusfrüchte.
Ursächlich wird eine Kombination aus genetischer Disposition, häufiger Allergenexposition und Umweltfaktoren angesehen. Genetische Faktoren liegen vor, wenn ein oder beide Elternteile Allergiker sind und spezifische HLA-Moleküle (der genetische Fingerabdruck) auf den Zellmembranen vorliegen. Der wiederholte intensive Kontakt mit Allergenen führt zur chronischen Überlastung des Immunsystems mit erhöhter Fehlerquote – es werden fälschlicherweise allergiespezifische Antikörper IgE gebildet. Diese Antikörper sind gegen spezifische Allergene gerichtet – reagieren sie auch mit anderen Allergenen, spricht man von einer „Kreuzallergie”. Umweltfaktoren können toxische Luftbelastungen durch Rußpartikel, Schwefeldioxide bei der Kohleverbrennung oder Dieselabgase sein. Auch die Flaschennahrung im Säuglingsalter als Alternative zur Muttermilch stellt einen allergiebegünstigenden Faktor dar. Muttermilch enthält die wichtigen Antikörper IgA und IgG sowie einen schleimhautabdichtenden Faktor, durch den Fremdmoleküle schwerer eindringen können. Ein dritter wichtiger Umweltfaktor ist die unzuträgliche Ernährung.
Allergien treten entweder als Sofortreaktion innerhalb weniger Minuten (z.B. Heuschnupfen) oder als verzögerte Reaktion innerhalb von zwölf bis 72 Stunden (z.B Kontaktallergien) auf. Um einen Schub auszulösen und somit die Schwelle zur Allergie zu überschreiten, bedarf es meist weiterer begünstigender Faktoren. Die wichtigsten sind akute Infektionen und anhaltender Stress. Julia S. kennt dieses Phänomen: „Ich habe Prüfungsangst. Schon eine Woche vor einer Klausur muss ich meine Allergiemedikamente verdoppeln. Und danach gehe ich manchmal in der Natur spazieren, ohne ein einziges Taschentuch zu benötigen.”
Allergien aus ayurvedischer Sicht
„Do you believe in allergies?” fragte mich vor fast 20 Jahren ein nordindischer Ayurveda-Arzt. Zunächst verstand ich nicht, was er meinte. War ich doch schulmedizinisch gebildet und meinte, die immunologischen Mechanismen einer Allergie recht gut zu kennen. Bei näherer Betrachtung erscheint die Frage, ob ich an Allergien glaube, jedoch keineswegs abwegig. Viele indische Ayurveda-Ärzte stehen der im Westen häufig gestellten Diagnose „Allergie” skeptisch gegenüber.
Jeder vierte Erwachsene und fast jedes dritte Kind aus westlichen Industrieländern leiden unter Allergien. In Indien und China sind Allergien hingegen fast unbekannt, obwohl diese Länder die bevölkerungsreichsten der Erde sind und eine hohe Umweltbelastung aufweisen. Während mehr als drei Millionen US-Amerikaner auf Erdnüsse allergisch reagieren (zum Teil sogar heftig bis zum allergischen Schock), zeigen die weltweit größten Erdnuss-Konsumenten Indien und China keinerlei Reaktion. Wie lässt sich das erklären? Im klassischen Ayurveda, dessen Blütezeit von etwa 200 v.Chr. bis 800 n.Chr. datiert werden kann, waren Allergien als solche weitgehend unbekannt. Es gab jedoch wertvolle Konzepte, die uns das Verständnis dieser Störungen erleichtern:
Satmya – Das Konzept der Toleranz
Der Begriff Satmya bezeichnet die individuelle Verträglichkeit und Toleranz gegenüber äußeren Einflüssen. Asatmya hingegen beschreibt Unverträglichkeiten und Intoleranzen. Die einfache Formel lautet: Je stärker die Toleranz, desto weniger Allergien. Der Grad einer individuellen Toleranz hängt a) von konstitutionellen Anlagen und b) vom individuell erworbenen Gewöhnungsgrad ab. Eine langsame Steigerung des Konsums vermeintlicher – z.B. in Nahrungsmitteln enthaltener – Allergene kann die Toleranz erhöhen. Dieses Prinzip ist auch die Grundlage der Hypo- bzw. Desensibilisierung, die in der westlichen Allergiebehandlung meist über drei Jahre durchgeführt wird.
Julia S. lebt seit zehn Jahren als Vegetarierin. Aufgrund ihrer Allergien meidet sie nun auch alle Milchprodukte. „Was soll ich denn noch essen? Ich vertrage ja nichts!”, klagt sie. Ein so genannter IgG-Test zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten (siehe „Das diagnostische Problem”) brachte zudem zahlreiche Reaktionen auf Gemüse und Nüsse zum Vorschein, was sie an den Rand einer Ess-Störung treibt. Ihre Toleranz liegt derzeit am Boden.
Ajirna – Die Fehlverdauung
Im Ayurveda gilt das Verdauungsfeuer Agni als Kraft zur Verarbeitung aufgenommener Nahrung. Unregelmäßige Esszeiten mit spätabendlichen Genüssen, zu viel kalte und rohe Nahrung, fette und schwer verdauliche Lebensmittel sowie große Mengen kalter Getränke können das Agni schwächen und eine Fehlverdauung einleiten. Mögliche Symptome sind Völlegefühl, Blähungen, Müdigkeit nach dem Essen und Stuhlveränderungen.
Unbehandelt führt dieser Zustand zur Bildung von Ama: unzureichend verdauten klebrigen Zwischenprodukten. Dieses Ama lagert sich an die Darmwände an und stört das darmassoziierte Immunsystem. Allergische Reaktionen können dadurch zunehmen.
Julia S. berichtet mir in der Anamnese, sie habe noch nie in ihrem Leben häufiger als dreimal wöchentlich Stuhlgang gehabt. Blähungen gehören zu Ihrem Alltag.
Raktadushti – „Die Verunreinigung oder Reizung von Blut“
Das Blut gilt im Ayurveda als das zweite von sieben Körpergeweben, das aus der Essenz der Nahrung, dem Nährsaft, gebildet wird. Der übermäßige Konsum saurer Speisen und Getränke, gebratener Fleischprodukte, zu viel Salz, scharfe Gewürze und Alkohol sowie heiße Öle und Bratfette sind einige Beispiele für Lebensmittel mit Reizpotenzial. Auch stundenlangen Sonnenbädern und unterdrückten Emotionen wie Zorn wird diese Wirkung zugeschrieben. Folgen derartiger Reizungen können Schleimhautentzündungen und Hautreaktionen sein, wie sie bei der Neurodermitis anzutreffen sind. Somit gilt Raktadushti als eine mögliche Komponente in der Entwicklung von Allergien.
Julia S. liebt die thailändische und die indische Küche. Mittags geht sie meist in derartigen Schnellrestaurants essen. Hier wird stark gebraten, Fette übermäßig erhitzt und scharf gewürzt – somit hat diese Nahrung trotz vegetarischer Ausrichtung ein hohes Reizpotenzial.
Doshavriddhi – Die Zunahme von Vata, Pitta und Kapha
Zum Verständnis der Entwicklung allergischer Symptome wird das ayurvedische Konzept der störenden Eigenschaften (Doshas) herangezogen. Vata, das bewegende Prinzip des Luftelements, erzeugt bei Zunahme den Niesreiz beim Heuschnupfen, die Atemkrämpfe beim Asthmatiker und den Juckreiz beim Neurodermitiker. Pitta, das transformierende Prinzip des Feuerelements, führt bei Zunahme zu Bindehautentzündungen und Hautrötungen. Kapha, das strukturgebende Prinzip der Elemente Wasser und Erde, ist bei Zunahme die Grundlage von Schleimentwicklung und Schwellung.
Der ayurvedische Diagnostiker untersucht alle Symptome der allergischen Reaktion im Detail, um eine Zuordnung zu den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha vornehmen zu können. Es reicht nicht aus, nur von „Zunahme” zu sprechen – vielmehr müssen die einzelnen Eigenschaften, die zu Vata-Pitta-Kapha gehören und der jeweilige Ort des Geschehens mit berücksichtigt werden. Erst auf dieser Grundlage folgt die Therapieplanung.
Julia S. hat einen dünnen Fließschnupfen ohne richtigen Schleim bei sonst trockenen Nasenwänden, starken Niesreiz, die Bindehaut ist massiv entzündet und ihre äußere Haut weist eine starke Rötung mit Schuppung und ausgeprägtem Juckreiz auf. Die erfassten Eigenschaften lassen sich vorrangig den Doshas Vata und Pitta zuordnen.
Der „Atopiker“ aus ayurvedisch-konstitutioneller Sicht
Atopiker sind Menschen mit einer latenten Neigung zur Allergie. Weshalb reagieren die einen, während die anderen unbeeindruckt bleiben? Zum tieferen Verständnis hilft die ayurvedische Konstitutionslehre.
Den meisten Allergien gemeinsam sind schnelle, unkontrollierte, überschießende Reaktionen. Fremdmoleküle wie Pollenproteine, die als Allergene wirken können, dringen leichter durch dünne und trockene Schleimhäute in das Körperinnere ein. All diese Eigenschaften finden wir konstitutionell in vatadominierten Naturellen vor. Das oben beschriebene Konzept der Blutverunreinigung mit Reiz- und Entzündungsbereitschaft lässt sich hingegen eher bei Pitta-Konstitutionen antreffen.
Kapha-Konstitutionen weisen dickere Schleimhäute auf und sind meist mit einem stabilen Immunsystem ausgestattet. Daher neigen sie genetisch am wenigsten zu allergischen Reaktionen. Aber Vorsicht: Die Neigung zur Agni-Schwäche mit Fehlverdauung und Ama-Entwicklung sowie die Tendenz zur Verschleimung kann auch kaphadominierte Menschen zu allergischen Reaktionen v.a. der Atemwege führen.
Julia S. zählt mit 58 kg bei 170 cm Körpergröße zu den eher zarten Körperbautypen von Vata und möchte „um keinen Preis der Welt zunehmen”. Dafür lässt sie gerne auch mal einzelne Mahlzeiten ausfallen oder nimmt nur Obst zu sich. Aus Sicht der Allergiebehandlung ein suboptimaler Zustand.
Das diagnostische Problem
Die Diagnostik von Allergien ist komplex. Das häufigste allergologische Verfahren zur Überprüfung von Inhalations- und Nahrungsmittelallergenen ist der Prick- Hauttest. Hierbei werden die zu prüfenden Allergene in Tropfenform auf die Unterarm-Innenseite aufgetragen und die Haut mit einer Lanzette angestochen. Im Falle einer Reaktion kommt es innerhalb von 60 Minuten zur Quaddelbildung mit Rötung und Juckreiz.
Weitere Untersuchungen der westlichen Medizin sind die Bestimmung von spezifischen IgE-Antikörpern im Serum. In der Komplementärmedizin nehmen Verfahren wie die Bioresonanzmessung oder der IgG-Antikörpertest im Blut eine bedeutende Stellung ein. Hilfesuchende lassen sich nicht selten so lange messen, bis ein Ergebnis steht.
Weitere Untersuchungen der westlichen Medizin sind die Bestimmung von spezifischen IgE-Antikörpern im Serum. In der Komplementärmedizin nehmen Verfahren wie die Bioresonanzmessung oder der IgG-Antikörpertest im Blut eine bedeutende Stellung ein. Hilfesuchende lassen sich nicht selten so lange messen, bis ein Ergebnis steht.
Das Problem herkömmlicher und komplementärer Verfahren besteht darin, dass positive Reaktionen in einem Test nicht immer mit einer Allergie auf den entsprechenden Stoff gleichzusetzen sind! Deshalb kommt der Anamnese eine große Bedeutung zu. Im Ayurveda wird neben der Befragung des Patienten eine Körperuntersuchung durchgeführt. Somit lassen sich sowohl der Zustand der Doshas als auch Agni, Blut und die individuelle Toleranz gut erfassen.
Mein Tipp für alle Allergiker: Beobachten Sie Ihre persönliche Reaktion auf Stoffe und vertrauen Sie nicht blind irgendwelchen Untersuchungsergebnissen. Und verwenden Sie diese nicht als Begründung für ungerechtfertigte Diäten oder Verhaltensweisen!
Der ayurvedische Therapieansatz
Gesunde Schleimhäute der Atemwege und des Magen- Darm-Trakts sowie eine intakte äußere Hautbarriere sind anatomische Voraussetzungen für ein allergiefreies Leben. Bewusste Atmung, starke Verdauung und die monatliche Erneuerung der Oberhaut sind seine physiologischen Garanten. Erfolgreiche Stressbewältigung stellt die psychologische Grundlage dar. Zur Behandlung allergischer Krankheiten kommen im Ayurveda fünf Therapiesäulen zum Einsatz:
- Ernährungstherapie (Ahara)
- Ordnungstherapie (Vihara)
- Naturarzneimitteltherapie (Aushadha)
- Ausleitungsverfahren (Shodhana)
- Psychosomatik (Sattvavajaya)
Ernährungstherapie
Die wichtigste Botschaft lautet: Reduzieren Sie Reizstoffe!
- Dünsten Sie besser anstelle des Bratens, Grillens und Frittierens.
- Meiden Sie rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) und Wurstwaren.
- Reduzieren Sie den Konsum alkoholischer Getränke, insbesondere Wein.
- Trinken Sie 1,5 bis 2 Liter Wasser oder Kräutertee täglich, am besten zwischen den Mahlzeiten.
- Bevorzugen Sie bittere Blattsalate als Beilage zum Mittagessen: Chicorée, Radichio, Endivie und Löwenzahn sind prominente Beispiele.
- Kombinieren Sie weniger Nahrungsmittel: maximal 2 – 3 Gemüse, nur 1 Getreide, nur 1 – 2 Salatarten und nicht mehr als 5 Gewürze in einer Speise.
- Vermeiden Sie die Kombination von Milch mit Obst, Fisch, Fleisch und allen sauren Substanzen.
Lassen Sie sich von einem Ayurveda-Ernährungsberater einen individuellen Plan erstellen.
Ordnungstherapie
Der persönliche Lebensstil hat einen großen Einfluss auf unser Immunsystem.
- Morgenroutine: Für Heuschnupfenpatienten und Asthmatiker stehen hier Nasenspülungen mit Sole, das Einträufeln spezieller Nasenöle wie Shadbindu Taila und gegebenenfalls Inhalationen auf dem Programm
- Tagesrhythmus: Regulieren Sie Ihre Spannung durch ein gesundes Wechselspiel von Leistungserbringung und Regeneration. Achten Sie auf regelmäßige Ess-Pausen
- Hautpflege: Vor allem als Hautallergiker sollten Sie lange Bäder und alle Arten von Seife meiden. Duschen Sie dafür täglich kurz und lauwarm mit pH-neutralen Duschcremes. Lassen Sie sich nach Hautanalyse die geeignete Pflege zusammenstellen
- Schlafhygiene: Richten Sie Ihre Schlafzeiten und –dauer nach der jeweiligen Dosha-Dominanz. Vata braucht den meisten Schlaf, Kapha den wenigsten und sollte frühestmöglich aufstehen
- Lebensräume: Wie ist das Raumklima in Ihren Wohnund Arbeitsräumen? Die Anwendung von Empfehlungen aus der Raumlehre Vastu Shastra kann für Allergiker große Erleichterung verschaffen.
Zahlreiche Heilpflanzen kommen in der Allergiebehandlung zum Einsatz, hier einige Beispiele:
- Azadirachta indica (Nimba) – eine der stärksten bitteren Antiallergika mit besonderer Wirkung auf die Haut und den Magen-Darm-Trakt (keine Langzeiteinnahme empfohlen). Bitte wenden Sie sich vor Einnahme an Ihren qualifizierten Therapeuten.
- Tinospora cordifolia (Guduci) – ein wichtiges Mittel im Ayurveda zur Immunmodulation mit Affinität zur Haut und zur Förderung einer gesunden Verdauung. Exzellente Bekömmlichkeit. Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 1 – 2 Gramm Extrakttabletten.
- Hemidesmus indicus (Sariva) – eine Art “Basis-Therapeutikum” zur Blutreinigung für Allergiker. Stellen Sie einen Tee durch 10-minütige Abkochung von 1 TL des Pulvers mit 1 Liter Wasser her und trinken Sie diesen über den Tag verteilt.
- Curcuma longa (Haridra) – exzellent zur Behandlung kapha- und pittabetonter Allergien. Auch der Einsatz als Gewürz in der Küche zahlt sich langfristig aus.
- Piper longum (Pippali) – die langen getrockneten Früchte des Pfefferbaums gelten im Ayurveda als das Mittel bei Heuschnupfen und Asthma; dennoch rate ich Betroffenen von einer Selbstmedikation ab.
- Adhatoda vasika (Vasaka) – das Lungenkraut ist der beste Partner für Mischungen mit dem langen Pfeffer bei Atemwegsbeschwerden.
- Withania somnifera (Ashvagandha) – das Mittel der Wahl für vatadominierte Beschwerden kommt v.a. bei Allergien der Atemwege zum Einsatz.
- Pulvermischung Sitopaladi Curna – ein Atemwegs- Klassiker auf Basis von Pippali in Kombination mit Sharkara (Produkt der Amla Natur GmbH) und weiteren Gewürzen.
- Pulvermischung Trikatu (Pippali, Ingwer-Shunthi & Schwarzpfeffer-Marica) – die schärfste Variante bei sehr schleimigen und kaphabetonten Beschwerden.
Ausleitungsverfahren
Das umfassendste System an Ausleitungen wird Panchakarma genannt und besteht aus der Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge der fünf Verfahren Magenspülung, Abführtherapie, Darmeinläufe, Intranasaltherapie und Blutreinigung. Die Entscheidung für oder gegen einzelne Verfahren bleibt erfahrenen Ayurveda- Medizinern vorbehalten. Überzeugende Ergebnisse werden seit vielen Jahren in der Behandlung des allergischen Asthma bronchiale und des Heuschnupfens erzielt, die Neurodermitis sollte hingegen als Kontraindikation angesehen werden.
Psychosomatik
Welchen Anteil hat der Zustand des Geistes an der Entwicklung allergischer Probleme? Hier lassen sich – wie immer im Ayurveda – keine pauschalen Antworten geben. Sicherlich sollten Themen wie Angst und Unsicherheit, der Umgang mit Aggressionen und Konflikten, das Sexualverhalten und die individuelle Stressbewältigung genauer untersucht werden. In einer ayurvedischen Analyse werden die Zustände von drei geistigen Eigenschaften (Sattva, Rajas und Tamas) und drei Grundfähigkeiten (Unterscheidungsvermögen, Entschlusskraft und Erinnerungsvermögen) beurteilt. Es werden zudem Werte, Bedürfnisse und Ziele erfasst und mit den individuellen Lebensbedingungen abgeglichen. Die Entwicklung von innerer Ruhe und geistiger Stabilität kann allergische Reaktionen verringern.
Es ist Mittwoch, der 15. August. Julia S. erscheint zur letzten Kontrolluntersuchung vor ihrer ersten Ayurveda- Kur. Sie hat ihre Ernährung umgestellt, verspeist mittags ihren mitgebrachten Gemüsereis, nimmt spezielle Heilkräuter ein, spült morgendlich die Nase mit Salzwasser, nutzt spezielles Nasenöl, meidet lange Bäder und pflegt ihre Haut. Abends reflektiert sie das Tagesgeschehen, meditiert, geht früher zu Bett und achtet auf ihre Psychohygiene. Das Resultat lässt sich sehen. Die Allergiesaison verlief besser als in den Jahren zuvor, wenn auch noch nicht beschwerdefrei. Ihre Blähungen und Verstopfung gehören der Vergangenheit an. „Ich kann kaum erwarten, wie es mir nach der Ayurveda- Kur im nächsten Frühjahr geht”, sagt sie strahlend, denn ihr neues Gleichgewicht will sie dann bei einem Ausritt in der freien Natur auf den Prüfstand stellen. Ihr Pferd Oasis freut sich auf sie.
Heft 35 – Allergien
Das Ayurveda Journal beschäftigt sich als Titelthema in Heft 35 mit der ayurvedischen Behandlung von Allergien.