Viele Menschen stellen sich die Frage, ob es denn gesünder wäre, kein Fleisch zu essen. Manche, die ein bewusstes Leben wählen, finden es problematisch, dass Tiere in Mastzuchtbetrieben gehalten werden. Sie wollen nicht, dass ihretwegen geschlachtet wird. Andere wiederum stören sich an der Tatsache, dass, um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen, viele Tausend Liter Wasser benötigt werden.

Oft wird gefragt „Ich würde ja gerne Vegetarier sein, aber was soll ich denn dann essen? Wird man nicht krank, wenn man kein Fleisch isst?“ oder ähnliches. Die kurze Antwort ist, dass man nicht krank werden muss, wenn man kein Fleisch isst, aber krank werden kann, wenn man es einfach weg lässt. Damit diese Fragen besser beantwortet werden können, werden wir uns zuerst ansehen, warum wir essen, dann, was Fleisch uns zu bieten hat und wie wir die Nährstoffe, die wir im Fleisch finden, ersetzen können.

Wenn ich Sie fragen würde warum Sie essen, was würden Sie sagen? Würden Sie mir antworten, dass Essen Energie liefert? Das wir mit Essen die vielen Zellen ersetzen, die unser Körper täglich erneuern muss? Damit haben Sie natürlich Recht. Das sind die Hauptgründe. Essen ist auch eine Möglichkeit, unsere Gesundheit gleich ob psychisch oder körperlich zu beeinflussen. Da wir zu einem großen Teil aus Fleisch bestehen, liegt es irgendwie nahe, dass Fleisch uns die wichtigsten Bestandteile liefern kann, die unser Körper zur Regeneration benötigt. Sehen wir uns an, was diese Bestandteile sind.

Eiweiß – Baustein des Lebens

Wie wir wissen, benötigt unser Körper Eiweiße / Proteine. Die menschlichen Proteine bestehen aus 20 verschiedenen Aminosäuren, das sind Kohlenwasserstoffketten bzw. Carboxylgruppe mit Amino-(NH2-)Gruppen. Viele Aminosäuren baut der Körper selbst, aber es gibt acht essentielle Aminosäuren, die der menschliche Körper nicht herstellen kann und deshalb mit der Nahrung zu sich nehmen muss. Sie bilden die Bausteine für die restlichen 12 Aminosäuren. Wie man sich denken kann, enthält Fleisch jede diesee 8 Aminosäuren. Wo sonst bekommen wir sie her?

Außer Fleisch essen wir viel Getreide. Bei Getreide denken viele Menschen an Kohlenhydrate und wissen, dass der Mensch diese zum Leben benötigt. Außer Kohlenhydraten enthält Getreide auch viele Aminosäuren, davon 6 der essentiellen Aminosäuren. Schon fehlen also nur noch zwei Aminosäuren, nämlich Isoleucin und Lysin. Außer Getreide und Fleisch essen wir Gemüse, darin – nämlich in den Hülsenfrüchten – sind wiederum 6 Aminosäuren und dieses Mal auch Isoleucin und Lysin. Fazit, wenn ich Getreide und Hülsenfrüchte esse, habe ich alle 8 essentiellen Aminosäuren.

Vielleicht sagen Sie jetzt: „Dann ist es ja einfacher, wenn ich Fleisch esse.“ und ich werde antworten: „Einfacher ja, aber besser?“ Sehen Sie, die Anordnung der Aminosäuren ist bei jedem Menschen unterschiedlich und bei Tieren unterscheidet sie sich nochmals. Die gegessenen Aminosäuren werden in Bruchstücke zerlegt und müssen für unseren Körper neu angeordnet werden. Die Aminosäureketten in Fleisch sind manchmal in ihrer Anordnung den Aminosäuren unseres Körpers so ähnlich, dass der Körper sich sozusagen „die Mühe spart“, sie ganz zu zerlegen. Stattdessen, übernimmt er ganze Sequenzen, wie sie sind. Sie sind ähnlich, aber nicht identisch, somit stellen sie Fehler in unserer Sequenz dar. Diese Fehler können zu Krankheiten führen, wenn unser Körper sie nicht rechtzeitig erkennt und korrigiert.

Pflanzliche Proteinsequenzen hingegen unterscheiden sich so deutlich von unseren, dass der Körper sie in die einzelnen Aminosäuren zerlegen muss, um daraus wieder neue Proteine zu bauen. Die Fehlerrate in der Sequenz ist deutlich geringer. Pflanzliches Eiweiß ist also zu bevorzugen.

Cholesterin – notwendig in Maßen

Ein anderer Bestandteil von Fleisch ist Cholesterin. Um Gottes Willen, werden Sie sagen. Wir wissen doch alle, dass Cholesterin schädlich ist! Davon bekommt man doch Herzinfarkt! Wussten sie aber, dass Cholesterin ein wichtiger Bestandteil unserer Hormone ist? Dass wir es benötigen, um Zellen zu bauen? Sogar Vitamin D wird aus Cholesterin erzeugt. Außerdem wird Cholesterin dazu verwendet, Giftstoffe, z. B. Nikotin, im Körper „einzukapseln“ und sie damit daran zu hindern, uns zu schaden. Cholesterin ist also für uns sehr wichtig. Im Gesunden wird überschüssiges Cholesterin von der Leber als Gallensäure wieder ausgeschieden.

Die Gesundheit, vor allem die der Leber, ist also wichtig, um nicht zu viel Cholesterin einzulagern und das Maß an uns anzupassen. Nicht nur Alkohol, sondern auch Medikamente und Umweltgifte können die Leber stark belasten. Zudem wird ein großer Teil unseres körpereigenen Cholesterins von der Leber selbst synthetisiert.
Cholesterinmangel kann das Krebsrisiko erhöhen, aber in unseren Breiten hören wir höchstens von zu hohen Cholesterinwerten. Vollmilch, Käse, Eier, Kuchen, Butter und Zucker erhöhen den Cholesterinspiegel. Zu wenig Cholesterin kann der Körper besser kompensieren als zu viel Cholesterin. Auf das Cholesterin im Fleisch können wir getrost verzichten.

Fett ist fett

Fleisch besteht auch aus mehr oder weniger Fett. Fett ist ein Energieträger mit hoher Energiedichte. Es versorgt uns mit essentiellen Fettsäuren, hilft uns fettlösliche Vitamine aufzunehmen und es verbessert den Geschmack von anderen Substanzen. Außer tierischem Fett gibt so viele andere Fettquellen wie Pflanzenöle und Butter, dass wir auch hierauf getrost verzichten können. Noch dazu kommt, dass im Fleisch hauptsächlich gesättigte Fettsäuren enthalten sind. Diese sind schwer verdaulich und erhöhen den Cholesterinspiegel.

Hülsenfrüchte – wertvoll und nahrhaft

Hülsenfrüchte – die ayurvedische Ernährung kennt sehr viele Hülsenfrüchte, die sowohl ganz, als auch als Mehl verarbeitet werden. Die Hülsenfrüchte enthalten ca. 20 – 25 % Eiweiß, ca. 50% Kohlenhydrate und kaum Fett, wertvolle Mineralstoffe (Kalium, Magnesium, Kalzium, Natrium,) und Vitamine (A, B1, B2, B6) sowie Eisen.
Typisch für die ayurvedische Küche ist, dass immer ein Fladenbrot (Roti oder Chapatti) oder Reis Teil der Mahlzeit darstellen. Chapattimehl wird aus einer Vollkornmischung Weizen, Hirse und Gerste hergestellt, oder es wird das sogenannte Atta-Mehl, eine Harzweizensorte mit hohem Glutengehalt, verwendet. Der Dhal, ein Überbegriff für Linsen oder Kichererbsen, Erbsen oder Bohnen, sind eine zweite Säule der täglichen Ernährung. Ergänzt werden diese wertvollen Zutaten mit erlesenen Gewürzen, Kräutern und Gemüse. Auch Milchprodukte finden ihren Platz und gelten als besonders wertvoll. Sie enthalten das rare Vitamin B12, das für den Menschen ein essentieller Nährstoff ist.


Heft 26 – Mehr Vitalität

Das Ayurveda Journal Heft 26 für mehr Vitalität mit vegetarischer Ernährung, positivem Denken, Yoga und der Vorbeugung von Streß.