Das Pitta-Dosha regiert alle „feurigen“ Prozesse im Körper: Wärmehaushalt, Nahrungsaufspaltung, Stoffwechsel und Energiegewinnung.
Auch die Konstitution eines Pitta-Typs ist vom Feuer bestimmt: Blonde oder rötlich-braune Haare, mittlere Statur, sportlich, warmes Körperempfinden, starke Ausstrahlung, Intelligenz, zielgerichtetes Handeln und Durchsetzungsvermögen. Es besteht die Neigung zu Aggressionen sowie Entzündungen, Hautkrankheiten und Übersäuerung. Entsprechend ist ein Pitta-Überschuss mit kühlenden Maßnahmen auszugleichen: nicht nur durch kühlende Nahrungs- und Heilmittel, wie Ghee und Bitterstoffe, sondern auch andere kühlende Einflüsse wie z.B. nordisches Klima im Urlaub, einen ruhigen sachlichen Partner, Rosen- oder Sandelholzduft sowie Perlenschmuck.

Pitta – die klassische Definition

Pitta ist feucht, heiß, penetrierend, besitzt einen flüssigen ­Aggregatzustand, ist sauer, beweglich wie eine Flüssigkeit ­(= fließend) und scharf. Von Substanzen mit Eigenschaften, die diesen entgegengesetzt sind, wird Pitta schnell besänftigt.Überall, wo diese Eigenschaften von Natur aus im Körper zu finden sind, ist das Pitta-Prinzip aktiv. Diese Aktivitäten nennt man die Pitta-Funktionen. Sind die Eigenschaften zu stark ausgeprägt, spricht man von einer Pitta-Störung, also einem Pitta-Überschuss, der durch entsprechend entgegen gesetzte Maßnahmen ausgeglichen werden muss. Z.B. zeigt sich eine normale Aktivität des Pitta-Prinzips in der Eigenschaft ‚ sauer im Magen:

Pitta ist für die Aufspaltung der Nahrung mittels der Verdauungssäfte verantwortlich. Krankhaft wird die Ausprägung dieser Eigenschaft bei der Magenübersäuerung – ein typisches Pitta-Symptom. Ausgleichen lässt sich dieser Überschuss z.B. durch die weichen, kühlenden und bitteren Eigenschaften des indischen Spargels Shatavari.

Konstitution und äußere Einflüsse

Jeder Mensch reagiert gemäß seiner individuellen Anlagen (Konstitution) anders. Eine Pitta-Konstitution, die von Natur aus viel Hitze und Säure mitbringt, reagiert intensiver auf Pitta-fördernde Einflüsse, sodass z.B. Entzündungserkrankungen bei diesem Typ gehäuft vorkommen. Mit dem Wissen um diese Neigungen kann man durch ausgleichende Ernährungs- und Verhaltensmaßnahmen dem Ausbruch der Erkrankungen vorbeugen. Besonders sind es äußere Einflüsse, die die Doshas bzw. ihre spezifischen Eigenschaften im Körper verändern – seien es Ernährung, Verhalten, Heilmittel, klimatische oder gar soziale Einflüsse. So fördern scharfe und saure Nahrungsmittel, ­heißes Klima und eine aggressive Atmosphäre das Pitta-Dosha und damit auch Magenübersäuerung und Entzündungen. Unter den Nahrungsmitteln regen besonders Pfeffer, Chili, Muskat, Meerrettich, Essig, Zitrusfrüchte und saure Beeren, Fleisch, Sesamsamen, Auberginen, gesäuerte Milchprodukte, Alkohol und Schafsmilch Pitta an.

Pitta-Symptome

Pitta-typische Beschwerden entstehen meist auf der Grund­lage einer Pitta-Konstitution, jedoch auch generell durch Pitta-­fördernde Faktoren in Ernährung, Verhalten und Klima. Mit der Kenntnis der Pitta-Eigenschaften lassen sich diese Symptome auch für den Laien leicht feststellen. Im Vordergrund stehen Hitze- und Säureentwicklung. Oft gehen diese Beschwerden von den Verdauungsdrüsen aus und zeigen sich auf der Haut oder auf Schleimhäuten:

  • Entzündungen
  • Eiterungs- und Fäulnisprozesse
  • Brennen (z.B. Verbrennungen, Harnwegsinfekte)
  • Hitze (z.B. Hitzewallungen, Fieber)
  • Magenübersäuerung und Geschwüre
  • Durchfall
  • ausgeprägter Hunger und Durst
  • starke Schweißbildung
  • Blutungsneigung
  • rötliche, gelbliche und grünliche Färbung von Sekreten oder Organen

Therapie

Wie die klassische Definition beschreibt, besteht die Therapie von Pitta-Symptomen darin, Maßnahmen einzusetzen, die Pitta-entgegengesetzte Eigenschaften besitzen. Dabei versucht man alle Lebensbereiche zu erfassen. In der Ernährung bedient man sich hauptsächlich der Nahrungsmittel, die bitter, süß oder zusammenziehend im Geschmack sind wie Milch, Ghee, brauner Zucker, Weizen, Gerste, Reis, Zucchini, Kürbis, Banane, Mango, Kokosnuss, süße Granatäpfel, Weintrauben, Koriander und Nelken.

Als Tees sind Fenchel, Süßholz, Rosenblütenblätter oder Sandelholz geeignet. Auch Heilkräuter müssen kühlend und bitter sein, um pitta zu verringern. Zur Besänftigung von Pitta haben sich Rasayanas wie Guduchi (Tinospora cordifolia) und Shatavari (Asparagus racemosus) bewährt. Spezieller wirken Shankha-bhasma (Schneckenmuschel-Asche) und das ausleitende Avipattikara-Pulver. Was Verhalten und andere äußere Faktoren anbelangt, so kann Pitta auch hier durch Ruhe und Kühlung besänftigt werden:

  • kühles Klima (nordisch, Wassernähe bes. Flussinseln, Mondlicht)
  • Natur-Wanderungen (bevorzugt an Gewässern) und Schwimmen
  • Yoga-Übungen mit Ventilfunktion (Simhasana)
  • Aggressions-Entladung (Sport etc.)
  • kühlende Atemübungen (Shitali)
  • kühlende Kleidung und kühlender Schmuck (wie z.B. Seide und Perlen)
  • Parfums mit weichem, süßem, angenehmem, kühlendem Geruch (z.B. Sandel, Rose)
  • Umgang mit wohlwollenden Freunden und angenehmen Menschen
  • Meditation

Als äußerliche Anwendungen werden kühlende Stirngüsse (mit Buttermilch), sanfte Massagen mit Pitta-reduzierenden Ölen (Kokosöl, Sandelholz) und Fußmassagen mit Ghee empfohlen.
Sollten alle genannten Maßnahmen nicht fruchten, so steht im Ayurveda eine besondere Methode zur Verfügung: Die Ausleitung. Die beste Methode, um überschüssiges Pitta aus dem Körper zu entfernen, ist das therapeutische Abführen (virecana). Diese drastische Maßnahme ist nur von erfahrenen Spe­zialisten durchzuführen, zeigt aber bei den typischen Pitta-Symptomen hervorragende Wirkung: Die Befreiung vom Feuer!


Heft 10 – Ayurveda Urlaub

Ein ayurvedischer Urlaub auf dem Kontinent seiner Herkunft? Eine traditionelle Kur entspricht da oft nicht den Vorstellungen eines erholsamen Aufenthalts. Das Ayurveda Journal 10 wägt ab zwischen Wellnessurlaub und traditioneller Behandlung.