Die große Anzahl ayurvedischer Präparate stehen in verschiedensten Darreichungsformen zur Verfügung. Sie lassen sich zunächst in die Gruppen der fermentierten Präparate, der Extrakte, der Fettpräparate, der Pulver und der geformten Präparate wie Tabletten usw. einteilen. Welche dieser Darreichungsformen die sinnvollste und geeignetste ist, hängt von verschiedensten Faktoren ab, wie z.B. von der Verdauungskraft oder dem Anwendungsbereich, um nur zwei zu nennen. Es ist einleuchtend, dass es wenig sinnvoll erscheint, jemandem mit einer schwachen Verdauungskraft ein schwerverdauliches Präparat, wie z.B. frische Kräutersäfte (Svarasa) anzubieten. Für eine Pille ist der Gehörgang wiederum nicht der geeignete Anwendungsbereich.

Medizinierte Öle

Die wohl bekannteste Darreichungsform im Ayurveda sind die Öle, die hauptsächlich zur Applikation auf der Haut (Abhyanga) verwendet werden. Einige von ihnen können aber auch in kleinen Dosen als Arznei oder als Snehapana (Einnahme von Fetten bei Vorbehandlungen im Panchakarma) eingenommen werden.

Gritha

Ein weiteres Fettpräparat ist das Gritha (mit Kräutern mediziniertes Ghee). Die verschiedensten Grithas können äußerlich wie innerlich verwendet werden. Ghee in kleinen Dosen bis zu 25 ml hat die Besonderheit, die Agnis (Verdauungkraft) zu stärken, ohne Pitta zu erhöhen. Die im Gritha verarbeiteten Substanzen können in dieser Fettverbindung besser die Hirn-Blut-Schranke überwinden. Sie können deshalb gut bei Hauterkrankungen und aber auch bei Krankheiten des Nervensystems und der Psyche angewendet werden. Brahmi Gritha ist für die Psyche und die Haut, Indukantam Gritha bei Verdauungsproblemen und Nervenleiden besonders geeignet.  

Arishtas und Ashavas

Sehr beliebt sind im Ayurveda die Arishtas und Ashavas. Diese fermentierten Produkte enthalten aber in geringen Mengen Alkohol (bis zu 11%), sind also für Alkoholiker, bei manchen Lebererkrankungen und für Kinder nicht geeignet. Da sie recht gering dosiert werden ­(2-4 TL mit der gleichen Menge Wasser 2x tgl.), können sie unbedenklich eingenommen werden. Alkohol wirkt besonders auf das Nervensystem, deshalb sind z.B. nervöse Verdauungsbeschwerden (Dashamularishta) oder Schlafstörungen (Ashvagandharishta) Indikationen für Arishtas.

Kräuterextrakte

Bei den Extrakten unterscheiden wir Svarasas (ausgepresster Pflanzensaft), Kvathas (Abkochung), Phanda (heißer Auszug), Hima (kalter Auszug), Pulver und Kalkas. Svarasas sollten wie schon oben erwähnt nur bei gut funktionierender Verdauung und kräftigen Personen verwendet werden. Sie sind in der Wirkung aller Extrakte am stärksten und finden besonders bei akuten Erkrankungen Anwendung, intern und extern. Die Dosis liegt in der Regel bei ca. 20 – 30ml.

Frischer Basilikum Saft hilft z.B. bei aufgeblähtem Bauch oder bei Erkältungen. Kvathas sind Abkochungen aus verschiedenen getrockneten Kräutern. Sie sollten täglich frisch hergestellt werden und zur Hälfte morgens und abends eingenommen oder sind für Darmeinläufe, Augenbäder einsetzbar. Häufig sind sie sehr bitter im Geschmack (Kashaya) und daher nicht besonders beliebt. Sie sind stark in der Potenz (Wirkkraft) aber wesentlich leichter verdaulich als Svarasas und deshalb bei chronischen Erkrankungen mit geschwächter Verdauungskraft (Agni) indiziert. Ein Beispiel dafür ist Manjishtadi Kvath, zur Blutreinigung bei Psoriasis und anderen Hauterkrankungen. Als Niruhabasti (Einlauf in den Darm ) werden Kvathas zur Eliminierung von Vata-Dosha appliziert. Für Ayurvedische Augenbäder (Netrabasti) ist Triphala Dekokt angezeigt.

Phanda, ein heißer Aufguss ist bei Pitta bedingten Erkrankungen einem Kashaya vorzuziehen, da die Kräuter nicht gekocht werden, sondern sie ziehen nur 5 – 10 Minuten im kochendem Wasser. Die Potenz ist aber auch geringer als die der Kvathas. Werden sie mit Churnas (Pulvern) hergestellt, sind sie besonders leicht verdaulich. Phandas werden gleich nach der Herstellung konsumiert.

Hima ist ein kalter Aufguss, bei dem die Droge über Nacht in kaltem Wasser zieht. Wird anstelle des Wassers Milch verwendet, ist die kühlende Wirkung noch stärker. Für Pitta bedingte Erkrankungen ist diese Form des Aufgusses besonders geeignet. Eine Pitta bedingte Verstopfung kann so gut reguliert werden.

Kräuterpulver

Churnas, feine Kräuterpulver, sind leicht verdaulich und können in unzähligen Variationen gemischt werden, solange die Kompatibilität gewährleistet ist. Es gibt ganz klassische Churnas wie Trikatu, Triphala, Hingvastak, Avipattikara, um nur einige zu nennen. Churnas werden eingenommen, können aber auch zur Massage (Udvardhan) eingesetzt werden. Wie oben erwähnt, können daraus auch Aufgüsse oder auch Lepas (Kräuterwickel) hergestellt werden. Bei der Einnahme von Churnas muss immer ein Adjuvans (Begleitsubstanz, z.B. Wasser, Ghee usw.) in doppelter Menge beigefügt werden. Dieses Adjuvans ist wesentlich an der Wirksamkeit beteiligt. Die in Tablettenform gepressten Churnas (sollte ohne Bindemittel geschehen) werden Vatis genannt. Dadurch sind sie besser einzunehmen als die Churnas aber in der Praxis nicht so individuell zu kombinieren. Da die Kräuter, aus denen Churnas erstellt werden, nicht immer wohlschmeckend sind, werden die Vatis bereitwilliger auch über einen längeren Zeitraum eingenommen.

Pasten

Kalkas sind zu einer Paste verrührte Pulver. Dafür werden unterschiedlichste Flüssigkeiten verwendet, wie Wasser, Öl, Milch oder Pflanzensäfte. Kalkas können äußerlich als Lepa (Wickel), und innerlich zur Einnahme angewendet werden. Kalkas sind auch Bestandteil von Bastis (Einläufen) und werden zur Herstellung von medizinierten Ölen benötigt.

Präparate mit indischer Myrrhe

Gugguls sind meist kleine runde Pillen, deren Namen von einem der Hauptbestandteile Commiphora mukul (im Sanskrit Guggulu genannt), der indischen Myrrhe, stammen. Sie werden bei chronischen Erkrankungen wie Polyarthritis, Migräne, Hypercholesterinämie, Lähmungen usw. eingesetzt. Um ihre volle Wirkung entfalten zu können, sollten sie vor der Einnahme im Mörser zerstampft werden.

Kräutermus

Zu den beliebtesten ayurvedischen Präparaten gehören die Lehams. Man kann sie als eine Art Mus oder Marmelade ansehen, die recht lecker schmecken. Sie gehören zu den Rasayanas (Verjüngungsmittel). Das wohl bekannteste ist das Chyavanprash (Amlamus). Lehams können als Stärkungsmittel zur Gesunderhaltung oder zur Stärkung nach einer Krankheit oder Behandlung eingenommen werden. Man kann Lehams, wenn es der Indikation entspricht, über lange Zeiträume mit dem entsprechenden Adjuvans ohne Bedenken einnehmen. Mit dem geeignetsten Adjuvans, in der richtigen Dosierung, zum besten Zeitpunkt, über die richtige Zeitspanne verabreicht, wird ein ayurvedisches Präparat seine optimale Wirkung zum Segen des Konsumenten entfalten und einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit leisten.


Heft 11 – Vital in jedem Lebensalter

Rasayana – Verjüngende Nahrungsmittel und Präparate spielen in ayurvedischen Therapien eine große Rolle. Mit steigendem Alter jung, aktiv und vital zu bleiben kann mit einer ayurvedischen Lebensweise erzielt werden. Das Ayurveda Journal 11 verrät Ihnen wie!