Der Einsatz fettiger Zubereitungen hat in der ayurvedischen Gesundheits- und Heilkunde seit langem Tradition. Die Möglichkeiten sind vielfältig, ein mediziniertes Ghrita lässt sich innerlich und äußerlich anwenden.

Wirkung von Gritha

Butterreinfett wird im klassischen Ayurveda als das beste unter allen tierischen Fetten angesehen und wirkt als exzellentes „Yogavahi“ – es trägt und potenziert die Qualitäten medizinischer Substanzen. Folgende Wirkungen werden zugeschrieben:

  • besänftigende Wirkung auf Pitta und Vata, ohne extrem Kapha zu erhöhen
  • fördert den Nährsaft, aus dem alle Körpergewebe genährt werden
  • erhöht die Qualität und Quantität des Fortpflanzungsgewebes und stärkt Ojas, die vitale Essenz unseres Körpers
  • wirkt stark auf das Nervensystem ein
  • beseitigt brennende Empfindungen
  • erzeugt Weichheit im Körper
  • fördert die Stimme, Hautfarbe und -glanz
  • stärkt Verdauung und Stoffwechsel
  • gibt körperliche Kraft und baut in Mangel geratene Körpergewebe wieder auf.

Herstellung von mediziniertem Gritha

Für die Herstellung eines medizinierten Gritha benötigen Sie Butterreinfett, Wasser, ausgewählte Kräuter im Grobschnitt sowie pflanzliche Pulver.

Die Zubereitung erfolgt nach einer grundlegenden Formel: 1 Teil Pflanzenpaste (Kalka) wird mit 4 Teilen Butterreinfett (Ghrta) und 16 Teilen Flüssigkeit (Drava) so lange geköchelt, bis das gesamte Flüssigkeitsvolumen verdunstet ist. Das Ergebnis ist ein Gritha, welches nun Farbe, Geschmack und therapeutische Qualitäten der Kräuter in sich trägt. Die zu 16 Teilen verwendete Flüssigkeit besteht zumeist aus einem wässrigen Auszug, der selbst aus 1 Teil Kräutern und 16 Teilen Wasser durch Einkochung auf ¼ der Wassermenge gewonnen wird.

Klassische Ghee-Rezepturen und deren Einsatzgebiete

  • Triphala Gritha (auf Basis der „drei Früchte“) – bei Nachlassen der Seh- und Hörkraft
  • Shatavari Gritha (auf Basis von Asparagus racemosus) – bei Entzündungen der Magen- und Darmschleimhäute, Frauen im Klimakterium, Magerkeit
  • Brahmi Gritha (auf Basis von Bacopa monniera) – bei Epilepsie, Depressionen, Konzentrationsstörungen
  • Ashvagandhadi Gritha (auf Basis von Withania somnifera) – bei Schlafstörungen, innerer Anspannung, Unfruchtbarkeit
  • Tikta Gritha (auf Basis bitterer Heilpflanzen) – bei Hauterkrankungen wie Psoriasis, zur Vorbereitung auf die Ausleitungen im Pancha Karma

Äußerlicher Einsatz von Gritha

  • Fußmassage (Padabhyanga) – mit Triphala Gritha: wirkt stark auf Augen und Ohren ein
  • Augenbehandlung (Akshitarpana) – mit Triphala Gritha: wirkt augentonisch und verbessert das Sehvermögen
  • Intranasaltherapie (Nasya) – mit bsp. Brahmi Gritha: wirkt bei psychischen Problemen wie depressiven Verstimmungen
  • Lokalbehandlungen (Lepa) bei Hauterkrankungen – z. B. mit Jatyadi Gritha bei Wunden

Moderne Erfahrungen

Der Einsatz von Gritha hat sich in der Ayurveda-Therapie auch für Europäer als äußerst nützlich erwiesen. Es kommt auf die rechte Dosis an, um Nebenwirkungen vermeiden zu können. Butterreinfett ist cholesterinhaltig und sollte daher bei Fettstoffwechselstörungen nicht über längere Zeiträume hochdosiert eingesetzt werden. Liegen Fettverdauungsstörungen der Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse vor, sollte vor Einsatz immer ein kundiger Mediziner kontaktiert werden.


Heft 10 – Ayurveda Urlaub

Ein ayurvedischer Urlaub auf dem Kontinent seiner Herkunft? Eine traditionelle Kur entspricht da oft nicht den Vorstellungen eines erholsamen Aufenthalts. Das Ayurveda Journal 10 wägt ab zwischen Wellnessurlaub und traditioneller Behandlung.