Wir alle kennen es noch von früher – seit Urzeiten pflegten Mütter schon dafür Sorge zu tragen, dass sich die Kinder „warm“ anziehen. Insbesondere in der kühleren Jahreszeit gingen die Augenbrauen hoch, wenn das pubertierende Mädchen im Minirock und bauchfreiem Shirt das Heim verließ. Dabei handelt es sich bei dem so einfachen und gut gemeinten Tipp um wertvolles Ayurveda Wissen.

Das Thema Blasenentzündung und Harnwegsinfekte begleitet uns in der Ayurveda-Praxis öfter, als uns lieb ist. Häufiger Drang zum Wasserlassen mit wenig Ergebnis, Brennen beim Urinieren, unangenehmer Geruch oder Eintrübung des Harns, Schmerzen und Krämpfe, Blut im Urin – das sind die Symptome, die auf eine Blasenentzündung hindeuten. Auffallend ist, dass vor allem jüngere Frauen sowie Frauen in und nach den Wechseljahren häufiger betroffen sind. Die Herren reihen sich meist erst ab dem Pensionsalter gleichberechtigt in den Club der Leidenden ein. Schmerzhaft und unangenehm sind die Symptome. Das Fatale ist, dass leider die Wiederholungsneigung relativ hoch ist. Mit diesen Ayurveda Tipps stehen die Chancen jedoch sehr gut, Blasenentzündungen in Zukunft zu vermeiden und dem rezidivierenden Geschehen den Garaus zu machen.

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Ursachen und Behandlung von Blasenentzündungen in der Schulmedizin

In der Schulmedizin wird bei Blasenentzündungen meist der Begriff Zystitis verwendet. Unterschieden wird zwischen akuter und chronischer Zystitis und etlichen Unterformen. Zu den häufigsten Ursachen zählen gramnegative bakterielle Infektionen, die durch Escherichia coli ausgelöst wurde. Die E.coli sind eigentlich am richtigen Platz harmlose Darmbakterien, welche durch die Harnröhre eindringen können, von dort weiterwandern, Schwachstellen finden und wo sie sich anhaften, leichte bis schwere Reizungen (Entzündungen) auslösen. Oftmals ruhen sich die Bakterien intrazellulär an einem Ort aus, ohne Symptome zu zeigen. Sobald die Immunität jedoch abnimmt, schlagen sie wieder zu. Auch können Hefepilze oder Viren für die Infektion verantwortlich sein. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse haben noch einen weiteren Auslöser gefunden, ein Bakterium namens Gardnerella vaginalis, welches in der Scheidenflora vorkommt und indirekt dem E.Coli den Weg begünstigt. Ebenso können Hormonschwankungen, Diabetes mellitus, Harnabfluss-Irritationen und -Störungen, sowie Ping-Pong Infektionen durch Geschlechtsverkehr als Verursacher genannt werden. Die weit verbreitetste Medikation der Schulmedizin ist nach wie vor der Einsatz von Antibiotika.

Blasenentzündung im Ayurveda

Im Ayurveda zählt die Harnblase zum Körpersystem der Mutravaha Shrotas, denen auch Niere, Harnleiter, Harnröhre zugeordnet sind. Shrotas sind im Ayurveda Kreislaufsysteme, die in den jeweiligen Körperstrukturen für deren Versorgung, dem Austausch und Abtransport von Nähr- und Abfallsubstanzen dienen. Blasenentzündungen gehören zu den Störungen der Mutravaha Shrotas und werden als Mutrakruccha bzw. Mutrakriccha bezeichnet.

Mutrakruccha / Mutrakriccha: Dies bedeutet so viel, wie „Schwierigkeiten, Schmerzen oder Behinderung beim Urinieren des unteren Harntrakts“.

Eine Frau mit langen schwarzen Haaren sitzt auf einem weiß bezogenen Bett und hat den Kopf vom Betracher abgewendet. Sie trägt ein weites, helles Jeanshemd.

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Verursachende Faktoren

Störungen der Tridosha (Vata, Pitta, Kapha), die meistens durch nicht konstitutionsgerechte Ernährung, Trinkgewohnheiten oder Lebensweisen entstehen. Je nach Konstitution neigen wir eher zu Vata-, Pitta- oder Kapha-typischen Blasenentzündungen.

Weitere Ursachen können Verletzungen (Abhighataja), Steinleiden (Ashmarija) und das Eindringen von Darmbakterien (Purishaya) oder Samenflüssigkeit (Shukraja) sein.

Symptome mit Dosha-Bezug

VataPittaKapha
Krämpfe beim WasserlassenHarndrang mit Brennen beim UrinierenUrinieren fällt schwer
Häufiger Drank, aber spärliche Urinmengestark gelber oder blutiger UrinDer Urin ist hell, weiß und schmierig in der Konsistenz
Schmerzen in den Leisten,
der Blase oder des Penis
Druckempfindlichkeit unterhalb des BauchnabelsSchwellung von Blase und Penis
Fieber mit Schüttelfrost kann eine Begleiterscheinung sein

Generelle Tipps für Alle

  • Viel trinken: Alle Konstitutionen sollten täglich 2-3 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen, damit die Bakterien wieder aus Blase und Harnleiter herausgespült werden. Nieren- und Blasentees, Ingwerwasser, Cranberrysaft, Preiselbeersaft, Tee aus Birkenblättern, Salbei, Wacholder und Goldrutenkraut eignen sich für alle.
  • Natürliche Bedürfnisse nicht zurückhalten: Achten Sie darauf, den Harndrang nicht zurückzuhalten, sondern immer rechtzeitig und regelmäßig die Blase zu entleeren – und zwar vollständig! Sowohl präventiv, als auch bei bestehender Störung.
  • Ruhe: Ausreichend Schlaf und Erholung sind jetzt angesagt. Keine Überanstrengung.
  • Ernährung: Leicht verdauliche, gekochte Speisen (Suppen, Getreide- und Gemüsegerichte), süße Früchte (Äpfel, Weintrauben), bittere Tees. Alle schwer verdaulichen, sauren und Shrotas blockierenden Substanzen meiden.
  • Unterstützende Kräuter: Dashamula-Abkochung: 2 gehäufte TL Dashamula Churna in 4 Tassen Wasser kochen, um die Hälfte reduzieren lassen, abseihen und jeweils morgens und abends 1 kleine Tasse trinken.
    Chandraprabha Vati: 2×2 Tabletten einnehmen.
  • Vorbeugung: Immunität stärken. Beckenregion warm halten, gutes Schuhwerk, bei Kältegefühl rasch aufwärmen mit warmen Duschen, Bädern und Getränken.

Spezielle Empfehlungen für jeden Typ

Vata

Therapie: Warme Ölmassagen mit Vata-Öl, Wärme, lokale Schwitzbehandlungen (Wärmflasche), Ölwickel mit Vata-Öl und Öleinlauf

Kräuter: Zu gleichen Teilen Gokshura, Dashamula und Bala mischen und 2×2 TL täglich einnehmen.

Abkochung: Guduchi, Ingwerpulver, Amalaki, Gokshura und Ashwagandha Churna zu gleichen Teilen mischen, eine Abkochung herstellen und trinken

Ernährung: Leicht, warm, weich, süß, feucht, beruhigend (z.B. Cremesuppen)

Getränke: Reiswasser, Vata-Chai

Pitta

Therapie: Ölmassagen mit kühlendem Pitta-Öl, Teilabhyanga am Unterbauch und Nierenregion

Mediziniertes Ghee: Shatavari-Ghee

Kräuter: Zu gleichen Teilen Gokshura, Purnanava und Haritaki 1-3 g 14 Tage mit Milch/Kokosmilch einnehmen.

Abkochung: Guduchi, Ingwerpulver, Amalaki, Gokshura und Ashwagandha Churna zu gleichen Teilen mischen, eine Abkochung herstellen und trinken

Ernährung: Mild, weniger gekocht, süß und bitter (z.B. Bohneneintopf)

Getränke: Abgekochtes Wasser, Hibiskustee, Salbeitee, Traubensaft, Kokoswasser

Kapha

Therapie: Wärme,Ölmassage mit Kapha-Öl, Udvartana mit Kapha-Pulver, danach Schwitztherapie in der Swedbox oder Sauna.

Kräuter: Scharfe und durchdringende Kräuter wie Trikatu, Shilajit und Haritaki zu gleichen Teilen mischen und 3×2 TL einnehmen. 3×2 Kapseln Gokshura einnehmen.

Abkochung: Guduchi, Ingwerpulver, Amalaki, Gokshura und Ashwagandha Churna zu gleichen Teilen mischen, eine Abkochung herstellen und trinken

Ernährung: Leicht, warm, trocken, anregend (z.B. scharfes Gemüsecurry)

Getränke: Kapha-Tee, Salbeitee

Wann zum Arzt?

Zögern Sie nicht und holen Sie sich bei einer kompetenten Ayurveda-Fachperson Hilfe. Bei Problemen, die länger als 3 Tage bestehen, sollten Sie sich auf alle Fälle an den Arzt Ihres Vertrauen wenden.