Ashwagandha (Withania somnifera) ist in Europa eine der bekanntesten Pflanzen der ayurvedischen Pflanzenheilkunde (Dravyaguna). Wörtlich übersetzt bedeutet Ashwagandha so viel wie: „was den Geruch eines Pferdes hat“ – und spielt auf die Energie und Sexualkraft eines Pferdes an, die sie demjenigen verleiht, der sie einnimmt. Dies ist bereits ein deutlicher Hinweis hinsichtlich der verjüngenden, stärkenden und nährenden Wirkung dieser Pflanze auf die Fortpflanzungsorgane und das Hormonsystem. Obwohl Ashwagandha sich auch hervorragend für Männer eignet, ist es aufgrund seiner ausgleichenden und aufbauenden Wirkung hierzulande auch besonders bei Frauen beliebt.

Botanik und Beschreibung

Ashwagandha kennt man in Deutschland auch unter dem Namen Winterkirsche oder Schlafbeere, und obwohl Ashwagandha vor allem in Afrika, dem Mittelmeerraum, Asien, China und Mauritius gefunden wird, so ist sie auch in Europa bereits seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Es handelt sich bei Ashwagandha um eine buschige Pflanze mit eiförmigen Blättern und glockenförmigen Blüten, aus denen sich kleine kirschartige, rote Früchte bilden. Im Ayurveda werden vor allem die Wurzeln verwendet, die im Winter gesammelt, gewaschen und zu Pulver oder Tabletten weiterverarbeitet werden.

Ayurvedische Eigenschaften und Wirkungen von Ashwagandha

Dosha: Vata und Kapha werden verringert
Rasa (Geschmack): bitter, herb
Guna (Eigenschaft): leicht
Vipaka (Wirkung nach der Verdauung): süß
Virya (Potenz): erwärmend

Die Wirkung einer Heilpflanze ist im Ayurveda abhängig von ihren Eigenschaften. Je nachdem, ob sie z. B. erhitzend oder kühlend, süß oder herb ist, kann sie passgenau den Bedürfnissen des Patienten angepasst werden. Die Ashwagandha-Wurzel schmeckt bitter und herb und reduziert dadurch Kapha. Da sie erwärmend ist und einen süßen Nachgeschmack hat, beruhigt sie außerdem Vata Dosha. Pitta wird in der Regel durch Ashwagandha nicht erhöht, weshalb es teilweise auch als Tridosha-Mittel eingesetzt wird.

Was ist Ashwagandha?

Ashwagandha ist eines der am meisten geschätzten Heilkräuter des Ayurveda. Dies liegt mitunter daran, dass die Pflanze ein wahrer Alleskönner ist. Ob in Lebensphasen, in denen der Stress überhandnimmt, unser Nervensystem überlastet ist, wir Schlafprobleme haben oder bei hormonellen Störungen – Ashwagandha eignet sich fast immer und hilft uns, neue Kraft zu schöpfen und den Anforderungen des Alltags besser standzuhalten.

Wirkstoffe und bioaktive Substanzen

Ashwagandha enthält zahlreiche bioaktive Substanzen, wie Flavonoide, Alkaloide, Steroide und Steroidlactone. Dazu zählen auch die Withanolide, die für den größten Teil der Vorteile der Pflanze verantwortlich gemacht werden.

Einsatz und Wirksamkeit von Ashwagandha

Ashwagandha wird im Ayurveda bei diversen Störungen eingesetzt. Hier erhalten Sie eine Übersicht über die häufigsten Indikationen.

1. Ashwagandha bei Stress, Ängsten und Erschöpfung

Ashwagandha ist ein Adaptogen, was bedeutet, dass es hilft, uns zu „adaptieren“, also anzupassen. Genauer gesagt, unterstützt die Vata regulierende Wirkung uns darin, unsere Anpassungsfähigkeit an Stressoren zu erhöhen und somit unsere Belastungsfähigkeit zu steigern – körperlich wie geistig. In der Hausapotheke von Frauen kann Ashwagandha also bei Stress, Überarbeitung, Ängsten, Erschöpfung und zur Anhebung des allgemeinen Energieniveaus unterstützend eingesetzt werden. Diese Studie weist deutlich auf stressreduzierende Wirkung von Ashwagandha hin unter gleichzeitiger Abnahme des Cortisol-Levels im Körper.

2. Ashwagandha zur Unterstützung beim Sport

Auch unter Sportlerinnen gilt Ashwagandha zunehmend als ein beliebtes Mittel. Es gibt Studien, die andeuten, dass die Heilpflanze die maximale Sauerstoffaufnahme verbessert, den Aufbau von Muskulatur fördert und die allgemeine Regeneration sowie Muskelkraft unterstützt. Die Wurzel stärkt außerdem Mamsa-Dhatu, das Muskelgewebe, und wird bei verschiedenen Störungen des Muskel-Skelett-Systems innerlich und äußerlich angewendet.

3. Ashwagandha für einen guten Schlaf

Ashwagandha wirkt nervenberuhigend und angstlösend und wird aus diesem Grund häufig und erfolgreich bei Schlafstörungen eingesetzt, wie diese Studie andeutet. Schließlich geht man im Ayurveda davon aus, dass der Schlaf eine der wichtigsten Säulen zur Aufrechterhaltung der Gesundheit ist, der durch nichts ersetzt werden kann. Viele Frauen verwenden Ashwagandha sowohl bei Einschlaf- als auch bei Durchschlafstörungen. Empfohlen wird oft die Einnahme von 1 TL Ashwagandha Churna mit etwas Zucker und Ghee vor dem Schlafengehen.

4. Ashwagandha und das weibliche Fortpflanzungssystem

Ashwagandha zählt im Ayurveda als hervorragendes Aphrodisiakum. Es verbessert die sexuelle Kraft, Libido und Ausdauer, sowie die Fortpflanzungsfunktionen. Studien zeigen, dass Ashwagandha einen Einfluss auf die Hypophysen-Chemikalien hat, welche die Sexualhormone regulieren.

5. Ashwagandha und Untergewicht bei Frauen

Ashwagandha gilt als Brmhana (die Gewebe nährend) und wird ayurvedisch zur Unterstützung und Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichts eingesetzt. Bei Untergewicht wird die Einnahme in Kombination mit der richtigen Ernährung empfohlen – einer Kombination aus nahrhaftem Getreide, ausreichend Fetten, heißer Milch, ggf. zum Aufbau Fleisch oder Fisch und allgemein warmen und regelmäßigen Speisen. 1TL Ashwagandha Churna wird mit 1 TL Ghee und 1 Tasse Milch aufgekocht und für einen begrenzten Zeitraum täglich getrunken.

6. Ashwagandha und Unfruchtbarkeit

Ashwagandha hat ebenfalls eine positive Wirkung auf Shukra Dhatu, das Fortpflanzungsgewebe. Aufgrund seiner hormonregulierenden, tonisierenden, nährenden und verjüngenden Eigenschaften ist Ashwagandha in Kombination mit z.B. Shatavari ein gutes Ergänzungsmittel bei Kinderwunsch.

7. Ashwagandha und Hormonregulierung

Die Heilpflanze ist bekannt für ihre regulierende Wirkung auf die Schilddrüse. Besteht eine Dysfunktion der Schilddrüse, können Erschöpfung und Stress schnell überhandnehmen. Ashwagandha wirkt diesem entgegen und wird sowohl bei einer Überfunktion, als auch bei einer Unterfunktion der Schilddrüse erfolgreich eingesetzt, wie diese Studie andeutet.

8. Ashwagandha in den Wechseljahren

Durch ihre regulierende Wirkung auf die Schilddrüse ist Ashwagandha auch in den Wechseljahren eine beliebte Heilpflanze, da die Schilddrüse in dieser Zeit häufig Probleme bereitet.

9. Unterstützung bei Krebs

Ashwagandha kann Nebenwirkungen, wie Müdigkeit oder Schmerz konventioneller Krebs-Behandlungen lindern, sowie die allgemeine Lebensqualität verbessern und wird deswegen unterstützend bei z.B. Brustkrebs eingenommen.

10. Ashwagandha als Entzündungshemmer

Studien zeigen, dass Ashwagandha eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung hat. Das Kraut kann die mit Rheuma oder Arthritis einhergehenden Entzündungen, Schmerz und Steifheit lindern, wie diese Studie andeutet.

Einnahme und Darreichungsformen von Ashwagandha

Ashwagandha ist als Feinpulver (Churna), mediziniertes Öl (Ashwagandha Taila) für die äußerliche Anwendung, mediziniertes Butterfett (Ashwagandha Ghee), Arzneiwein (Ashwagandha Arishta) und als Extrakt-Tabletten erhältlich. In der Regel wird die Einnahme von Ashwaganda getrennt von den Mahlzeiten (ca. 2 Stunden Abstand) empfohlen. Als hervorragende Trägersubstanzen gelten heiße Milch, Ghee, Vata-reduzierende Kräutertees oder heißes Wasser. Die Einnahme und Darreichungsform wird individuell der zugrundeliegenden Störung angepasst.

Dosierung von Ashwagandha

Zu den häufig eingenommenen Präparaten zählen Ashwagandha Churna und Extrakt-Tabletten. Das Churna wird meist in einer Tagesdosis von 5-10 Gramm, verteilt auf 2-3 Einzelgaben eingenommen, während Extrakt-Tabletten oft als 2 Gramm Tagedosis (meist bis zu 6 Tabletten) verordnet werden.

Wann spüre ich die Wirkung von Ashwagandha?

Während Sie die Wirkung von Ayurveda Kräutern auf den Magen-Darm-Trakt oft unmittelbar spüren, dauert die Beeinflussung innerer Organe, des Hormon- oder Immunsystems deutlich länger, spätestens nach drei Monaten sollte eine Wirkung spürbar sein.

Nebenwirkungen von Ashwagandha

Nebenwirkungen zu Ashwagandha sind kaum bekannt und allgemein ist die Heilpflanze sehr gut verträglich. Greifen Sie jedoch nur auf Produkte in entsprechender Qualität zurück und sprechen die Darreichungsform und Dosierung mit Ihrem Ayurveda Arzt oder Therapeuten ab.

Bio-Qualität und Einhaltung kontrollierter Bedingungen

Achten Sie darauf ausschließlich auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen, die in deutschen Labors auf Schwermetalle und/oder Mikrobiologie überprüft werden, am besten in Bio-Qualität. Das gewährleistet nicht nur eine gute Produktsicherheit, sondern auch die erwünschte Wirksamkeit.

Rezepte mit Ashwagandha

Ashwagandha Rasayana-Mus für Frauen

Dieses Mus ist ein köstliches Rasayana – also Regenerationsmittel für Frauen und kann zu Hause in Windeseile selber zusammengemixt werden. Ob als Porridge-Topping, als Aufstrich oder ein Löffel zwischendurch – einfach immer köstlich und wohltuend.

Zutaten:
200 g Mandelmus
50 g Waldhonig
20 g Bio-Ashwagandha, Pulver
20 g Bio-Shatavari
1/2 TL Zimt, gemahlen
1/2 TL Kardamom, gemahlen
1/4 TL Vanillepulver

Ashwagandha Energy Balls

10 weiche Medjool-Datteln, entsteint und gehackt
120 g Mandeln
70 g Sonnenblumenkerne
45 g Rohkakaopulver
1 TL Bio-Ashwagandha, Pulver
2 EL Wasser

Mandeln und Sonnenblumenkerne fein mahlen, mit den restlichen Zutaten mischen und Bällchen daraus formen. Im Kühlschrank lagern.

Die Kräuter sind nicht dazu bestimmt, Krankheiten zu heilen oder ihnen vorzubeugen. Die hier geschilderten Wirkungen beziehen sich lediglich auf ayurvedisch-dynamische Prinzipien (Doshas), ihren Bezug zu den Organen und haben keine Entsprechung in der westlichen Wissenschaft. Sie dienen ausschließlich als Nahrungsergänzungsmittel, um das körpereigene Gleichgewicht im Sinne der ayurvedischen Dosha-Lehre zu harmonisieren.