In jedem Tempel, an jedem noch so entlegenen Busbahnhof sind sie zu finden, die Süßwarenstände in Indien. Eingekochte Milchwaren, frittierte Zuckerkringel in leuchtenden Farben und zum Thali gehören sie ohnehin dazu: Süßspeisen. Doch sind Süßspeisen „ayurvedisch“? Und wann sollten sie, wenn überhaupt, gegessen werden?
Der süße Geschmack spielt im Ayurveda eine zentrale Rolle. Sowohl in Getreidesorten, als auch in reifen, sattvischen Früchten und in Süßspeisen, die in Tempeln oder zu Festen verzehrt werden, ist er zu finden und wegen seiner besonderen Qualitäten als Lebenselixier zelebriert.
Süßspeisen sind madhu rasa, also von süßem Geschmack. Der süße Geschmack hat eine kühlende Wirkung und bringt mit den beiden Elementen Erde und Wasser eine Menge Substanz mit sich. Dank dieser kühlenden und aufbauenden Eigenschaften schenken ayurvedische Süßspeisen Geschmeidigkeit, Feuchtigkeit und nähren so auf körperlicher wie mentaler Ebene.
Gerade in den kalten Monaten des Jahres sind wir besonders anfällig für Unruhe und Nervosität. Damit wir im Herbst und Winter nicht aus der Balance geraten, dürfen wir jetzt ayurvedisch naschen – um Körper und Geist zu verwöhnen und zu erden.
Süßmittel im Rahmen wirkungsvoller Ernährungstherapie
Es empfiehlt sich, darauf zu achten, Süßmittel bewusst zu wählen und an die eigene Konstitution anzupassen. Sharkara – dem klassischen Ayurvedazucker – wird eine basische Wirkung zugeschrieben. Im Gegensatz zum Industriezucker ist er nicht heiß und übersäuernd. Er wird vor allem für Vata- und Pitta-Typen empfohlen und ist, wegen seiner aufbauenden und ausgleichenden Wirkung, auch in Ayurveda Rasayanas (ayurvedische Stärkungsmittel) zu finden. Darüber hinaus darf der klassische Pitta-Typ mit Kokosblütenzucker und Datteln süßen, dafür weniger mit Honig. Honig ist wegen seiner erwärmenden Wirkung vor allem für Kapha– Konstitutionen ideal. Jaggery, Datteln und milder Ahornsirup eignen sich wegen der ausgleichenden Wirkung besonders gut für Vata-Typen.
Da der süße Geschmack Kühle und Schwere mit sich bringt, ist es ratsam, bei Vata- und Kapha-Ernährung, Süßspeisen mit erwärmenden Gewürzen zu kombinieren, um Agni anzuregen und die Verdaulichkeit zu verbessern.
Konstitutionsgerecht Naschen und Genießen
Vata-Dessert: Kaju-Sheera mit Safran-Aprikosen
Erdend, einhüllend und reich an sinnlicher Fülle ist diese Vata-senkende Süßspeise.
Für den Sheera
2 Kardamomkapseln
2 Nelken
5 EL Reisgrieß (oder Dinkelgrieß)
2 EL Rosinen
2 EL Cashewnüsse
400 ml Reismilch
1 Prise Salz
1 EL Jaggery
Für das Obst
4 Aprikosen (frisch oder getrocknet) 4 Fäden Safran
1 Prise Zimt Wasser
So geht´s
Safranfäden mörsern und mit etwas kaltem Wasser übergießen und beiseitestellen.
Kardamomkapseln und Nelken im Mörser aufstoßen. Ghee in einem Topf erhitzen und dann die gemörserten Gewürze hineingeben. Kurz im heißen Fett schwenken. Dann Grieß dazu geben und im Fett anschwitzen. Rosinen und Cashews hinzufügen und weiter anschwitzen. Mit Reismilch ablöschen und mit einem Schneebesen verrühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Mit Salz und Jaggery auf kleiner Flamme für ungefähr 5 Minuten köcheln lassen.
Währenddessen frische Aprikosen waschen und würfeln. Bei getrockneten Aprikosen diese kurz in heißem Wasser einweichen lassen. Aprikosen mit etwas Wasser, dem Safranwasser und Zimt in einem geschlossenen Topf dünsten. Nach Bedarf mit Dattelsüße oder Jaggery abschmecken. Sheera in Schüsseln verteilen und mit Aprikosen garieren.
Tipp: Sie können anstelle von Jaggery auch eine gestampfte Banane dazugeben.
Kapha-Dessert: Mung-Usal
Kaphagerechte Süßspeisen enthalten idealerweise viel Frucht, wenig Getreide und Zucker. Auch Mungbohnen eignen sich wunderbar, um bekömmliche Desserts für Kapha-Typen zuzubereiten.
1 Handvoll Kokosraspel (klein)
1 reife Tomate, mittelgroß 1 Schalotte
3 EL Mungbohnen
1 EL Jaggery
1 TL Garam Masala Steinsalz Limettensaft
So geht´s
Die Mungbohnen sollten zuvor 8 Stunden eingeweicht werden.
Mungbohnen gründlich waschen und mit der dreifachen Menge Wasser in einem geschlossenen Topf köcheln lassen, bis sie gar sind, ungefähr 20 Minuten.
Währenddessen Tomate waschen, halbieren, entkernen und in kleine Würfel schneiden. Schalotte schälen und ebenso würfeln.
Ghee in einer beschichteten Pfanne erhitzen, Schalotte und Tomate hineingeben. Acht Minuten dünsten lassen. Dann die Kokosraspel hinzugeben und auf kleiner Flamme unter geschlossenem Deckel noch mal für acht Minuten dünsten lassen. Diese Mischung anschließend etwas abkühlen lassen und pürieren.
Die Mischung, Salz, Jaggery und das Garam Masala in den Mungbohnen-Topf hinzufügen und gemeinsam für ungefähr 5 Minuten köcheln lassen.
Nach Bedarf mit etwas Limettensaft abschmecken.
Pitta-Dessert: Rosen-Pannacotta mit Happy-Pitta-Granola
Pitta-Tyen brauchen im Herbst ganz besonders Kühle und Feuchtigkeit, um aufzutanken und zu regenerieren.
Für das Granola
100 g Hafermehl (oder Haferflocken, Kleinblatt)
50 g Kürbiskerne
50 g Sonnenblumenkerne
25 g Kokosflocken
2 EL Leinsaat
2 EL Kokosfett
2 EL Dattelsüße
1 TL Zimt
etwas Kardamom 2 Prisen Salz
1-2 EL Rosenblüten
Für die Pannacotta
150 ml Kokosmilch
150 ml Mandelcreme
1 EL Sharkara
¼ TL Kardamom, gemahlen
1 EL Rosenwasser
1 TL Limettensaft
1,5 TL Guarkernmehl
Für das Obst
Zum Beispiel Pflaumen, Sharkara und Zimt
So geht´s
Für das Granola alle Zutaten, bis auf die Rosenblüten, in eine Schüssel geben und mit den Händen vermengen. Im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad für 10 Minuten backen. Hin und wieder wenden. Das Granola darf nicht zu dunkel werden.
Anschließend abkühlen lassen und mit den Rosenblüten vermengen.
Für die Pannacotta Kokosmilch, Mandelcreme, Sharkara, Kardamom und Rosenwasser und Limettensaft in einer Schüssel mit einem Rührgerät mixen. Guarkernmehl durch ein Sieb hineingeben, mit dem Rührgerät weiter rühren. In Schälchen füllen und für 30 Minuten in den Kühlschrank stellen. Granola mit Pannacotta anrichten. Dazu passen gedünstete Pflaumen. Dafür Pflaumen waschen, halbieren, entkernen und mit etwas Wasser Sharkara und Zimt abgedeckt köcheln lassen.