„Was am Anfang bitter ist, wird am Ende süß“. Dieses Zitat lässt sich auf einige ayurvedische Kräuter und Gewürze anwenden. Grundstoffe der Ayurveda-Therapie wie Ashwangandha, Lobana oder die Karotte gehören zu dieser Kategorie, die durch ihre bitteren und süßen Eigenschaften eine reinigende Wirkung haben und doch den Körper nähren, aufbauen und stärken. Andere wichtige Kräuter und Gewürze dagegen sind und bleiben bitter.
Diese wirken grundsätzlich appetitanregend, ausleitend, entzündungs-hemmend und blutreinigend. Durch Bitterstoffe können Würmer in den Verdauungsorganen getötet, Giftstoffe ausgeschieden und Störungen des Kapha und Pitta ausgeglichen werden. Auch für das Blut ist der bittere Geschmack von großer Heil- und Wirkkraft: Alle bitteren Gemüse wie Artischocken oder Blattsalate, Gartenkräuter und Gewürze werden u.a. zur Blutreinigung und bei Hauterkrankungen eingesetzt und wirken zusätzlich noch reduzierend auf das Fettgewebe. Rein vom Geschmackserlebnis wird dem tikta rasa (bitter) ein eher mittelmäßiges Zeugnis ausgestellt. Die Bewertung reicht von aromatisch bis übelerregend.
Gerade Kinder, für deren Schnupfnasen und HNO-Beschwerden bittere Nahrungsergänzungen wie z.B. Vaca, Vasa, oder Efeuextrakt zur Stärkung der Immunität hervorragend geeignet sind, gehören zu all denjenigen, die die bittere Medizin nicht gut schlucken mögen. Sie bekommen diese – frei nach Mary Poppins und Ayurveda – mit etwas Zucker versüßt. Denn Vorsicht, der bittere Geschmack ist nicht immer und für jeden gut! Zuviel Bitter erhöht durch seine Luft- und Ätherelemente Vata und kann sowohl die körperliche und die psychische Labilität erhöhen. Der Körper erleidet einen Energieverlust, wird trocken, rauh und zehrt aus. Auf der emotional-geistigen Ebene können Ängste, Nervosität, Konzentrationsschwäche und Depressionen gefördert werden. Um dies zu vermeiden, sollten Menschen mit einem hohen Vata-Anteil Bitterstoffe grundsätzlich in Kombination mit süßen Nahrungsmitteln einnehmen, wie z.B. mit etwas Milch, Kandis oder Honig.
Zwei der wichtigsten Bitterstoffe der Ayurveda-Heilkunde finden wir in der täglichen Ayurveda-Küche:
Bockshornklee (methi)
Bockshornklee sind kleine leicht bittere Samen, welche in der indischen Küche als methi bekannt sind. Sie sind ein gutes Tonikum bei Schwächezuständen, in der Rekonvaleszenz und nach der Schwangerschaft. Als Tee, Gewürz oder in Form frischer Keimlinge belebt Bockshornklee den Stoffwechsel, die Verdauung, die Bauchspeicheldrüsenfunktionen und das gesamte Kapha-System. Er lindert Kapha-Beschwerden, wirkt sehr gut als Tee oder in der Nasenspülung nasya bei Erkältungskrankheiten und stärkt die Nerven. Ebenso wird methi als Verjüngungsmittel im Ayurveda verwendet.
Kurkuma (haridra)
Kurkuma, auch Haldi oder Gelbwurz genannt, bringt den Stoffwechsel durch seine bitteren und zusammenziehenden Eigenschaften ins Gleichgewicht. Er ist sehr blutreinigend, hilft bei Allergien, allergischem Asthma, Heuschnupfen, Hautproblemen, Hämorrhoiden und Brustschmerzen. Seine Inhaltsstoffe regen den Gallenfluss an, fördern die Leberfunktionen, wirken entzündungshemmend und stoffwechselanregend. In warmem Wasser aufgelöst und schluckweise getrunken wirkt er auch gegen Darmpilze. Sein Geschmack ist bitter und scharf und wirkt Vata erhöhend, außer er wird zusammen mit Öl oder Milch eingenommen. Besonders gut passt Kurkuma zu Weißkohl, Blumenkohl, Reisgerichten und als ausgefallene Variante zu Rotkraut. Eine warme Milch mit einer Messerspitze Kurkuma lindert anhaltende Müdigkeit und aktiviert die Körperkräfte. Kurkuma hat heiße und trockene Eigenschaften, einen bitteren und zusammenziehenden Geschmack und beruhigt alle drei Doshas.
Heft 10 – Ayurveda Urlaub
Ein ayurvedischer Urlaub auf dem Kontinent seiner Herkunft? Eine traditionelle Kur entspricht da oft nicht den Vorstellungen eines erholsamen Aufenthalts. Das Ayurveda Journal 10 wägt ab zwischen Wellnessurlaub und traditioneller Behandlung.