Ursachenforschung und nützliche Tipps
Von vielen Menschen wird der Frühling herbeigesehnt, für andere bedeutet Frühling aber auch allergische Reaktionen auf Pollen verschiedenster Art. Schnupfen, Augenbrennen, Husten und asthmatische Beschwerden können auftreten, in manchen Fällen auch Fieber. Von leichten Missempfindungen bis hin zu einem schweren Krankheitsgefühl reicht das Spektrum der Symptome.
Das Wort Allergie hat seine Wurzel im Altgriechischen und bedeutet Fremdreaktion (Allergia), ebenso wie das Wort Allos, was so viel wie fremd oder eigenartig bedeutet. Eine ungewöhnliche Reaktion auf Stoffe, wie z. B. Gräser und Pollen, welche im Grunde keine Gefährdung für den menschlichen Organismus bedeuten. Je nach Allergen kann der Heuschnupfen in Mitteleuropa zwischen Februar und Oktober auftreten. Schulmedizinisch betrachtet gehört der Heuschnupfen, auch Rhinitis allergica oder Heufieber genannt, zur Allergiegruppe eins vom Soforttyp. Die Behandlung erfolgt meist durch die Gabe von Antihistaminika oder Cortison. Eine sogenannte Desensibilisierung wird als prophylaktische Maßnahme angeboten.
Ayurvedisch betrachtet sind mögliche Ursachen für einen Heuschnupfen:
- Unterdrückung von natürlichen Bedürfnissen wie Niesen, Husten und tiefer Atmung
- schwache Verdauung und Entstehung von Ama (Stoffwechselschlacken)
- klimatische Einflüsse wie feuchte Kälte und Schnee
- häufiges Trinken von kaltem Wasser
- Tagesschlaf oder exzessiver Schlaf
- Einatmen von Rauch und Staub
- Umwelteinflüsse (weiter unten ausführlich)
Eine Anhäufung und gesteigerte Viskosität (Zähflüssigkeit) von Kapha-Dosha im Bereich des Atmungstraktes und des Kopfes ist die Folge. Das dadurch in seiner Bewegung behinderte Vata-Dosha trägt dazu bei, dass die typischen Symptome wie Niesreiz, Jucken der Schleimhäute in Rachen und Nase, Augenjucken und ein Schweregefühl im Kopfbereich entstehen.
Neben Kapha können auch Vata und Pitta am Heuschnupfen beteiligt sein. Die Beteiligung der einzelnen Doshas zeigt sich in der unterschiedlichen Symptomatik.
Bei starker Beteiligung von Vata zeigen sich Symptome wie intensives Niesen, Heiserkeit, Mundtrockenheit, klares, wässriges Sekret, stechender Schmerz im Kopfbereich und in der Nase.
Ist Pitta stark involviert, kommt es zu Fieber, Entzündungen in der Nase, starkem Durst, Trockenheit in Mund und Rachen sowie gelblichem Nasensekret.
Ist Kapha das dominante Dosha, sind Speichel und Nasensekret zähflüssig und weißlich, Juckreiz und Schwellungen treten im Nasenbereich auf. Appetitlosigkeit, Schweregefühl und Husten weisen ebenfalls auf eine Kapha-Dominanz hin. Bei einer Beteiligung aller drei Doshas treten verschiedene Kombinationen der eben beschriebenen Symptome auf.
Eine Chronifizierung der Beschwerden kann teilweise zu unangenehmen Folgeerkrankungen in Kopfbereich und Atmungstrakt führen.
Ayurvedische Interventionen
Da beim Heuschnupfen das Kapha-Dosha als Hauptverursacher angesehen werden kann, liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf einer Reduzierung oder Ausleitung von Kapha. Eine Reduzierung von Kapha kann häufig schon durch eine entsprechende Ernährung und Änderung im Lebensstil erreicht werden. Meiden Sie kalte Getränke, zu viele Milchprodukte, Speiseeis und Rohkost. Bevorzugen Sie bittere, scharfe Kräuter und Gewürze sowie trockene, warme Nahrung, um Schleimansammlungen zu verflüssigen und zu reduzieren. Trinken Sie heißen Kräutertee.
Meiden Sie auf jeden Fall Tagesschlaf und übermäßiges Schlafen, und unterdrücken Sie auf keinen Fall den Nies- oder Hustenreflex. Atmen Sie tief, gleichmäßig und frei. Atemübungen wie die Wechselatmung sind sehr hilfreich. Sorgen Sie für ausreichend Frischluft. Mit diesen Maßnahmen sollten Sie mindestens zwei Monate vor ihrer persönlichen Allergiezeit beginnen. Essen Sie abends nur leichte, warme Nahrung, z. B. eine Gemüsesuppe vor 19 Uhr.
Ihre Hauptmahlzeit sollten Sie auf jeden Fall mittags zwischen 12 und 14 Uhr zu sich nehmen.
Zur Unterstützung können Sie eine Kräutermischung dreimal täglich einnehmen:
Kräutermischung:
Dreimal täglich mit einem viertel Teelöffel Honig einzunehmen:
- vier Teile Sitopaladi (ayurvedische Gewürzmischung)
- vier Teile Yashtimadhu (Süßholzpulver)
- ein Teil Pippali (Langer Pfeffer)
Eine weitere pflegende Maßnahme ist die morgendliche Nasenspülung mit warmem Salzwasser (am besten Steinsalz). Zur Pflege der Nasenschleimhäute geben Sie nach der Spülung einen Tropfen Anu Tailam bei nach hinten überstrecktem Kopf in jedes Nasenloch, ziehen das Öl hoch und massieren leicht die Nasenflügel. Ein leichtes Brennen, das im Rachenraum entstehen kann, ist vielleicht etwas unangenehm, aber ungefährlich.
Durch Panchakarma kann Kapha mithilfe einer Ausleitung über den Darm (Virechena) angemessen reduziert werden. Um den Kopfbereich zusätzlich von überschüssigem Kapha zu befreien, ist nach der Reinigung des Magen-Darm-Traktes eine ausleitende Behandlung über die Nasenschleimhäute (Shirovirechena) angezeigt. Auch diese sollte von einem ayurvedischen Experten durchgeführt werden. Kräuteröle wie Shadbindu Tailam oder verschiedene Pulvermischungen finden hier Anwendung.
Vorbeugen ist besser
Eine der Konstitution, Alter, Jahreszeit und Allergie entsprechende Ernährung und Lebensweise hilft, die Entstehung von Allergien zu vermeiden.
- Essen Sie so natürlich wie möglich.
- Meiden Sie die oben und unten aufgeführten Reize und Ursachen entsprechend Ihrer individuellen Belastungsgrenzen.
- Meiden Sie Fertigprodukte und Nahrungsmittel, die mit künstlichen Aromastoffen versetzt sind.
- Lernen Sie, wieder auf die Signale von Körper und Psyche zu achten und reagieren Sie darauf.
- Achten Sie auf Ihr persönliches, gesundes Verhältnis von Anspannung und Entspannung im Alltag.
- Fördern Sie sattvische Qualitäten durch Meditation und Yoga.
Allergien und Umwelt – eine ayurvedische Betrachtung
Warum haben nachweislich Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind, weniger häufig Heuschnupfen als Menschen, die aus der Großstadt kommen?
Die heute allgegenwärtige Reizüberflutung der Sinne, die in einer Großstadt wesentlich intensiver ist als auf dem Land, führt zu einer Überforderung in der Reizverarbeitung.
Es ist hinlänglich bekannt, dass Lärm krank macht. Hinzu kommen aber noch die Lichtreize der Großstadt und Feinstaub, die die Augen belasten. Auch unnatürliche Gerüche durch Abgase und Platzenge in überfüllten Verkehrsmitteln bedeuten Stress.
Geschmacksirritationen durch Abgase und künstliche Nahrungsmittelbeigaben tun ein Übriges. Das alles sind Reizüberflutungen, die über die Sinne auf den Körper einwirken.
Davon sind wiederum die drei Doshas betroffen, die über die zugehörigen Subdoshas auf die Sinne wirken. So wie unser Geschmackssinn durch den dauernden Konsum von stark gesüßten Speisen gestört wird, können auch die anderen Sinne durch die oben beschriebenen Umwelteinflüsse gestört werden. Die Doshas spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Körpergewebe. Die Essenz aller Gewebe ist Ojas und dieses Ojas spielt eine wesentliche Rolle für das Immunsystem. Das heißt, gestörte Doshas verursachen eine gestörte Gewebebildung, bedingen ein geringeres und minderwertiges Ojas und dadurch eine verminderte oder gestörte Immunität.
Eine Störung der Zellfunktionen in den Abwehrzellen kann zu Autoimmunreaktionen, aber auch zu überschießenden Reaktionen auf körperfremde Stoffe wie z. B. Pollen führen. Abschließend gesagt: Nicht allein Lebensmittel, Metalle, chemische Substanzen und Pollen können Allergien auslösen, sondern auch die Reizüberflutung durch die Umwelt und die dadurch verursachte Dauerbelastung kann einen Anteil daran haben. Zu wenig Sinnesreize machen krank, zu viele aber ebenso. Achten Sie deshalb in Ihrem Alltag auf eine ausgewogene Balance zwischen Aktivität und Ruhe, um Ihre Gesundheit zu schützen und zu fördern.
Heft 57 – Wohlfühlgewicht
Das Ayurveda Journal beschäftigt sich in dieser Ausgabe als Titelthema mit dem Schwerpunkt Wohlfühlgewicht.