Ein Tausendsassa unter den Gewürzen

Hing, auch als Stinkasant und Teufelsdreck (lat.: Ferula assa-foetida) bezeichnet, ist ein zwei bis drei Meter hoher Doldenblütler, der in Indien, Pakistan, Afghanistan und im Iran wild wächst. Die Blätter sind zweifach gefiedert. Der Blütenstand ist hellgelb und behaart. Die Früchte von ca. einem Zentimeter Größe haben Ähnlichkeit mit Muskatnüssen. Als Gewürz verwendet wird das Harz, welches auf unterschiedliche Weisen gewonnen werden kann.

Unterschieden werden zwei Arten von Hing, das weiße und das schwarze. Das weiße Hing ist kristallklar und duftend. Dieses wird Hirahing genannt und ausschließlich therapeutisch verwendet. Das schwarze Hing hat diesen fauligen, leicht knoblauchartigen Geruch, der den Gewürzliebhabern nur allzu gut bekannt ist. Gewonnen wird das Harz auf unterschiedliche Weise. Z. B. wird der Strauch über dem Wurzelkopf abgeschnitten und der anschließend austretende weiße Milchsaft wird durch Kochen eingedickt oder in der Sonne getrocknet, bis nur noch das Harz übrig bleibt. Als Gewürz wird das gemahlene Harz mit Bockshornklee als Trägersubstanz vermischt angeboten.

In der ayurvedisch-wissenschaftlichen Tradition wird Hing wie folgt beschrieben

  • Rasa (Geschmack): scharf
  • Guna (Eigenschaft): leicht, ölig, scharf
  • Virya (Wirkkraft): erhitzend
  • Vipaka (Geschmack nach der Verdauung): scharf
  • Dosha: vermindert Vata und Kapha, vermehrt Pitta

Hing weckt das Verdauungsfeuer, wirkt schmerzlindernd, verdauungsfördernd, appetitanregend und löst durch Darmträgheit entstandene Verstopfung.

Im Ayurveda wird Hing natürlich besonders bei Verdauungsproblemen verabreicht. Hing wird auch eine auswurffördernde und antiasthmatische Wirkung zugeschrieben. Hingvadi Duma (therapeutisches Rauchen) löst Krämpfe im Bronchialbereich und lindert Husten. Hing wird für Einläufe in den Darm gegen Blähungen aufbereitet oder zur Schmerzlinderung als Paste auf die Gelenke appliziert. Hing ist gemeinsam mit sieben weiteren Gewürzen in der klassischen Gewürzmischung Hingvashtak Churna enthalten. Hingvashtak fördert die Verdauung und beseitigt Verdauungsstörungen. Dies sind nur einige wenige Anwendungsmöglichkeiten für Hing.

Für Pitta-Konstitutionen oder bei einem Pitta-Überschuss ist Hing kontraindiziert.

Da mir trotz intensiver Recherche keine modernen wissenschaftlichen Arbeiten über Asafoetida bekannt sind, möchte ich mich hier auf die Aufzählung der hauptsächlichen biochemischen Inhaltsstoffe beschränken: Asaresin, v. a. Ferulasäureester des Asaresinotannols, Asaresinotannol, Vanillin, Pinin, Ferulasäure, Sesquiterpene, Umbelliferone, ätherisches Öl mit schwefelhaltigen Verbindungen, auf die der knoblauchartige Geruch zurückzuführen ist.

Aus der Ayurvedaküche ist Hing nicht wegzudenken. Die digestive (verdauungsfördernde) und karminative (entblähende) Wirkung wird gerade auch im Zusammenhang mit schwer verdaulichen Gerichten, wie z. B. Dal, sehr geschätzt. Es ist ein hervorragender Geschmacksverstärker und ersetzt so manche Prise Salz, wirkt appetitanregend und fördert die Sekretion von Galle in den Dünndarm. Achten Sie auf eine geringe Dosierung, da der Geschmack wirklich intensiv ist. Sonst kann ein liebevoll gekochtes Gericht am Ende ungenießbar sein (eigene Erfahrung).

Rezept

Mildes Fenchelgemüse

Zutaten:

1 EL Ghee • 2 Fenchelknollen • 1 TL Kreuzkümmelsamen • ½ TL Fenchelsamen • 1 MS Asafoetida • ½ TL Curry • 1 MS schwarzer Pfeffer • 1 gestrichener TL Kräutersalz

Zubereitung:

Ghee sanft erhitzen. Kreuzkümmel und Fenchelsamen darin anrösten. Asafoetida und Curry hinzugeben und mit etwas Wasser aufgießen. Fenchel vierteln, Strunk und harte Schale entfernen und in den Gewürzsud geben. Kräutersalz hinzufügen und alles sanft köcheln lassen. Mit etwas Pfeffer und ein wenig Thymian abschmecken und fünf Minuten ziehen lassen.


Heft 51 – Gesunde Körpermitte

Das Ayurveda Journal beschäftigt sich in dieser Ausgabe als Titelthema mit dem Schwerpunkt Gesunde Körpermitte.