Effektives Stressmanagement mit Ayurveda und Yoga
Unbewältigter Stress mit allen seinen Folgen stellt eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit dar. Chronisch unkontrollierter Stress kann eine Reihe schwerwiegender Erkrankungen verursachen wie z.B. Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlafstörungen, verschiedene Schmerz-Syndrome, Ohrgeräusche (Tinnitus) und als Endzustand bei langandauernd unbewältigtem Stress das Burnout-Syndrom. Aus ayurvedischer Sicht sind die Folgen meist schwere Vata– oder Pitta-Störungen kombiniert mit den negativen psychischen Faktoren Leidenschaftlichkeit (Rajas) bzw. Antriebslosigkeit (Tamas).
Zuerst möchten wir uns kurz mit dem Stress an sich und aus Sicht von Ayurveda und Yoga beschäftigen. Nach einem Stresstest folgt dann die Zielsetzung als erster Schritt einer effektiven Stressbewältigung.
Ist Stress gut oder schlecht?
Stress ist als Reaktion unseres Körpers auf jede an ihn gestellte Anforderung. Stress ist ein Energiepotential, welches freigesetzt wird, wenn wir mit einem Reiz oder einer Situation konfrontiert werden, die unsere innere oder äußere Balance verändert, die neu, unerwartet, ungewohnt oder auch bedrohlich ist und die zusätzliche Energie zur Bewältigung erfordert.
Entwicklungsgeschichtlich diente die Stressreaktion nur einem Prinzip: Flüchten oder Kämpfen. In unserer Zivilisation sind diese Extremreaktionen meist überflüssig geworden.
Stress bzw. die Stressreaktion ist nicht negativ. Sie ist vielmehr der Antrieb jeder Weiterentwicklung und auch der Evolution. Die Stressreaktion ermöglicht das Überleben und sorgt für die innere Balance.
Es gibt nicht guten Stress, der häufig als „Eustress“ bezeichnet wird und auch nicht schlechten Stress oder „Distress“. Es gibt nur die richtige und angemessene Reaktion auf einen Reiz oder eine Belastung, d.h. die richtige Stressbalance oder die fehlende oder falsche Reaktion und damit eine schlechte oder fehlende Stressbalance.
Stress aus ayurvedischer Sicht
Im Ayurveda ist das körperliche, psychische und geistige Gleichgewicht die Grundlage und Voraussetzung für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Schon vor tausenden Jahren beschäftigte man sich mit den Auswirkungen von Reizen, Belastungen, den Reaktionen darauf sowie den Folgen für die Gesundheit.
Der Begriff Stress war zwar noch nicht geprägt, aber alle Voraussetzungen und Möglichkeiten der Stressbewältigung wurden damals schon beschrieben. Stress ist individuell und nicht jeder Mansch reagiert gleich auf eine Belastung. Und: Nicht jeder ist gleich schnell aus der Balance zu bringen.
Besonders anfällig für Stress sind Menschen mit hohen Vata- und/oder Pitta-Anteilen in der Konstitution. Die meisten durch Stress verursachten Störungen sind aus ayurvedischer Sicht Vata- und/oder Pitta-Störungen. Dazu kommen Störungen der psychischen Faktoren Richtung rajas und beim Burnout Richtung tamas.
Betrachten Sie Ihre Situation
Der erste und wichtigste Schritt einer effektiven Stressbewältigung ist die Überprüfung der eigenen Situation hinsichtlich Stress z.B. durch einen Stresstest, um sich anhand der Ergebnisse positive, erreichbare Ziele zu setzen:
„Wenn du nicht weißt, wo du stehst, weist du auch nicht, wohin dein weg dich führen soll.“
Wählen Sie in beiden Tabellen für jede Zeile die Spalte aus, die beschreibt, wie häufig die genannten Anzeichen von Stress bei Ihnen auftreten. Addieren Sie dann alle Punkte zu Ihre Gesamtpunktzahl.
Stresstest
Stresstest Teil 1: Psychische Stressreaktionen | Nie | max. 1x pro Monat | mehr als 1x pro Monat | 1x pro Woche | mehr als 1x pro Woche | täglich |
unbegründete Angst (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Angst vor Zeitmangel (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Depression (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Gefühl der Hoffnungslosigkeit (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Gefühl der Hilflosigkeit (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Ruhelosigkeit (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
vermindertes Selbstwertgefühl (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Zukunftsangst (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Frustration (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Langeweile (Kapha-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Verärgerung mit und ohne Grund (Pitta-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Wut (Pitta-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Verärgerung mit und ohne Grund (Pitta-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
leichte Reizbarkeit (Pitta-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Teil 1: Psychische Stressreaktionen Auswertung:
0 – 15 Punkte: Sie haben keine wesentlichen Probleme, mit Stress umzugehen.
16 – 25 Punkte: Sie haben immer wieder Schwierigkeiten, mit Stress umzugehen. Deshalb sollten Sie Techniken der Stressbewältigung erlernen oder verbessern.
26 – 60 Punkte: Es ist höchste Zeit, sich mit Methoden der Stressbewältigung zu beschäftigen. Ihre Gesundheit ist in Gefahr.
Über 60 Punkte: Sie sind derzeit nicht in der Lage, mit Stress umzugehen.
Die Zielsetzung
Positive Zielsetzung ist einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einer erfolgreichen Stressbewältigung im Sinne von Ayurveda und Yoga. Denken Sie daran:
„Nur was sie wirklich wollen, werden sie auch erreichen!“
Nutzen Sie die folgende Übersicht als Anhalt für Ihre persönliche Zielsetzung. Kreuzen Sie einfach die Punkte an, die Sie für sich persönlich für wichtig und erstrebenswert halten und die Sie auch erreichen wollen und werden. Ergänzen Sie bei Bedarf die Punkte durch eigene für Sie wichtige Ziele:
- Ich verbessere meine Ernährungsgewohnheiten und esse entsprechend meiner ayurvedischen Konstitution
- Ich übe konsequent für meine Konstitution passende Yoga-Asanas z.B. aus dem Ayurveda-Yoga-Programm
- Ich verbessere meine Atmung durch Atemübungen und setze diese im Alltag ein
- Ich erlerne Entspannungstechniken
- Ich kontrolliere den Erfolg durch den Stresstester
- Ich verbessere meine Ausdauer durch …
- Ich verbessere meine Kraft durch …
- Ich verbessere meine Beweglichkeit durch …
- Ich verbessere meine körperlich-geistige Balance durch …
- Ich schlafe länger, nämlich …
- Ich gönne mir täglich X Minuten für mich
- Ich lasse einen Gesundheitscheck durchführen
- Ich lasse einen Fitness-/Belastungstest durchführen
- Ich höre auf zu rauchen
- Ich reduziere den Alkoholkonsum auf …
- Ich reduziere den Koffeinkonsum auf …
- Ich nehme keine Schlaf- oder Beruhigungsmittel
- Ich nehme keine Medikamente ohne Rücksprache mit meinem Arzt
- Ich führe eine Regenerations- oder Entschlackungskur durch (z.B. eine Panchakarma-Kur)
- Ich pflege das Verhältnis zu meinem Lebenspartner
- Ich pflege meine sozialen Kontakte innerhalb meiner Familie
- Ich pflege und/oder verbessere meine privaten Kontakte
- Ich setze ein berufliches Ziel, nämlich …
- Ich plane meine langfristigen Ziele (Tag-, Wochen-, Monatsziele) privat und beruflich
Stresstest Teil 2: Körperliche und psychosomatische Stressreaktionen | Nie | max. 1x pro Monat | mehr als 1x pro Monat | 1x pro Woche | mehr als 1x pro Woche | täglich |
Beklemmung (Enge) in der Brust, Brustschmerzen (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Herzklopfen oder Herzrasen (Tachykardie) (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Bluthochdruck (Hypertonie) (Vata- und/oder Pitta-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe (meist Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Durchfall (Pitta-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Verstopfung, Völlegefühl und/oder Blähungen (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Sodbrennen (Pitta-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
hektische, oberflächliche Atmung (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Migräne oder Spannungskopfschmerzen(Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Nacken-, Schulter-, Rückenschmerzen (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Mundtrockenheit, Heiserkeit (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Ohrgeräusche (Tinnitus) (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Muskelkrämpfe/ -verspannungen (meist Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Muskelzucken oder -zittern (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Kiefergelenkschmerzen (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Müdigkeit ohne Ursache (Kapha-Störung & erhöhtes Tamas) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Schlaflosigkeit oder unruhiger Schlaf (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Schwindel (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Hautausschläge, allergische Reaktionen (Vata- und/oder Pitta-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Asthma (meist Kapha-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Überhastetes Sprechen, Stottern, Zähneknirschen (Vata-Störung) | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Teil 2: Körperliche und psychosomatische Stressreaktionen Auswertung:
0 – 20 Punkte: Sie haben keine wesentlichen Probleme, mit Stress umzugehen.
21 – 35 Punkte: Sie haben immer wieder Schwierigkeiten, mit Stress umzugehen. Deshalb sollten Sie Techniken der Stressbewältigung erlernen oder verbessern.
36 – 80 Punkte: Es ist höchste Zeit, sich mit Methoden der Stressbewältigung zu beschäftigen. Ihre Gesundheit ist in Gefahr.
Über 80 Punkte: Sie sind derzeit nicht in der Lage, mit Stress umzugehen.
Lesen Sie auch Teil 2 des effektiven Stressmanagement mit Ayurveda!

Heft 21 – Anspannung und Stress
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