Shatavari (lat.: Asparagus racemosus) ist in Europa eine der bekanntesten Pflanzen der ayurvedischen Pflanzenheilkunde (Dravyaguna). Sinngemäß übersetzt bedeutet Shatavari so viel wie: „die über 100 Männer verfügt“ – ein deutlicher Hinweis hinsichtlich der verjüngenden Wirkung dieser Pflanze auf die weiblichen Fortpflanzungsorgane.
Botanik
Diese Spargelart wächst in ganz Indien, selbst in höher gelegenen Regionen bis über 1400 Meter. Es sind meist die feinen Wurzeln dieses wilden Spargels, die als Heil- und Stärkungsmittel im Ayurveda in verschiedenster Weise verwendet werden.
Shatavari ist ein kleiner, dorniger Busch mit einer Neigung zu klettern, mit einem aus vielen, 30–100 cm langen und bis zu 2 cm dicken Wurzeln bestehenden Wurzelstock. Die Blätter ähneln weichen Nadeln und die Blüten sind weiß. Aus ihnen entwickeln sich rote Beeren, die einen Samen enthalten.
Ayurvedische Klassifikation der Eigenschaften und Wirkungen von Shatavari
- Verwendete Pflanzenteile: Wurzeln und Blätter; Wirkstoffe sind hauptsächlich: Sarsapogenin, Saponine, Quercetin, Rutin, Hyperosid, Diosgenin, Sitosterol, Stigmasterol, Shatavarin, Asparagamin, Disaccharid
- Dosha: Vata und Pitta werden verringert
- Rasa (Geschmack): süß und bitter
- Guna (Eigenschaft): schwer und ölig
- Vipaka (Wirkung nach der Verdauung): süß
- Virya (Potenz): kühlend
Shatavari ist im Ayurveda eine der bedeutsamsten Pflanzen für Frauen. Sie wird zur Unterstützung der Fruchtbarkeit, Steigerung der Libido, zur Unterstützung in der Schwangerschaft und bei Beschwerden in der Menopause eingesetzt. Bekannt sind die blutreinigende Wirkung und die Stärkung des Shukra-Dhatu, dem Fortpflanzungsgewebe. Ebenso wirkt sich Shatavari beim Mann positiv auf die Sexualität aus. Sie kann bei Impotenz, sexueller Schwäche und Entzündungen im Genitalbereich wirkungsvoll eingesetzt werden. Einige weitere potenzielle Indikationen sind:
- Schmerzlinderung
- Hilfe bei Angststörungen
- Verdauungsförderung
- Stärkung des Immunsystems
- Linderung des prämenstruellen Syndroms (PMS)
- Darmberuhigung bei durch Pitta bedingtem Durchfall
- Entzündungsreduzierung bei Bronchitis
- Beruhigung der Magenschleimhäute bei Hyperazidität und Magengeschwüren
- pittabedingte Obstipation
- Nervenschwäche
Pharmakologische Eigenschaften: wurmtötend, antineoplastisch, antidysenterisch, antimykotisch, magenberuhigend, antibakteriell, antiviral, entwässernd, milchtreibend, antiamöbisch, hypoglykämisch, phagozytierend, hypotonisch und enzymatisch
Studienlage
In Bezug auf das weitverbreitete Vorurteil einer Gewichtszunahme und einer tumorwachstumsfördernden Wirkung durch die Einnahme von Shatavari hat das Vignan Institute of Pharmaceutical Sciences, Deshmukhi, Nalgonda in Andhra Pradesh, Indien Studien mit interessanten Ergebnissen durchgeführt:
Die Rate von Brustkrebserkrankungen ist geringer im Zusammenhang mit regelmäßiger Aufnahme von Phytoöstrogenen, wie sie in Shatavari zu finden sind. Andererseits konnte in gegenteiligen Studien über den Zusammenhang von Phytoöstrogenen und der Entstehung von Brustkrebs kein Zusammenhang gefunden werden. Versuche ließen eher eine wachstumshemmende Wirkung auf Mammakarzinome erkennen.
In Bezug auf die Gewichtszunahme wurde festgestellt, dass eine Gewichtszunahme in der Menopause durch Shatavari zu 50 % reduziert wird und bei gut dosierter Einnahme auch ansonsten keine Zunahme des Körpergewichts zu befürchten ist. In anderen wissenschaftlichen Studien wurde die Wirkung von Shatavari bei unterschiedlichsten Erkrankungen untersucht.
Bekannte ayurvedische Rezepturen mit Shatavari und ihre Dosierung
Rezepturen: Narayana tailam, Shatavaryadi gritam (Shatavari Ghee), Shatavari kalp, Guduchyadi tailam, Phala gritam. Verschiedene Dosierungen von Shatavari.
Zubereitungen im Ayurveda
- Presssaft: 10–20 ml
- Dekokt: 50–100 ml
- Pulver: 3–6 g
- Shatavari Gritham: 15–20 ml täglich
- Einnahmeformen: Das Pulver wird mit Honig, Milch oder Ghee vermischt verabreicht. Oder: Ein Teelöffel Pulver (Shatavari Churna) wird in 200 ml Milch 5–7 Minuten eingekocht und anschließend getrunken. Bei starker Trockenheit kann ein Teelöffel Ghee und Sharkara (Produkt der Amla Natur GmbH) (Ayurveda-Rohrzucker) zugefügt werden. Shatavari ist eine ausgesprochen vielseitig verwendbare Wurzel, die als Stärkungs- und Verjüngungsmittel und auch als Heilpflanze eingesetzt wird. Außerdem wächst Shatavari nicht nur wild, sondern wird auch im Bioanbau kultiviert und ist damit nicht als gefährdet anzusehen.
Zwölffingerdarmgeschwür
In klinischen Studien konnte ein positiver Einfluss von Shatavari bei Zwölffingerdarmgeschwüren nachgewiesen werden.
Antibakterielle Wirkung
Gegen Escherichiacoli, Shigella dysenteriae, Shigella sonnei, Shigella flexneri, Vibrio cholerae, Salmonella typhi, Salmonella typhimurium, Pseudomonas putida, Bacillus subtilis und Staphylococcus aureus konnte in Versuchen mit Methanolextrakten von Shatavari nachgewiesen werden. Diese Untersuchungen wurden in vitro durchgeführt.
Milchtreibende Wirkung
Die Einnahme von Asparagus racemosus zeigte eine deutliche Zunahme der Milchproduktion bei stillenden Müttern.
Immunsystemregulierend
Shatavari zeigte in Studien eine ähnlich immunstimulierende Wirkung wie Lithium und Glucan.
Wirkung bei Stress
Aus Versuchen lässt sich schließen, dass Asparagus racemosus leicht stressreduzierend wirkt. Es scheint aber weniger stark zu wirken als andere pflanzliche Mittel wie Ashvagandha oder Ginseng.
Magengeschwüre
In Versuchen zeigte Shatavari sich als effektiv gegen stressinduzierte Geschwüre. Asparagus racemosus senkte die Ausscheidung von Magensäure signifikant. Die Schutzwirkung war dosierungsabhängig, jedoch war die Wirkung bei alkoholbedingten Geschwüren in allen Dosen geringer.
Nebenwirkungen von Shatavari
Shatavari wird allgemein als sicher angesehen. Menschen die allergisch gegen Asparagus officinalis sind, werden wahrscheinlich auch gegen Asparagus
racemosus allergisch sein und sollten daher auf eine Einnahme verzichten. In der Anwendung als Heilpflanze sind die Spargelarten aber nicht gleichzusetzen.
Heft 50 – Strahlende Haut
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