Goldene Milch, auch als Kurkuma Milch, Gewürzmilch, Kurkuma Latte oder im englischen als Golden Milk bekannt, ist in den letzten Jahren vor allem unter gesundheitsbewussten Menschen zu einem echten Trendgetränk geworden. Es ist köstlich, wärmt den Körper und soll außerdem besonders gesund sein. Das Getränk wird oft als „typisch ayurvedisch“ bezeichnet und ihm werden diverse positive Wirkungen auf Körper und Geist zugeschrieben. Doch was ist dran an dem Trend und wie ist die ayurvedische Sichtweise auf Goldene Milch wirklich?
Was ist Goldene Milch?
Goldene Milch verdankt ihren Namen der wichtigsten Zutat, welche die tiefe orange-gelbe Färbung des Getränks bewirkt – Kurkuma. Zusammen mit Kuh- oder Pflanzenmilch und weiteren Gewürzen wie z. B. Ingwer, Kardamom, Muskatnuss, Zimt und Süßholz ergibt Goldene Milch ein köstliches, nährendes und wärmendes Getränk für kalte Winterabende, zum Tagesausklang oder als kleine Hausmedizin, wenn sich die nächste Erkältung anbahnt.
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Woher kommt Goldene Milch?
In Indien ist Kurkuma Milch als Haldi doodh (Hindi: Kurkuma Milch) seit Jahrhunderten bekannt. Warme gesüßte Kuhmilch, vermischt mit einer Prise Kurkuma wurde vor allem Kindern gerne gereicht, als süßer Schlaftrunk oder um die sich anbahnenden Halsschmerzen zu lindern, die die Milch dann mehr oder weniger angetan zu sich nahmen. Seit einigen Jahren hat sich Goldene Milch auch bei uns als Heißgetränk etabliert und es sogar ganz bis auf die Getränkekarten angesagter Cafés und Restaurants geschafft. Goldene Milch wird oft als typisch ayurvedisch bezeichnet. Doch stimmt das wirklich?
Ist Goldene Milch wirklich ayurvedisch?
Einerseits stellt sich die Frage, ob Goldene Milch dem Ayurveda entstammt und ob Goldene Milch den Prinzipien des Ayurveda entspricht.
Zunächst lässt sich klar beantworten, dass es in den klassischen ayurvedischen Texten keinen Hinweis konkret auf ein Getränk namens „Goldene Milch“ gibt. Allerdings gibt es Zubereitungen, die dem Rezept für Goldene Milch nahezu identisch sind, wie weiter unten aufgeführt wird.
Goldene Milch wird oft angepriesen als das Heil- und Stärkungsmittel für jedermann, immer und überall. Das widerspricht jedoch dem Ansatz des Ayurveda, der jedes Mittel anhand seiner Eigenschaften klassifiziert und darauf aufbauend für gewisse Dosha Typen oder Störungen empfiehlt oder ausschließt. Laut Ayurveda gibt es fast keine Lebensmittel oder Kräuter, die immer, für jeden und zu jeder Zeit zuträglich sind. Es kommt immer drauf an. Trotzdem wäre es vorschnell zu sagen, dass Goldene Milch deswegen nicht dem Ayurveda entstammt oder entspricht.
Was dafür spricht, dass Goldene Milch ayurvedisch ist
In den ayurvedischen Texten gibt es diverse Rezepte für Siddha Ksheera, was übersetzt so viel bedeutet, wie Kräutermilch oder medizinierte Milch. Alleine in der Charaka Samhita werden etwa 25-30 solcher Rezepturen für verschiedene Störungen genannt. Einige dieser sind Husten, Erkältung und Atemwegserkrankungen. Auch in anderen klassischen Texten gibt es diverse Zubereitungsformen.
Ein bekanntes Rezept ist z. B. Pippali-Milch. Pippali wird unterstützend bei Störungen der Atemwege eingenommen und wird in aufsteigender Dosis verabreicht. Als medizinierte Milch zubereitet, werden die scharfen Eigenschaften von Pippali abgemildert und verhindert, dass unerwünschte Nebenwirkungen wie Übersäuerung entstehen. Die Milch wird also verwendet, um die Verträglichkeit der Kräuter zu verbessern.
Kuhmilch ist im Ayurveda außerdem ein wertvolles Rasayana, ein Stärkungs- und Regenerationsmittel für Jung und Alt. Doch sie ist auch schwer verdaulich. Um sie bekömmlicher zu machen, wird deswegen empfohlen sie immer nur warm zu konsumieren und mit getrockneten Gewürzen wie Ingwer, Kurkuma, Kardamom etc. aufzukochen. Nicht nur die Milch verbessert die Verträglichkeit der Kräuter, sondern die Kräuter gleichen auch die schweren, kühlen Eigenschaften der Milch aus.
Kuhmilch gilt außerdem als Anupanam (Transportmedium), dass dafür sorgt, dass bestimmte eingenommene Kräuter oder Präparate vom Körper leichter aufgenommen werden und an den richtigen Ort geleitet werden, während gleichzeitig die nährenden, tonisierenden Eigenschaften intensiviert werden, vor allem bei Aphrodisiaka wie Shatavari oder Ashwagandha. Es gibt sogar Studien, die andeuten, dass bei einer allmählichen Erhöhung der Temperatur der Milch auch die Löslichkeit von Fetten und Proteinen zunimmt, was die Extraktion der medizinisch wichtigen aktiven Bestandteile verbessern könnte.
Insgesamt lässt sich somit festhalten, dass Goldene Milch als ayurvedisch bezeichnet werden kann. Allerdings nur, wenn sie zur richtigen Zeit, angepasst an den Dosha-Typ und in der richtigen Zubereitung und Qualität verzehrt wird.
Wirkung und Einsatzbereich von Goldener Milch im Ayurveda
Jede Substanz, ob Pflanze oder Lebensmittel, besitzt im Ayurveda bestimmte Eigenschaften, die bestimmt werden und aus denen sich dann definierte Wirkungen ableiten lassen.
Kuhmilch ist süß, ölig, schleimig, leicht kühlend und eignet sich für Vata und Pitta. Kuhmilch erhöht Ojas (feinstes Stoffwechselprodukt, Immunität) und fördert Sattva (geistige Eigenschaften wie Reinheit, Klarheit). Kuhmilch sollte von Kapha-Konstitutionen nur eingeschränkt verzehrt werden.
Auch Kurkuma (Deutsch: Gelbwurzel; Sanskrit: Haridra; Hindi: haldi, halda) wird seit über 2500 Jahren im Ayurveda eingesetzt. Die trockenen, leichten und scharfen Eigenschaften senken Kapha und die Bitterkeit reduziert Pitta. Durch ihre erwärmende Wirkung beruhigt sie ebenfalls Vata. Aufgrund der trocknenden Wirkung sollten Vata Typen Kurkuma nicht überdosieren bzw. in Kombination mit öligen, befeuchtenden Substanzen einnehmen. Kurkuma kann bei verschiedenen Störungen zum Einsatz kommen. Besonders bekannt sind die entzündungshemmende, immunmodulierende und verdauungsfördernde Wirkung.
Mögliche Einsatzbereiche von Goldener Milch:
1. Goldene Milch und Entzündungshemmung
Der Hauptbestandteil Kurkuma wirkt entzündungshemmend, vor allem auf den Bewegungsapparat, den Magen-Darm-Trakt und die Haut.
2. Goldene Milch und Verdauungsförderung
Kurkuma stärkt Leber und Galle und fördert somit die Verdauung. Gleichzeitig macht er die Milch verdaulicher. Wird Pflanzenmilch gewählt, ist die Goldene Milch noch leichter verdaulich.
3. Goldene Milch und Stoffwechsel
Kurkuma hat antidiabetische und blutdrucksenkende Wirkungen und kann den Stoffwechsel verbessern. Reduzierender und leichter wird das Getränk, wenn anstelle von Kuhmilch Pflanzenmilch gewählt wird.
4. Goldene Milch und Immunmodulation
Kurkuma wird bei Immunschwäche, Autoimmunstörungen und Allergien eingesetzt. Auch Kuhmilch verbessert ayurvedisch gesehen Ojas und somit den Aufbau gesunder Körpergewebe und die Immunität.
5. Goldene Milch und Anti-Aging
Da Kurkuma Entzündungen hemmt und die Gefäße schützt, ist es ein hervoragendes Anti-Aging-Mittel. Die Milch verstärkt als starkes Rasayana diese Attribute.
6. Goldene Milch als Schlummertrunk bei Schlafstörungen
Heißgetränke wie Goldene Milch werden seit langer Zeit als Schlummertrunk für Groß und Klein eingesetzt. Bei Bedarf können diese um entspannungs- und schlaffördernde Kräuter wie Ashwagandha angereichert werden.
Goldene Milch für die Dosha-Typen Vata, Pitta und Kapha
Goldene Milch für Vata: Für Vata Typen oder im stürmischen Herbst ist Kuhmilch ideal geeignet, da diese sehr nährend wirkt und die trockenen Eigenschaften ausgleicht. Zusätzlich kann noch eine Messerspitze Ghee in die Milch gegeben werden. Vata-Typen können als pflanzliche Alternativen zu Mandel-, Hafer oder Reismilch greifen. Für Vata eignen sich als Ergänzung wärmende, süße und erdende Gewürze wie Zimt, Süßholz, Vanille, Muskat und Ingwer.
Goldene Milch für Pitta: Auch für Pitta ist kühlende und schwere Kuhmilch gut geeignet, da sie die erhitzenden Eigenschaften des Kurkuma lindert und nährend wirkt. Pitta Typen können alternativ zu Mandel oder Reismilch greifen. Die Gewürze dürfen für Pitta kühlend und süß sein, wie Süßholz, Kardamom und Vanille.
Goldene Milch für Kapha: Kuhmilch sollte von Kapha Typen, im Frühling oder bei Erkältungen und Verschleimungen nur in Maßen oder gar nicht verzehrt werden. Kaphas können alternativ Reis- oder Sojadrinks wählen oder einen Teil Wasser hinzufügen. Als Gewürze eignen sich anregende und wärmende Kräuter wie Zimt, Muskatnuss, Ingwer und Pfeffer.
Rezept für Goldene Milch
1 Tasse Bio-Vollmilch (Demeter-Qualität) oder Pflanzenmilch
1 TL Kurkumapulver
1 Prise schwarzer Pfeffer (erhöht die Bioverfügbarkeit)
1 Prise Ingwer getrocknet
1/4 TL Zimt, gemahlen
1 Prise Muskatnuss, frisch gemahlen
1 Msp. Ghee
1 TL Dattelsüße
Gib die Milch in einen Topf und bring sie leicht zum köcheln. Alle Zutaten außer den Zucker hinzufügen. Die Goldene Milch für ein paar Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen. Hitze ausschalten, leicht abkühlen lassen und je nach Bedarf süßen. Warm servieren. Wird Kuhmilch verwendet, sollte Goldene Milch immer nur getrennt von den Mahlzeiten eingemommen werden.