Auf den ersten Blick gleichen sie sich, beide stammen aus der Familie der Ingwergewächse und nicht umsonst wird Kurkuma auch gelber Ingwer genannt. Allerdings ist die Kurkumawurzel etwas kleiner und dünner als der frische Ingwer. Schneidet man die Knollen auf, zeigt Ingwer meist ein blasses Gelb, während Kurkuma in einem kräftigen Gelbton leuchtet und Speisen seine charakteristische Farbe verleiht. Beide Wurzeln können frisch und als getrocknetes Gewürzpulver verwendet werden. Dank ihrer wertvollen Inhaltsstoffe werden sie auch als Therapeutikum eingesetzt und haben einen festen Platz in Küche und Heilkunde. Moderne wissenschaftliche Untersuchungen beschäftigen sich mit der Belegbarkeit der tradierten Wirkungen.
Ingwer – ein Ass auf dem Teller
Ingwer ist im Ayurveda in erster Linie als Digestivum bekannt. Sein Geschmack ist scharf, seine Wirkkraft wärmend. Er besänftigt Vata und Kapha und regt Agni, unser Körperfeuer, an. Seine verdauungsfördernden und Ama reduzierenden Eigenschaften machen ihn zu einem Ass auf dem Teller. Auch als Tee in Form eines heißen Aufgusses entfaltet Ingwer seine heilsamen Qualitäten, vertreibt Trägheit und gibt Schwung.
Ayurvedische Eigenschaften von Ingwer
Ingwer fördert den schon in der Mundhöhle beginnenden Verdauungsprozess und verstärkt den Geschmack der Nahrung. Er unterstützt den allgemeinen Stoffwechsel, mindert Blähungen und reduziert Reflux. Bei Anzeichen von Verdauungsschwäche, Übelkeit oder Appetitmangel ist er das Mittel der Wahl. Sein Ama beseitigender Effekt macht ihn im Ayurveda zu einem beliebten Detoxmittel.
Bei Atemwegsinfekten, die mit übermäßigem Kapha einhergehen, fördert Ingwer den Heilungsprozess. Seine erhitzende Wirkung unterstützt die Reduzierung von Schleim. In der ayurvedischen Heilkunde sind Schmerzen häufig eine Manifestation von zu viel Vata. Aufgrund seiner erhitzenden Wirkung balanciert Ingwer Vata, fördert damit die Linderung von Schmerzen und wird auch bei Vata-Störungen, wie z. B. Arthrose, rheumatoider Arthritis und Muskelschmerzen, eingesetzt.
Moderne Untersuchungen
Moderne wissenschaftliche Studien setzen sich mit den verschiedenen Wirkungen von Ingwer auseinander und untersuchen die einzelnen Komponenten der in der Pflanze enthaltenen Wirkstoffe. Einige Untersuchungen weisen auf die schmerzstillende und antiinflammatorische Wirkung von Ingwer hin, andere heben die starken antioxidativen Eigenschaften hervor. Weiterhin gelten die in der Knolle enthaltenen Gingerole als natürliche Bakterien- und Virenkiller. Auch die traditionell überlieferte digestive Wirkung konnte bestätigt werden, da Ingwer den Speichelfluss und die Magensaftsekretion stimuliert.
Kurkuma – vielseitiges Multitalent
Kurkuma (Sanskrit: Haridra) ist eines der bedeutendsten Gewürze im Ayurveda. Er ist vom Geschmack her scharf und bitter und von der Wirkkraft wärmend. Kurkuma bringt alle drei Doshas, insbesondere Kapha und Pitta, ins Gleichgewicht.
Ayurvedische Wirkung von Kurkuma
Erhöhtes Kapha kann Störungen, wie z. B. Husten, Schnupfen, Atemwegsbeschwerden, erhöhtes Cholesterin und Fettleibigkeit verursachen. Da Kurkuma Kapha reduziert, zeigt er bei diesen Problemen positive Effekte. Falls in den Atemwegen oder im Bereich der Haut Kapha und Pitta gestört sind, kann das zu allergischen Reaktionen wie Juckreiz oder Fließschnupfen führen. Aufgrund seiner ausgleichenden Eigenschaften kann Kurkuma Linderung verschaffen und gilt im Ayurveda als natürliches Hausmittel gegen Heuschnupfen. Kurkuma wird eine blutreinigende Wirkung nachgesagt. Er soll das Erscheinungsbild der Haut positiv beeinflussen und Blockaden in den Blutgefäßen verringern. Kurkuma regt Agni an und wirkt damit verdauungsfördernd. Er unterstützt außerdem die Beseitigung von Ama, fördert die Nährung aller Gewebeschichten und verbessert Ojas, die Essenz eines perfekten Stoffwechselvorgangs. Im Ayurveda gilt Gelbwurz auch als immunstärkendes Verjüngungsmittel und ihm werden antimikrobielle Eigenschaften zugeordnet.
Moderne Studien
In den letzten Jahren wurden viele Studien veröffentlicht, die sich mit den heilsamen Wirkungen beschäftigen. Über das in Kurkuma enthaltene Curcumin wird intensiv geforscht. Ergebnisse weisen darauf hin, dass Curcumin entzündungshemmend wirkt, antioxidative Eigenschaften hat, die Zellen vor freien Radikalen schützen kann und das Wachstum von Krankheitserregern hemmt. Auch bei Kniearthrose zeigte Curcumin positive Wirkungen.
Die Hypothese, dass Curcumin krebshemmende Eigenschaften hat, beruht auf einer Reihe von Laborergebnissen und der Beobachtung, dass in Indien, wo Kurkuma viel verzehrt wird, bestimmte Krebsarten seltener auftreten. Auch das Potenzial von Curcumin zum Schutz vor neurodegenerativen Prozessen wird untersucht. Man vermutet eine gewisse Wirkung bei der Vorbeugung von Alzheimer. Ob das allerdings reicht, um vor der Krankheit zu schützen, weiß man letztendlich noch nicht. Die überlieferten Wirkungen von Ingwer und Kurkuma sind Gegenstand wissenschaftlichen Interesses. Moderne Studien lassen vermuten, dass die tradierte Sicht sich auch aus westlicher Perspektive teilweise nachvollziehen lässt.