Haben Sie sich schon mal gefragt, wie der „perfekte“ ayurvedische Tag aussieht? Abgesehen davon, dass man im Detail genauer hinsehen müsste, welcher Dosha-Typ Sie sind, um welche Jahreszeit es sich handelt, wie alt Sie sind und wo Sie leben … Aber keine Sorge, der Ayurveda verlangt von uns nicht Perfektion, sondern gibt uns Hinweise, wie wir in Balance bleiben können. Und da gibt es jede Menge Tipps, die wir leicht umsetzen können, ohne perfekt zu sein. Denn wenn der perfekte Tag im Stress endet, ist er nicht mehr perfekt. Ein ayurvedischer Arzt sagte einmal im Zweiergespräch: „Wenn ich vollkommen der ayurvedischen Routine folgen würde, käme ich nicht mehr zum Arbeiten.“ Was können wir also tun, um möglichst unkompliziert ayurvedisch zu leben? Vor allem auf die Ernährung und den Tagesrhythmus achten!

Tageszeit und Maßnahme

Morgens

Was Sie brauchen:

Stehen Sie früh auf. Der Ayurveda folgt dem Motto: „Morgenstund hat Gold im Mund“. Wenn wir zu lange schlafen, geht die morgendliche Frische verloren und Dumpfheit und Trägheit stellen sich ein. Reinigen Sie nach dem Aufstehen Ihre Zähne und Ihre Zunge, z. B. mit einem Zungenschaber aus Edelstahl. Führen Sie ein morgendliches Ölziehen mit einem Mundspülöl durch (Gandusha). Wenn Sie Zeit haben, können Sie sich selbst verwöhnen und ein morgend-liches Abhyanga mit Sesam- oder Kräutermassageöl genießen. Anschließend duschen.

Die Massage balanciert Ihr Vata und gibt Kraft für den Tag. Trinken Sie anschließend ein bis zwei Tassen warmes Wasser oder ein warmes Zitronenwasser mit Honig. Das bringt Sie in Schwung und entschlackt. Essen Sie anschließend einen warmen, gekochten Frühstücksbrei. Morgens sind unsere Verdauungskräfte noch nicht so stark, da das Kapha-Dosha mit seinen Eigenschaftenschwer, kalt und träge vorherrscht. Mit einem ayurvedischen Porridge stärken Sie sich, ohne Ihre Verdauung zu belasten, was zu morgendlicher Müdigkeit führen könnte. Trinken Sie einen Kräutertee, der Ihnen schmeckt und Sie belebt.

Vormittags

Was Sie brauchen: abgekochtes Wasser, Ingwerwasser oder Kräutertee.

Trinken Sie Kräutertee oder warmes, abgekochtes Wasser bis ca. eine halbe Stunde vor dem Mittagessen.

Mittags

Was Sie brauchen:

  • Reis, Hülsenfrüchte, Gemüse oder Kitchari-Fertigmischung, Ghee
  • Gewürze, wie z. B. Ingwer, Kreuzkümmel, Koriander, Fenchel, Chili, Schwarzkümmel, Kurkuma, Pfeffer, Senfsaat oder Currymischungen etc.

Im Ayurveda sollte man mittags die Hauptmahlzeit zu sich nehmen, da zu dieser Zeit unser Verdauungsfeuer am stärksten brennt. Eine gekochte, warme Mahlzeit balanciert Ihr Vata. Im Ayurveda empfiehlt man ein Gericht aus Reis, Dhal und Gemüse oder ein Kitchari mit Gemüse. Kitchari wird auch oft als das indische Essen für die Seele bezeichnet. Man kombiniert Reis mit gelben Mungbohnen und fügt je nach Geschmack und Bedarf Gewürze hinzu. Die passenden Gewürze stärken und unterstützen unser Verdauungsfeuer und sorgen dafür, dass wir unsere Mahlzeit gut verstoffwechseln und uns anschließend nicht müde, sondern erfrischt und gestärkt fühlen. Das Gemüse kann gemeinsam mit dem Kitchari zubereitet werden oder auch in einem getrennten Topf. Ihr Mittagessen soll Sie zwar sättigen aber nicht belasten, da Sie sonst ermüden und Ihnen der Schwung für die zweite Tageshälfte fehlt. Ein Kitchari liefert dafür die besten Voraussetzungen.

Nachmittags

Was Sie brauchen: besänftigender Kräutertee oder Vata-Tee.

Trinken Sie nachmittags wieder Kräutertee, z. B. Vata-Tee, um das am Nachmittag vor-herrschende Vata auszugleichen oder heißes Wasser, wenn Sie sich reinigen möchten.

Abends

Was Sie brauchen:

  • Gemüse, Basmati-Reis, Ghee, Gewürze
  • Kitchari-Fertigmischung
  • frische Milch, Gewürze wie z. B. Zimt, eine Prise geriebene Muskatnuss, Safran oder Kardamompulver
  • Golden Milk-Fertigmischung

Lassen Sie den Tag ausklingen und runden Sie ihn mit Yoga oder Meditation ab. Auch ein Spaziergang an der frischen Luft entspannt und beruhigt Ihr Vata. Ein Abendessen sollte idealerweise leicht und suppig sein. Ein einfaches Gemüsegericht, eine Suppe oder ein suppig gekochtes Kitchari sättigt Sie, ohne zu beschweren. Abends sind unsere Verdauungskräfte nicht mehr so stark, und um den Nachtschlaf nicht zu stören, sollte das Abendessen nicht zu spät stattfinden. Typische, oft abends eingenommene Nahrungsmittel wie Käse, Wurst, Brot und Salat sind schwer verdaulich und belasten unseren Körper. Denken Sie um und kochen Sie leicht und warm. Wenn Sie wenig Zeit haben oder Ihnen die Energie fehlt, um noch aufwendig zu kochen, greifen Sie auf Kitchari-Fertigmischungen zurück. Sie enthalten alles Notwendige und sind einfach und schnell zubereitet.

Gestalten Sie sich einen angenehmen Abend und gehen Sie früh zu Bett, möglichst gegen 22 Uhr. Wenn wir zu spät schlafen gehen (nach dem Ende der Kapha-Zeit um 22 Uhr, die uns die nötige Schwere für einen guten Schlaf gibt), wird unser Vata gestört und Körper und Geist finden anschließend schwerer zur Ruhe.
Wer eine erholsame Nachtruhe unterstützen möchte, kann vor dem Schlafengehen eine warme ayurvedische Gewürzmilch oder eine Golden Milk mit Gewürzen und Kurkuma trinken.

Wenn Sie die eine oder andere ayurvedische Maßnahme in Ihren Alltag integrieren, ist schon viel gewonnen. Auch kleine Schritte zeigen große Wirkung.

Viel Freude beim Umsetzen!


Heft 53 – Ayurvedisch leben

Das Ayurveda Journal beschäftigt sich in dieser Ausgabe als Titelthema mit dem Schwerpunkt Ayurvedisch leben.