Kardamom (lat.: Elettaria cardamomum) wird in Südindien als die Königin der Gewürze verehrt. Dieses aromatische Gewürz ist fester Bestandteil der asiatischen Küche und findet auch bei uns in den letzten Jahren zunehmend Liebhaber. Kardamom gehört zu den ältesten Gewürzen. In den altindischen Veden sowie auf Tontafeln aus der babylonischen Zeit wird er bereits erwähnt. Wie damals ist Kardamom auch heute wegen seines einzigartigen Aromas sehr geschätzt und gehört nach Safran und Vanille zu den teuersten Gewürzen. Die beste Qualität kommt aus Südindien. Dort wächst Kardamom noch wild in den feuchten Bergwäldern.

Die Gewürzpflanze gehört zur Familie der Ingwergewächse. Aber im Gegensatz zu Ingwer oder Kurkuma wirkt er kühlend und bringt sein ganz eigenes Aroma mit sich. An heißen Sommertagen, wenn wir uns nach Erfrischung sehnen, bringt frisches, reifes Obst oder ein frisch gepresster Saft den erhitzten Körper wieder in seine Balance. Kardamom wirkt ähnlich, denn er eignet sich dank seiner kühlenden Potenz hervorragend als ausgleichendes Sommergewürz. Er macht Sommergerichte bekömmlich und verleiht ihnen eine feine aromatische Note, ohne den Körper zu erhitzen.

Eigenschaften und Wirkungen

  • Rasa (Geschmack): scharf, süß
  • Guna (Eigenschaft): leicht, trocken
  • Virya (Wirkkraft): kühlend
  • Vipaka (Geschmack nach der Verdauung): süß
  • Dosha: Tridosha ausgleichend
  • Karma (Wirkung): u.a. Verdauungskraft steigernd, appetitanregend

Kardamom als ayurvedisches Heilmittel

Im Ayurveda wird Kardamom als Heilpflanze sehr geschätzt. Ihm werden viele positive Wirkungen auf unsere Gesundheit nachgesagt. Es heißt, dass Kardamom wie folgt wirkt:

  • regt die Verdauung
  • führt mild ab
  • wirkt appetitanregend
  • entbläht
  • lindert Übelkeit
  • erfrischt den Atem
  • fördert den Auswurf von Schleim
  • ist gut bei Asthma
  • wirkt harntreibend
  • stärkt bei Schwächegefühle
  • lindert brennende Empfindungen

Wegen seiner vielseitigen Heilwirkung ist Kardamon in der Hausapotheke nicht wegzudenken. Hier sind ein paar Beispiele, wie sich Kardamom bei unterschiedlichen Beschwerden einfach nutzen lässt:

Wenn sich nach dem Essen Völlegefühl und Blähungen einstellen, dann schluckweise eine Tasse Ingwertee mit Kardamom trinken: 1 TL Kardamompulver und 1 Scheibe Ingwer mit 250 ml heißem Wasser überbrühen, 10 Minuten ziehen lassen und genießen. Vor einer Mahlzeit bringt das Kauen von Kardamomsamen den Appetit zurück.

Gegen Brennen beim Urinieren oder bei brennenden Empfindungen jeglicher Art hat sich ein selbstgemachtes Lassi bewährt: 1 TL Kardamompulver mit 1 TL Koriandersamen auf 1 Tasse verdünnten Joghurt (1 Teil Joghurt und 3 Teile Wasser) trinken. Die beste Wirkung entfaltet sich, wenn die Gewürze frisch gemörsert werden und das Getränk bei Zimmertemperatur genossen wird.

Bei schlechtem Mundgeruch, sei es durch Alkohol oder Knoblauch, sollte man lieber Kardamomsamen, als Kaugummi kauen. Denn das verleiht einen frischen Atem und unterstützt gleichzeitig die Verdauungskraft.

Seine Anwendung in der westlichen Phytotherapie

Kardamom enthält bis zu 7,5 % ätherische Öle, deren Hauptkomponenten sind Cineol, Terpineol und Limonen. Diesen ätherischen Ölen verdankt der Kardamom seine antientzündliche, entkrampfende, schmerzlindernde sowie antibakterielle und antimykotische Wirkung. Weitere Bestandteile des Kardamoms sind Öle wie Linolensäure, Ölsäure und Palmitinsäure. Neben 20–40% Stärke und 10 % Protein kommen reichlich Eisen und Mangan vor. In der westlichen Phytotherapie wird der Kardamom sowohl wegen seiner entblähenden als auch wegen seiner die Gallenbildung und -sekretion fördernden Wirkung eingesetzt. Anerkannte Anwendungsgebiete sind vor allem Blähungen und dyspeptische Beschwerden, wie z. B. Völlegefühl und Appetitlosigkeit.

Kardamom – das edle Gewürz in der Küche

Mit seinem süß-scharfen Aroma ist Kardamom ein wahres Multitalent, denn er eignet sich sowohl als Gewürz für süße als auch für herzhafte Gerichte. In der deutschen Küche hat er sich in der Weihnachtsbäckerei und im Glühwein bereits etabliert. Kardamom bietet aber noch viel mehr! Tee und Kaffee lassen sich mit Kardamom geschmacklich verfeinern und bekömmlicher machen. Gemüse- oder Fleischgerichte sowie Beilagen wie Reis, Hirse oder Quinoa bekommen mit Kardamom eine feine, aromatische Note. Und das Beste ist, dass der Kardamom neben dem guten Geschmack auch noch seine Heilwirkung entfalten kann.

Küchentipp

Um das volle Aroma des Kardamom zu erhalten, sollten die Kapseln kurz vor der Zubereitung der Speisen geöffnet und die Samen im Mörser zerstoßen werden. Alternativ kann man die ganzen Kardamomkapseln mitkochen, die dann aber vor dem Verzehr aussortiert werden sollten. Dazu wird die Kapsel leicht angeritzt, damit das Aroma gut austreten kann.

Rezepte

Warmer Apfel-Haferflocken- Porridge

Zutaten (für 2 Personen):

2 mittelgroße, süßsaure Äpfel • 1 TL Ghee • ca. ½–1 Tasse Wasser • ½ Tasse Haferflocken • 2 Nelken • ½ TL Kardamompulver (frisch gemahlen) • 1 Prise Muskat • 1 TL Honig • 1 EL Sonnenblumenkerne • 1 EL Cashewnüsse

Zubereitung:

Äpfel schälen und in kleine Stücke schneiden. Ghee in einem Topf erhitzen; die Äpfel mit den Nelken darin andünsten. Das Wasser hinzufügen und alles ca. 5 min. auf kleiner Flamme köcheln lassen. In der Zwischenzeit Sonnenblumen- und Kürbiskerne in einer
Pfanne trocken anrösten und zur Seite stellen. Haferflocken zum Apfelkompott hinzufügen. Wenn die Masse zu fest wird, mit etwas Wasser auflockern bis zur gewünschten Konsistenz. Zum Schluss Muskatnuss und Kardamompulver unterheben. Das Müsli in Schüsseln füllen. Die Nussmischung sowie den Honig darüber geben.

Gewürzreis mit Kardamom

Zutaten (für 4 Personen):

200 g Basmatireis • 400 ml Wasser • 3 TL Ghee • 5 Kardamomkapseln • 1 TL Fenchelsamen • 2 TL Koriandersamen • ½ TL Salz

Zubereitung:

Koriander- und Fenchelsamen in einem Mörser grob zerstoßen. Ghee in einem Topf erhitzen; Gewürzmischung mit Kardamomkapseln bei mittlerer Hitze kurz darin anrösten. Reis dazu geben und kurz mit anrösten. Anschließend Salz hinzugeben. Gewürzreis mit Wasser aufgießen, alles aufochen und anschließend bei kleiner bis mittlerer Hitze zugedeckt ca. 20–25 Minuten quellen lassen.

Guten Appetit!


Heft 50 – Strahlende Haut

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