Körperliche und mentale Klarheit und Reinheit sind das grundlegende Ziel der individualisierten Sattvam-Therapie, einer speziellen Form der Panchakarma-Kur. Die Sattvam-Therapie zielt darauf, die inneren Kausalfaktoren der Erkrankung zu eliminieren. Sie stellt das mentale, körperliche und seelische Gleichgewicht wieder her.
Sonnenlicht, Mondlicht, Licht der Sterne, all diese kosmischen Qualitäten umspannt der Begriff Sattvam. Auch Klarheit und Reinheit gehören zum Bedeutungsspektrum dieses alten Sanskritworts. Am Beispiel von Gelenks- und Knochenerkrankungen wie Rheuma und rheumatoider Arthritis möchte ich das Krankheitsbild, die ayurvedischen Diagnoseverfahren sowie die Therapie-Strategie der Sattvam-Therapie darlegen.
Krankheitsbild
Die alten Sanskrittexte (Madhava Nidan) erklären Rheuma und rheumatoide Arthritis (Asthi Sandhi Roga) als Disharmonien von Vata Dosha und dem Fortschreiten von metabolischen, toxischen Abfallprodukten (Ama). Mischt sich Körpertoxin mit Vata, entsteht Ama-Vata. Dies wiederum vermischt sich mit Kapha-Dosha und breitet sich ins Knochengewebe aus. Die Folge ist eine Erkrankung der mittleren inneren Gefäße (madhyama marga). Wenn nicht frühzeitig Einhalt geboten wird, entwickelt sich dies zu einer sehr schmerzvollen und ernsthaften Krankheit.
Pathogenese und Ätiologie (Samprapti-Hetu)
Vata-Steigerung (Vataprakopa) und Schlackenakkumulation finden gleichzeitig statt. Die dabei entstehenden toxischen Substanzen verbreiten sich über zehn unterschiedliche Gefäße in die Kapha-Bereiche und dringen dann ein in die Knochengewebe und Knochengelenke (Ellenbogen, Hand-, Knie- und Fußgelenke, HWS-Sakralber.). Die Hauptursache von Rheuma sind Verdauungsstörungen oder –schwankungen (agni mand-yam), ausgelöst durch falsche Ernährung, exzessiven Genuss von proteinreichem und öligem, schwerem Essen, Alkohol, Bewegungsmangel sowie einer Lebensweise entgegen der natürlichen Gesetze. Vier Typen sind zu unterscheiden: Vata, Vata-Pitta, Vata-Kapha, Sannipattika: eine Mischung aus allen drei Dosha.
Symptome (Rupanam)
Die Symptome von Rheuma und rheumatoider Arthritis manifestieren sich in sehr vielfältiger Weise: Verlust der Lebensfreude, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Verdauungsgeräusche, Flatulenz, Verstopfung, wechselhafte Verdauung, stechende Schmerzen in den Gelenken, Entzündung von einem oder mehreren Gelenken, rötliche oder bläuliche Färbung der Gelenke mit oder ohne Schwellung, Schwellung der Gelenke, schmerzhafte Bewegung der Gelenke, frühzeitige Steifheit der Gelenke, Schweregefühl, Trägheit, Lustlosigkeit, hohes Schlafbedürfnis.
Individuelle Diagnostik (Rogan Nidan)
Zu Beginn einer jeden Sattvam-Therapie steht die ayurvedische Untersuchung einer Patientin/eines Patienten (Ro-gi pariksha): Der 8-Punkt-Diagnose (Ashta Vidha Pari-ksha) schließt sich die 10-Punkt-Diagnose (Dasvidha pariksha) an.
8-Punkt-Diagnose
(Ashta Vidha pariksha): Untersuchung des Pulses (Naadi pariksha), der Zunge (Jivha), der Stimme (Shabda), der Haut und der Haare (Sparsha), der Augen (Drik), des äußeren Erscheinungsbilds (Akriti), des Urins (Mutra), des Stuhlgangs (Mala).
10-Punkt-Diagnose
(Dasvidha pariksha): Untersuchung der körperlichen Konstitution (Prakriti), der Konstitutionsstörung (Vrikriti), des Zustands der Gewebe (Sara), der Körperstatur (Samahanana), des Körpergewichts und der -größe (Pramana), der körperlichen Anpassungsfähigkeit (Satmya), des mentalen Zustands (Sattva), der Kraft des Verdauungssystems (Ahara shakti), des menschlichen Gangs (Vyayam shakti), des Alters (Vaya). Diese differenzierte Untersuchung ist die Grun
Therapie-Strategie (Chikitsa)
Die grundlegende Strategie der Sattvam-Therapie ist die Prävention und Reduzierung der Ansammlung von Ama. Hierzu ist es nötig, Vata auszugleichen und eine konstante Verdauung zu erreichen. Der Vata-Ausgleich kann mit Hilfe angemessener Nahrung wie rotem Reis und Mungdal-Suppe bewirkt werden. Eine verbesserte Verdauung wird durch die Einnahme von speziellen Kräuterabkochungen (Panchakola) unterstützt, bestehend aus Piper longum (Langpfeffer), Piper chava (Schwarzpfeffer), Lasuna (Knoblauch), Shunti (Ingwer) und Chitrak (Plumbago zeylanica).
Zusätzlich ist es sinnvoll, Rasna (Inulla racemosa), Guggulu (Balsamodentrum mokul) und Eranda (Rhizinus communis) zu geben, um Entzündungen und Schmerzen zu reduzieren. Im Bedarfsfall können auch Kräuterabkochungen, abgestimmt auf die Körperkonstitution, genommen werden: zum Beispiel Gokshuradi bei Nierenbeschwerden, Pushkarmula Guggulu bei Herzbeschwerden, Kanchanar Guggulu bei Lymphödemen.
Spezielle oral verabreichte Öle werden für die Dauer von 1-7 Tagen verabreicht. Sie dienen dazu, die Toxine im Körper zu lösen und zu bewegen. Während dieser Zeit unterstützen Körpermassagen (wie Uzichil, Mardana, Thirumal) sowie trockenes Schwitzen (Rukshasveda) und Spezialpackungen ohne Öl (Ushna Lepa) die Entgiftung. Sie sorgen dafür, dass die Gefäße sich erweitern und die Ausscheidung der Toxine auf diese Weise mobilisiert wird. Im Anschluss hilft eine Rhizinus-Ingwer-Mischung, den Dickdarm zu entgiften. Abschließend folgen Einläufe (Basti Karma), abwechselnd aus Kräuterabkochungen oder Ölen. Nach Abschluss der Sattvam-Therapie empfiehlt sich für zu Hause eine aufbauende Nahrung und die Vermeidung einer unsystematischen Lebensweise:
- Vata-Kapha beruhigende Nahrung sowie aperitive und digestive Getränke als Verdauungsanreger
- nützlich, hilfreich (Pathya): Gerste, Roggen, roter Reis, Horsegramm (Rosskastanie), Ingwer, Knoblauch, heißes Wasser, Buttermilch mit Ingwer und Pfeffer
- nicht empfehlenswert (Apathya): Joghurt, Milch, Fisch, frittierte Nahrung, kalte Nahrung, unsystema- tisches Essen zu irregulären Zeiten, tagsüber Schlafen, spätes Zubettgehen, Bewegungsmangel, Aufenthalt in feuchtem, windigem Klima.
- Yoga, Pranayama und Meditation sind weitere Hilfen für die tägliche Routine.
Die Sattvam-Therapie hat in der Vergangenheit vielen tausend Menschen geholfen, ihr Leiden zu minimieren und eine bessere Lebensqualität zu erlangen. Unzufriedenheit, schlechte Gesundheit und Krankheit sind die Manifestationen einer inneren subtilen energetischen Disbalance. Sattvam ist der Zugang zum inneren Frieden und ist ein Teil der kosmischen Realität.
Heft 28 – Reinigen und Entschlacken
Im Ayurveda Journal Heft 28 dreht sich alles um die Reinigung des Körpers. Die Vor- sowie Nachbereitung und Stellungnahmen zur Durchführung von Therapeuten und Patienten.
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