Fasten liegt im Trend und es gibt unzählige Gründe und Formen für das traditionsreiche Detoxen. Von Heilfasten über Basenfasten bis zum Intervallfasten – im Ayurveda ist alles erlaubt, wenn es zu der eigenen Konstitution, der Jahreszeit und den Lebensumständen passt. Länger andauernde, radikale Nulldiäten sind nicht im Sinne des klassischen Ayurveda, der eher sanft und typbezogen arbeitet.

Körperliche und mentale Reinigung

Der Ayurveda setzt Fasten (Upavasa) als bewährte Methode zur körperlichen und mentalen Reinigung ein. Mit dem Verzicht auf feste Nahrung und überreizende Aktivitäten, wie zu viel Arbeit, Sex oder übermäßiger Sport, werden Stoffwechsel, Immunsystem und geistige Klärung gefördert. Damit sind regelmäßige Fastenkuren ein fester Bestandteil der ayurvedischen Tradition im Rahmen von spirituellen und psychologischen Therapieprozessen sowie auch zur Behandlung ernährungsund stoffwechselbedingter Krankheitsbilder. Denn immer dann, wenn uns Unverdautes (Ama) belastet, kann das zu körperlichen und psychischen Störungen führen. Diese sogenannten Ama-Beschwerden entstehen durch die Ablagerung unverdauter Stoffwechselrückstände, die die Zirkulation in den Leitbahnen (Srotas) blockieren. Als Therapie hilft Fasten auf ideale Weise, wenn es denn richtig angewendet und durchgeführt wird.

Fasten gegen amabedingte Beschwerden

Unabhängig von der individuellen Konstitution ist es aus ayurvedischer Sicht für jeden Menschen ratsam, ab und zu eine Essenspause einzulegen, um sich von angesammelten Altlasten zu befreien. Denn immer dann, wenn wir zu viel, zu schwer oder zu spät essen oder unter Stress stehen, arbeitet das Verdauungssystem ungenügend und neigt zur Bildung von Ama mit damit verbundenen Beschwerden. Eine ayurvedische Fastenkur zielt darauf ab, das Verdauungsfeuer (Agni) zu entfachen und die angesammelten Rückstände (Ama) zu eliminieren. Dabei helfen das Zu-sich-Nehmen von heißem Wasser, Brühen, Gewürzen und Kräutern mit sogenannter Pachana-Qualität (Ama verbrennend) sowie anregende Schwitzbehandlungen (Svedana).

Test: Habe ich Ama?

Fasten ist im Ayurveda die ideale Methode, um sich von unverdauten Stoffwechselrückständen (Ama) zu befreien. Diese können unter anderem die Ursache für Verdauungsstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Hauterkrankungen, Asthma, Heuschnupfen oder Müdigkeit und Antriebslosigkeit sein. Folgende Symptome zeigen uns erste Anzeichen von Ama im Organismus auf:

  • Zunge: ein dicker, alter Zungenbelag, geschwollene Zunge
  • Geruch: unangenehmer Mundgeruch, übelriechende Körperausdünstungen
  • Stuhl: schwerer, im Wasser sinkender Stuhl oder klebriger, übelriechender Stuhl, der den Gebrauch einer WC-Bürste und viel Toilettenpapier notwendig macht
  • Haut: unreine Haut, verstopfte Poren und stumpfer Teint
  • Gelenke: schmerzende Gelenke, Steifigkeit
  • Energiestatus: übermäßige Müdigkeit, Trägheit, mentale Schwere

Bei einer Fastenkur begleitende Gewürze und Kräuter

Zur Intensivierung einer Fastenkur empfiehlt der Ayurveda die ergänzende Einnahme von Gewürzen und Kräutern mit stoffwechselanregender Pachana-Qualität. Besonders wirkungsvoll und für jeden Konstitutionstyp verträglich sind:

Trikatu – zur Einnahme am Morgen und vor dem Mittagessen
Triphala – zur Einnahme am Morgen und nach dem Abendessen

Typgerecht fasten

Jeder Mensch kann regelmäßig fasten. Doch entsprechend der individuellen Konstitution und Stoffwechselaktivität sollte auf besondere Bedürfnisse geachtet werden:

Kapha-Konstitutionen

Für Kapha-Konstitutionen sind Fastenkuren jeglicher Art am besten verträglich. Von Natur aus neigen Kapha-Typen zu einem langsamen, anabolischen Stoffwechsel mit verringerter Ausscheidungsfähigkeit. Sie können ohne Probleme für einen längeren Zeitraum auf Nahrungszufuhr verzichten. So wird es Kapha-Typen generell empfohlen, einmal im Jahr eine Fastenwoche einzulegen, um das angesammelte Ama zu verbrennen. Als beste Jahreszeit eignet sich dazu der Frühling, um sich von der im Winter angesammelten Schwere zu befreien. Im weiteren Jahresverlauf ist es zum Kapha-Ausgleich ratsam, regelmäßiges Intervallfasten zu praktizieren, um Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Depressionen vorzubeugen. Beim Kapha ausgleichenden Intervallfasten beginnt der Tag mit einer Fastenphase bei heißem Ingwerwasser, etwas Pippali (langer Pfeffer) und Honig bis zur Mittagszeit. Die Nahrungszufuhr sollte aus zwei Mahlzeiten zwischen 11.00 – 19.00 Uhr bestehen, um dann eine 16-stündige Verdauungspause bis zum nächsten Mittag einzulegen.

Pitta-Konstitutionen

Für Pitta-Konstitutionen ist es häufig schwierig, auf herkömmliche Weise zu fasten, da sie über einen sehr schnellen Stoffwechsel und einen ausgeprägten Appetit verfügen. Werden Mahlzeiten einfach nur ausgelassen, so fördert dies Sodbrennen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Heißhungerattacken. Das Hauptziel einer Pitta-Fastenkur liegt jedoch im Entsäuern und das gelingt am besten mit einem ayurvedischen Basenfasten: Täglich werden zwei bis drei leichte Mahlzeiten aus gekochtem Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse (z. B. Wurzel- und Blattgemüse) eingenommen, und zwischendurch helfen warmes Wasser, Kräutertees und nährende Reisbrühe (Manda) dabei, den Stoffwechsel zu regulieren und die Aufspaltung der Nährstoffe zu verbessern. Säuernde Substanzen wie Zitrusfrüchte, Milchprodukte oder Tomaten werden streng gemieden. Die traditionelle Ayurveda-Heilkunde rät Menschen mit einem hohen Pitta-Anteil oder Pitta-Störungen wie Hauterkrankungen, Entzündungen oder Durchfall, jeden Herbst eine Reinigungskur mit Abführen (Virechana) und basischer Schonkost durchzuführen, um sich von der angesammelten Hitze des Sommers zu befreien.

Vata-Konstitutionen

Für Vata-Konstitutionen ist Fasten eine wunderbare Methode, um den Geist zu beruhigen und sich innerlich von zu viel Stress, Schwere und Chaos zu befreien. Andererseits kann Fasten auch viele Vata-Störungen, wie Kältegefühl oder Schwäche, hervorrufen und es reduziert die körperliche Ausdauer und Kraft. Deshalb sollten Vata-Typen keinesfalls längere Fastenkuren durchführen und immer auf optimale Bedingungen mit viel Wärme und Ruhe achten. So sind kaltes Wetter, Wind, Reisen, Stress und emotionale Aufregung kontraindiziert und sollten während einer Reinigungskur streng gemieden werden. Stattdessen bietet der frühe Sommer
optimale Bedingungen für eine sanfte Vata-Detoxkur, welche noch besser wirkt, wenn Ölmassagen (Abhyanga) und Einläufe (Basti) begleitend in den Ablauf integriert werden. Die beste Form des Vata ausgleichenden Fastens ist eine Kombination aus Intervall- und Suppenfasten. Dazu werden am Morgen und am Mittag warme, nährende Mahlzeiten eingenommen und am Abend nur eine leichte Gemüsesuppe. Zwischen den Mahlzeiten helfen warmes Wasser mit etwas Ingwer und Zitrone, Kräutertees oder Reisbrühe dabei, die ausleitenden Stoffwechselprozesse zu optimieren.

Anleitung für ein ayurvedisches Fasten-Wochenende

Frühjahrsfasten ist ein fester Bestandteil der ayurvedischen Gesundheitsprophylaxe. Dazu sollte man sich ein ruhiges Wochenende auswählen, um hier auf sanfte und ganzheitliche Weise zu detoxen. Für einen effektiven Reinigungseffekt ist das regelmäßige Trinken die wichtigste Handlung: Durch die rhythmische Zufuhr von heißem Wasser und Reisbrühe wird der Körper von innen gereinigt und in seinem Ausleitungsprozess unterstützt. Eine optimale Wirkung erzielen wir, wenn es gelingt, über den ganzen Tag verteilt in halbstündigen Intervallen zu trinken. Vata- und Pitta-Typen sollten zusätzlich noch zwei bis drei warme Mahlzeiten zu sich nehmen.

Trinkplan für das ayurvedische Fasten-Wochenende

Mit dem Sonnenaufgang erwachen und mit dem Trinken im halbstündigen Rhythmus beginnen.

UhrzeitVataPittaKapha
7.00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser
7.30Ingwerwasser mit Zitroneheißes Wasser mit einer MS KardamomIngwerwasser mit Pippali und Honig
8.00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser
8.30Manda-ReisbrüheManda-ReisbrüheIngwerwasser mit Pippali und Honig
9.00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser
9.30leichtes Frühstück (Porridge)leichtes Frühstück (Porridge)Manda-Reisbrühe
10.00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser
10.30Manda-ReisbrüheManda-ReisbrüheManda-Reisbrühe
11.00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser
11.30Manda-Reisbrühe mit einer MS IngwerManda-Reisbrühe mit einer MS CuminManda-Reisbrühe mit einer MS Trikatu
12.00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser
12.30Manda-Reisbrühe mit einer MS IngwerManda-Reisbrühe mit einer MS CuminManda-Reisbrühe mit einer MS Trikatu
13.00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser
13.30leichtes Mittagessenleichtes MittagessenManda-Reisbrühe
14.00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser
17.30dünne Reis-Gemüsesuppedicke Reis-GemüsesuppeManda-Reisbrühe
18:00heißes Wasserheißes Wasserheißes Wasser

Manda-Reisbrühe

Rezept für die ayurvedische Fastenkur

Manda ist die klassische Ayurveda-Reisbrühe zur inneren Reinigung, die traditionell während einer ayurvedischen Fastenkur über den Tag verteilt (oder zwischen den Mahlzeiten) getrunken wird. Das Rezept ist denkbar einfach: Ein Teil Reis wird mit 14 Teilen Wasser gekocht und je nach Bedarf mit Gewürzen angereichert. Die abgekochte Reisbrühe hat eine ausgesprochen leichte Qualität und eine stabilisierende und zugleich reinigende Wirkung.

Zutaten & Zubereitung

  • 50 g Basmati-Vollkornreis
  • 700 ml Wasser

Den Reis waschen, abtrocknen und in einem Topf kurz anrösten, mit Wasser aufgießen und zum Kochen bringen. Für etwa 30 Minuten mit halb aufgelegtem Topfdeckel sanft köcheln lassen. Nun das Reiswasser abgießen, in eine Thermoskanne füllen und über den Tag verteilt trinken. Je nach Geschmack kann noch eine Prise Salz und Kreuzkümmel zugefügt werden.

Jeder fastet anders

Im Ayurveda gibt also nicht eine Methode für alle. Wie man fastet und wann man fastet, hängt, wie so vieles, vom Konstitutionstyp ab. Das sorgt für bessere Verträglichkeit und hält uns trotz des Verzichts in der Balance. Nulldiäten sind nicht mal für Kapha-Typen uneingeschränkt empfehlenswert. Das Verdauungsfeuer Agni muss zumindest mit Brühen oder Suppen versorgt werden, um nicht zu erlöschen, sondern weiter zu arbeiten. Das fördert die Verbrennung und Ausleitung von Toxinen. Vata- und Pitta-Typen sollen sogar leichte Mahlzeiten zu sich nehmen, um die Doshas nicht unnötig zu reizen. Wie bei allen Fastenkuren ist auch im Ayurveda nach dem Fasten eine individuell angepasste, schrittweise Rückkehr zu normaler Kost angebracht, damit beim Fastenbrechen das Verdauungsfeuer Agni nicht durch zu reichliche oder schwere Kost überfordert oder erstickt wird.