Zeigt Ihre Waage ein paar Pfund zu viel an? Fühlen Sie sich nicht mehr wohl in Ihrer Haut? Damit sind Sie sicher nicht alleine, denn Übergewicht zählt in den westlichen Industrienationen zu den häufigsten Gesundheitsproblematiken. Vielleicht haben Sie auch schon einmal eine Diät gemacht oder ein Schlankheitsprodukt ausprobiert, haben dann aber bald die Motivation verloren, hatten Heißhungerattacken und sind rasch zu Ihrem gewohnten Essverhalten zurückgekehrt. Doch wie kann man gesund und erfolgreich Körpergewicht reduzieren und dieses auch halten?

Der Ayurveda kann eine nachhaltige Lösung und ein sanftes, ganzheitliches Konzept für die Gewichtsproblematik jedes Einzelnen sein. Im Vordergrund stehen die individuelle innere Balance und ein nachhaltiges Lebenskonzept, das nicht auf den schnellen, kurzfristigen Erfolg ausgelegt ist. In der Ayurveda-Therapie geht es vorrangig darum, jahrtausendealtes fernöstliches Wissen zu nutzen und in unser modernes, westlich-geprägtes Leben zu integrieren. Nicht um jeden Preis, sondern mit einer realistischen Vorgehensweise, die in das aktuelle Leben des Einzelnen passt. Happyness ist der Weg und das Ziel, denn ein gesunder Stoffwechsel produziert Lebensfreude!

Wie entsteht Übergewicht?

Aus der Sichtweise des Ayurveda entsteht Übergewicht durch Ess- und Lebensgewohnheiten, die nicht den natürlichen individuellen Bedürfnissen von Körper, Geist und Seele entsprechen. Grundsätzlich betrachtet der Ayurveda Übergewicht als eine Ansammlung von Kapha, provoziert durch ein geschwächtes Verdauungsfeuer (Agni) und der daraus resultierenden Entstehung von Ama (unvollständig verstoffwechselte Nahrung) im Körper. Die Gründe für die Schwächung des Verdauungsfeuers können vielfältig sein und führen in Kombination mit unzuträglichem Essverhalten und unpassenden Lebensgewohnheiten zu einer Erhöhung des Körpergewichts. Dazu können zählen:

  • übermäßiger Verzehr von schwerer, süßer, kalter und fetthaltiger Nahrung
  • falsche Nahrungsmittel-Kombinationen und zu kurze Pausen zwischen den Mahlzeiten
  • Mangel an körperlicher Bewegung
  • Mangel an geistiger Herausforderung
  • psychischer Stress oder unterdrückte Emotionen
  • kontinuierliche Ausrichtung auf Genuss
  • Tagesschlaf

Übergewicht und die Psyche

Störungen im Essverhalten können oft auch eine psychische Ursache haben. Falsches oder übermäßiges Essen und Trinken können eine Kompensation von unterdrückten Gefühlen, schmerzhaften Erlebnissen oder fehlender menschlicher Zuwendung sein. Oft sind Stress, Traurigkeit, Nervosität, Langeweile, unbewältigte psychomentale Belastungen oder unerfüllte Wünsche der Grund für unkontrolliertes Essen. Die Betroffenen wollen sich durch Menge und Art der Nahrung besser fühlen oder umgekehrt – sich betäuben. Insgesamt wirkt Übergewicht sowohl psychomental als auch sozial negativ auf den Menschen.

Die Betrachtung der Lebensweise, des sozialen Umfeldes und der psychomentalen Verfassung ist bei der Analyse in einer ayurvedischen Ernährungs-Therapie ebenso wichtig, wie die Ermittlung der Konstitution. Es lohnt sich genau hinzuschauen, ob es im Alltag der Betroffenen Lebensumstände gibt, die belastend wirken und für das erhöhte Gewicht mitverantwortlich sein können. Mehr Pfunde auf den Rippen sind eben auch ein „gut“ funktionierender Schutzmechanismus. Gewichtsreduktion und Reinigungstechniken können tiefe Selbsterkenntnisse und wertvolle Ablösungsprozesse von alten Verhaltensmustern oder Abhängigkeiten ermöglichen. Somit kann die Gewichtsabnahme nicht nur die Reduktion des körperlichen, sondern auch des seelischen Ballasts herbeiführen.

Übergewicht ist typbedingt – jeder nimmt anders ab

Vata-Menschen sind von Natur aus eigentlich schlank gebaut. Unter Stress können sie jedoch dazu neigen, den erhöhten Druck durch mehr Süßes zu kompensieren. Das zusätzliche Gewicht entwickelt sich vorwiegend im vorderen Bauchbereich. Bei Vata-Konstitutionen spielt die psychomentale Komponente oft eine übergeordnete Rolle und sollte therapeutisch unbedingt Beachtung finden. Da Vata außerdem eine unregelmäßige und fragile Verdauungskraft hat, können strenge Gewichtsreduktionen mit zu langen Pausen zwischen den Mahlzeiten Vata-Menschen noch stärker aus ihrer Balance bringen. Demnach ist für Vata eine sanfte und ganzheitliche Behandlung besonders wichtig.

Pitta-Konstitutionen haben einen schnellen Stoffwechsel mit starker Verdauungskraft. Erst unter andauerndem Stress oder in der Verbindung mit Vata oder Kapha entstehen bei Pitta-Menschen Gewichtsprobleme. Bei Männern nimmt hauptsächlich der Korpus zu und geht in die Breite, bei Frauen sitzen die überschüssigen Pfunde meist an Brust, Hüfte und Oberschenkeln. Eine Reduktionskost mit dem Ziel, nicht nur Gewicht zu verlieren, sondern auch zu entsäuern und den Stoffwechsel zu regulieren, ist für Pitta hervorragend geeignet und sollte bevorzugt im Herbst durchgeführt werden. Dann kann sich Pitta auch ideal von der angesammelten Hitze im Organismus befreien, die sich über den Sommer angestaut hat.

Die Kapha-Konstitution tendiert oft zu höherem Gewicht, das sich meist recht harmonisch über den ganzen Körper verteilt. Kapha-Menschen neigen zu einem langsamen Stoffwechsel mit schwacher Verdauungskraft und verminderter Ausscheidungsleistung und können sich meist problemlos auf weniger Nahrung einstellen. Kapha sollte am besten im Frühling mit der Gewichtsreduktion beginnen.

Bei Pitta- und Vata-Dominanz reichen oft bereits leichte und kurzzeitige konstitutionsausgleichende Anpassungen aus, um das erhöhte Gewicht wieder in den Normalbereich zurückzuführen. Für die Kapha-Konstitution kann eine reduzierende Ernährungsweise für lange Zeit oder ein Leben lang aktuell bleiben.

Warm, leicht und ausleitend – ayurvedische Ernährung bei Übergewicht

Bei der Behandlung von Übergewicht ist es ratsam, zunächst vorhandenes Ama zu beseitigen und das Verdauungsfeuer Agni zu stärken. Darüber hinaus sollte der Stoffwechsel verbessert und das übermäßige Kapha reduziert werden. Dies können Nahrungsmittel mit der Eigenschaft „Lekhana“, was so viel bedeutet wie auskratzen oder entfernen, gut leisten. Das geschieht vorrangig durch den Verzehr von ausleitender Nahrung mit den Geschmacksrichtungen scharf, bitter und herb und den Eigenschaften leicht, trocken, anregend und erhitzend. Heißes Wasser, Honig, scharfe Gewürze, sowie Gerste sind z.B. gut geeignet und wirken Lekhana auf den Organismus. Entsprechend der individuellen Konstitution dosiert, lassen sich so die für Übergewicht verantwortlichen Elemente Wasser und Erde nachhaltig reduzieren.

Frühstück: Morgens sollte nur wenig und leicht gegessen werden. Ein bis zwei Tassen heißes Ingwerwasser und ein wenig warmer Gerstenbrei mit Zimt sind z.B. gut geeignet.

Mittagessen: Mittags können gerne Hülsenfrüchte (z.B. Mungdal) und Reis gegessen werden, die Hälfte der Mahlzeit sollte aber aus Gemüse bestehen, das mittags zu einem Teil auch als Salat oder Rohkost zubereitet werden kann. Bittere und scharfe Gemüsesorten, sowie erhitzende Wurzelgemüse wie Karotten oder Rettich mit stoffwechselanregenden Eigenschaften sollten bevorzugt werden.

Abendessen: Am Abend ist es ratsam, leicht verdauliche Kost einzunehmen, die die Körperkanäle nicht blockiert. Dazu bieten sich Suppen oder Eintöpfe mit viel Gemüse gut an.

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Allgemein gilt: Kleine Portionen, langsam, warm, regelmäßig und nur bei Hunger essen sowie lange Essenspausen einlegen. Falls doch eine Zwischenmahlzeit benötigt wird, kann z.B. ayurvedische Reisbrühe getrunken werden, die den Köper sättigt und zufrieden stellt, ohne ihn zu sehr zu belasten. Das Essen sollte unbedingt gut schmecken, damit alle Ebenen des menschlichen Daseins genährt werden. Dafür gibt es viele wunderbare ayurvedische Rezepte und natürlich die eigene Kreativität, mit denen man alle zuträglichen Nahrungsmittel köstlich zubereiten kann.

Im Rahmen eines solchen ayurvedischen Ernährungsplans können bestimmte ayurvedische Kräuter als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden.Besonders bewährt haben sich Trikatu und Triphala, Berberitze, Guduchi sowie diverse Guggulus. Der Einsatz sollte jedoch nur nach Absprache mit einem erfahrenen Therapeuten erfolgen.

Auch das Abnehmen mit Ayurveda verlangt eine Auseinandersetzung mit sich selbst, mit der bisherigen Ernährungsweise und den persönlichen Lebensumständen. Auf dem Weg zum Wohlfühlgewicht benötigt jedes Dosha eine typgerechte Auswahl und Kombination an Speisen und eine individuelle Veränderung der Lebensweise. Durch fachgerechte Empfehlungen, eine realistische Prognose und die bestmögliche typbezogene Motivation kann der Betroffene mit Freude und nachhaltigem Erfolg seine Ziele erreichen.