Trainieren nach ayurvedischen Prinzipien

Historisch gesehen finden wir in Indien, dem Land des Veda, die ältesten Zeugnisse der Kampfkunst, eine alte Tradition, die Körper und Geist schult, um gute sportliche Leistungen zu erzielen. Im Sinne des Ayurveda sind diese eine natürliche Folge von regelmäßigem Üben einer bestimmten Disziplin. Übertragen auf Sport im heutigen Sinne ist es unwichtig, ob wir Jogging, Schwimmen, Tennis, Fußball, Tanzen, Kampfsport, Yoga, Tai Chi oder andere Sportarten betreiben. Wer nach ayurvedischen Prinzipien trainiert, kann ein hohes Leistungsniveau erreichen, ohne dabei durch den Zustand der völligen Erschöpfung gehen zu müssen. Sportliche Leistung zu genießen und eine gute Gesundheit aufzubauen, sind wesentliche Gesichtspunkte eines ayurvedischen Trainings.

Sechs wesentliche Ziele

  1. Den Körper gesund erhalten
  2. Den Geist zur Ruhe bringen und seine potenziellen Fähigkeiten entwickeln
  3. Den Körper verjüngen und beleben
  4. Die Koordination von Körper und Geist entwickeln
  5. Intuitive Wahrnehmung schulen
  6. Aggressionen und Stress abbauen

Was heißt das in der Praxis des Trainings?

  1. Die Gelenke werden orthopädisch und physiologisch so bewegt, dass sie geschont und gekräftigt werden.
  2. Das Lerntempo und die Übungsgeschwindigkeit haben einen direkten Bezug zum eigenen Körper und zum geistigen Leistungsvermögen.
  3. Der Atem – das Prana – wird in den Übungsprozess mit einbezogen.
  4. Der Muskulaturaufbau geschieht im Sauerstoffüberschuss. Dadurch entsteht kein Muskelkater. Das Leistungsvermögen des Körpers wird durchschnittlich nur 50% in Anspruch genommen.
  5. Übungszeiten sind von der eigenen Dosha Konstitution (Vata, Pitta, Kapha) abhängig.
  6. Sportarten nach der eigenen Dosha Konstitution auswählen, unter Berücksichtigung der persönlichen Ziele.
  7. Ernährungs- und Verdauungszeiten einhalten.

Die Doshalehre und Trainingszeiten

Diese Empfehlungen sollen Ihnen helfen, Ihr Training zu unterstützen. Sie haben nur eine Leitfunktion. Die wichtigste Regel für Körpertraining lautet:
Sie müssen sich wohl fühlen und die Übungen sollen Ihnen Spaß machen!

» 6.00 bis 10.00 Uhr – die Kapha-Zeit des Tages: Sie ist generell für alle Dosha-Typen die beste Zeit, um das Training durchzuführen. Gerade ein frühes morgendliches Training hilft Schwerfälligkeit zu überwinden, um mit frischem Schwung den Tag zu beginnen. Sie hilft dem Vata-Typ im Gleichgewicht zu bleiben, sich nicht zu überanstrengen und somit die Verletzungsgefahr zu reduzieren, weil Energien vorherrschen, die Struktur und Geschmeidigkeit fördern. Der Pitta-Typ kann in dieser Zeit gute Leistungen vollbringen. Beim Kapha-Typ reduziert Bewegung in dieser Zeit das Kapha, was zu mehr Energie führt. Das Morgentraining ist besonders bei Schlafstörungen zu empfehlen.

Amerikanische Wissenschaftler fanden in einer Untersuchung von 200 Frauen im Alter von 50 – 75 Jahren heraus, dass bei einem 30 Minuten Ausdauertraining, bei 70% der Teilnehmerinnen die Schlafstörungen nach ca. drei Wochen verschwanden. Ausreichend ist auch ein strammes Spazierengehen, Nordic Walking oder intensives Yoga.

» 10.00 bis 14.00 Uhr – die Pitta-Zeit des Tages: Ist für alle die beste Zeit, die Hauptmahlzeit einzunehmen, weil das Verdauungsfeuer am stärksten ist. Es ist die Zeit, in der Ihr Körper die aufgenommene Nahrung am besten verdaut und in wertvolle körpereigene Energie umwandelt. Treibt man zu dieser Zeit Sport, wird dem Körper wertvolle Verdauungsenergie entzogen und in Bewegungsenergie gelenkt. Trainiert der Pitta-Typ in diesen Stunden intensiv, wird das Pitta zu sehr angefeuert. Es ist für ihn die schlechteste Trainingszeit.

» 14.00 bis 18.00 Uhr – die Vata-Zeit des Tages: Ist die beste Zeit, um geistig aktiv zu sein. Ist für den Vata-Typen die schlechteste Trainingszeit, weil die Muskelkraft sehr eingeschränkt ist. Der Köperbau des Vata-Typs ist häufig leicht, zierlich und weniger belastbar als der des Pitta – oder Kapha-Typs. Treibt der Vata-Typ zu dieser Zeit Sport, kommt er leicht in Stress, wodurch die Verletzungsgefahr, insbesondere die seiner Gelenke zunimmt.

» 18.00 bis 22.00 Uhr Kapha-Zeit: Sportliches Trainieren höchstens bis 20 Uhr, denn anregende oder erhitzende Aktivitäten gehören laut Ayurveda nicht in die Abendstunden! Es sei denn, es handelt sich um beruhigende, entspannende Übungen, die helfen, die Aggressionen und den Stress des Tages abzubauen und die Raserei im Kopf zur Ruhe zu bringen. Der Ayurveda empfiehlt, um 21.30 Uhr ins Bett zu gehen, da die Kapha-Phase das Einschlafen natürlich unterstützt. Schnelles und leichtes Einschlafen können Sie auch durch ein Abendritual unterstützen, in dem Sie entspannende Musik hören, sanftes Yoga und Qi Gong praktizieren oder einfach eine Tasse heiße Milch mit Ghee und Gewürzen trinken. Ihr Körper merkt sich das und bereitet sich auf den Schlaf vor.

» 22.00 bis 2.00 Uhr Pitta-Zeit: Ist die wichtigste Zeit für den Schlaf. Die Zeit der inneren Reinigung und Verarbeitung des vergangenen Tages. Sie ist ungeeignet für große Mahlzeiten und nächtliche Arbeitsprojekte. Sind Sie allerdings gewohnt, nachts zu essen und zu arbeiten, braucht es einige Zeit, um die wohltuenden Wirkungen der frühen Nachtruhe selbst zu erfahren. Die einzige Sportart, die zu dieser Zeit besonders reinigende und aufbauende Wirkungen für alle Dosha-Typen hat, ist das Wudang Qi Gong. Durch das zu dieser Zeit vorherrschende Pitta wird schlechte Energie besonders schnell abgebaut.

» 2.00 bis 6.00 Uhr Vata-Zeit: Die ayurvedische Verhaltenslehre empfiehlt, den Tag noch vor 6.00 Uhr zu beginnen, um die Beweglichkeit und Leichtigkeit des Vata-Dosha als Qualität mit in den Tag zu nehmen. Bei Vatakonstitutionen und starken Vatastörungen ist jedoch davon abzuraten. Der Schlaf in der Kaphazeit des Morgens ist für diese Menschen ein stärkendes und Kraft verleihendes Heilmittel. Außer den Tageszeiteneinflüssen der Doshas im Hinblick auf individuell optimale sportliche Trainingszeiten müssen außerdem die Einflüsse der Jahreszeiten und die Doshas des Lebensalters Berücksichtigung finden. Hinweise hierzu finden Sie in Heft 9 und 10 des Ayurveda Journals. Erschienen im Ayurveda Journal 12
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