Dal bezeichnet Gerichte aus geschälten und gesplitteten Hülsenfrüchten wie Linsen oder Kichererbsen. Dal ist ein köstliches Grundnahrungsmittel in Indien und unverzichtbarer Bestandteil der ayurvedischen Küche. Da die ayurvedische Küche vorwiegend vegetarisch orientiert ist, stellen Dal-Speisen die wichtigste Eiweißquelle dar.

Eine typische ayurvedische Hauptmahlzeit besteht aus der Trias von Getreide, Gemüse und Dal. Ergänzend kommen Rohkostbeilagen oder Chutneys zum Einsatz. Mitteleuropäische Mischköstler, die nach einer Konsultation auf ayurvedische Diät umsteigen, klagen häufg über Unverträglichkeiten gegenüber Dalgerichten – nach dem bekannten Spruch: Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen…

Ist Dal tatsächlich für jeden geeignet?
Was tun, wenn der Bauch streikt?
Wir stellen die Linse in den Faktencheck.

Fakt ist

Aus heutiger ernährungswissenschaftlicher Sicht gelten Hülsenfrüchten als hochwertige Eiweißlieferanten bei zumeist geringem Kaloriengehalt. Sie sättigen nachhaltig und steigern nur langsam den Blutzucker, was angesichts der hohen Diabetesraten von großer Bedeutung ist. Würden Hülsenfrüchte wie in Indien täglich verzehrt, dann ließe sich der Fleischkonsum auf ein Minimum reduzieren – zum Wohle der leidenden Tiere, der Umwelt und der Gesundheit aller Konsumenten.

Das in Hülsenfrüchten vorkommende Kohlenhydrat Verbascose kann im Dünndarm nicht verdaut werden, da die dafür erforderlichen Enzyme fehlen. Es wird durch Darmbakterien fermentiert und erzeugt daher natürlicherweise Blähungen.

Im Ayurveda wird die Gruppe der Hülsenfrüchte (Shamidhanya) allgemein wie folgt klassifziert

  • Geschmack: herb und süß
  • Eigenschaften: leicht und trocken
  • Wirkung nach der Verdauung: scharf
  • Potenz: kühlend
  • Dosha-Bezug: Vata steigernd, Pitta und Kapha senkend

Hülsenfrüchte sind grundsätzlich schwer verdaulich, weshalb sie bei Menschen mit schwacher Verdauungskraft (Agni) zu Völlegefühl, Blähungen, Krämpfen und Stuhlentleerungsstörungen führen können.

Mungdal gilt als die am besten verträgliche Linsenart und wird daher auch in der ayurvedischen Kurmedizin und für Detox-Programme eingesetzt. Eine berühmte Rezeptur ist Kitchari, das aus Mungdal, Basmatireis, Ghee und verdauungsfördernden Gewürzen (unter anderem Ingwer, Kreuzkümmel, Asafoetida, Kurkuma, Senfsamen, Koriander, Steinsalz) hergestellt wird.

Sehr geschmackvoll ist der rötliche Masur Dal, der im Vergleich zum Mungdal etwas süßlicher und weicher mundet.

Eine Ausnahme bildet Masha oder Urid Dal, der aufgrund seiner fettigen und schweren Eigenschaften Vata senkend wirkt und stattdessen Pitta und Kapha steigert. Er baut Körpergewebe auf und fördert allgemein Stärke, gilt aber zugleich als schwer verdaulich. Die in Indien beliebten Kichererbsen werden Chana Dal genannt. Sie gelten als stark trocknend, Vata erhöhend und zugleich Kapha und Pitta senkend.

Die Verträglichkeit von Dal hängt in starkem Maße von der Zubereitung ab – hier die wichtigsten Regeln

  • Waschen Sie Dal ausgiebig unter heißem Wasser ab, bis die Flüssigkeit klar wird.
  • Weichen Sie alle Linsen über Nacht oder vor Gebrauch ein.
  • Bereiten Sie einen Gewürzsud aus den oben genannten verdauungsfördernden Gewürzen
    in Ghee zu und dünsten Sie darin die Linsen an, bevor Sie diese mit Wasser übergießen und kochen.

An Hülsenfrüchte muss man sich gewöhnen – steigern Sie daher langsam die Menge und Häufgkeit. Sollten Sie nach einer vierwöchigen Testphase Dal noch immer nicht vertragen, dann meiden Sie diesen vorerst und suchen Sie einen Ayurveda-Therapeuten auf, der die Ursache erfassen und behandeln kann. Auch der Besuch ayurvedischer Kochkurse kann helfen, Tipps und Tricks in der Zubereitung kennenzulernen. Nur in seltenen Fällen ist Dal so unverträglich, dass er tatsächlich gemieden werden muss.


Heft 51 – Gesunde Körpermitte

Das Ayurveda Journal beschäftigt sich in dieser Ausgabe als Titelthema mit dem Schwerpunkt Gesunde Körpermitte.