Empfängnis

Im Ayurveda ist im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt bereits die Zeit vor der Empfängnis sehr wichtig.

Ideal ist es, wenn sich Eltern gemeinsam auf diesen Schritt vorbereiten. Wenn beide im bestmöglichen Gesundheitszustand sind, ist das die beste Chance für ein gesundes Kind und eine unbeschwerte Schwangerschaft. Die Elemente, Doshas, Klima, Jahres- und Tageszeit und auch das Vorhandensein von Ama im Körper der Eltern und nicht zuletzt ihre psychische Verfassung zum Zeitpunkt der Empfängnis nehmen Einfluss auf die Konstitution des Kindes.

Partner, Familie und Freunde sollten der Frau Unterstützung geben. Es ist wichtig, dass alles, was sie umgibt, was ihre Sinne aufnehmen, was sie isst und tut und in welcher Gesellschaft sie sich befindet, so angenehm, liebevoll und heilsam wie möglich ist.

Der Körper sollte frei sein von Ama und das Agni gut funktionieren. Ein regelmäßiger Menstruationszyklus ohne Störungen ist eine gute Voraussetzung. Häufig ist eine Reinigung des Körpers, auch Panchakarma, vor der Empfängnis hilfreich.

Optimal ist, mit diesen Empfehlungen mindestens 6 Monate vor der Empfängnis zu beginnen. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die Ernährung. Diese sollte in erster Linie warme, saftige, nährende Speisen enthalten: Mung Dal, Reis und andere Getreide, frisches, gekochtes Gemüse, Ghee, Honig, Mandeln, bei ausreichendem Agni auch warme Gewürzmilch oder Süßspeisen aus Reismilch.

Gut ist folgende energiespendende Zubereitung:

2 Datteln, 2 Mandeln, 1/2 Tl Fenchelsamen und gem. Kardamom über Nacht einweichen, morgens pürieren und trinken.

Besonders geachtet werden sollte auf den Ausgleich von Vata und Pitta. Vata ist für die normale Ausschüttung der Hormone, den Menstruationszyklus und auch für die Bewegung der Samen in den Uterus zuständig. Ist das Vata aus der Balance, kommt es in all diesen Prozessen zu Störungen. Daher sollten vatasteigernde Nahrungsmittel wie Rohkost, Kohlarten, trockene und frittierte Speisen vermieden werden.

Um die Erhöhung von Vata zu vermeiden, sollte die Frau für körperliche und geistige Ruhe sorgen. Alles Extreme, wie anstrengender Sport, Fliegen, extreme klimatische Bedingungen sollte vermieden werden. Jeden 2. Tag eine Massage mit gereiftem warmen Sesamöl und danach ein warmes Bad hilft, Vata zu reduzieren und die Gewebe zu stärken. Traditionell wird empfohlen, freundliche helle Farben zu tragen.

„Kein Geschenk übertrifft das Geschenk des Lebens.“
Charak Samhita, Cikitsa I, 4.61

Pitta ist ebenfalls für die Kontrolle der weiblichen Fortpflanzungsorgane zuständig, jedoch sollte Pitta im richtigen Maß vorhanden sein. Zuviel Pitta und Hitze im Fortpflanzungsgewebe kann zu Fehlgeburten und Hautproblemen beim Kind führen. Insbesondere Nahrungsmittel, die scharf und sauer sind, sollten gemieden werden. Dazu gehören saure und fermentierte Speisen, wie Tomaten, Joghurt, Essig, Alkohol und Industriezucker.

Bilden sich Wasseransammlungen und Schwellungen im Körper, ist Gerste, die wie Reis verwendet werden kann, oder Gerstenwasser hilfreich. Dazu wird Gerste mit viel Wasser gekocht, anschließend werden die Körner abgefiltert und das Wasser warm oder kalt getrunken.

Schwangerschaft

Das Wichtigste während der Schwangerschaft ist sicherlich, dass die Frau Zeit und Ruhe findet, sich innerlich auf die neue Situation einzustimmen, eine Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen und die richtige liebevolle Unterstützung durch ihren Partner oder andere Menschen in ihrer Umgebung zu bekommen.

Starke Ängste und ambivalente Gefühle können zu Komplikationen führen, hilfreich ist der Kontakt zu erfahrenen Müttern.
Die Stressbelastung, besonders am Arbeitsplatz sollte reduziert werden. Starke körperliche Anstrengung, langes Aufbleiben, viele Reisen, Zurückhalten natürlicher Bedürfnisse sollte vermieden werden. Bis zum 5. Monat ist bei Körperübungen jeder Art Vorsicht geboten, da die Verbindung des Kindes in der Gebärmutter sich erst festigen muss. Daher empfiehlt sich auch ein achtsamer Umgang mit Sex in dieser Zeit.

Die Ernährung sollte jetzt besonders sorgfältig gestaltet werden, damit alle Elemente für das Wachstum des Kindes zur Verfügung stehen und der Körper der Mutter keinen Schaden nimmt.

Viel gekochte Gemüse (v. a. auch Blattgemüse), Ghee, Milch als Gewürzmilch, frisches Obst, viel Flüssigkeit und warme Getränke sollten bevorzugt werden. Kein Übermaß an süß, sauer, bitter, scharf und salzig, keine scharfen Gewürze, besser sind frischer Ingwer, Kreuzkümmel, Anis, Fenchel, Kardamom, schwarzer Pfeffer.

Wenn ein besonderes Verlangen nach bestimmten Nahrungsmitteln auftritt, sollte die Frau diesem in Maßen folgen, da es oft bedeutet, dass bestimmte Nährstoffe gebraucht werden oder sich die Bedürfnisse des Kindes bemerkbar machen. Wenn jedoch besonders „ungesunde“ Sachen gegessen werden, ist eine Kombination mit wertvollen Lebensmitteln sinnvoll.
Bei Übelkeit während der Schwangerschaft sind leichter Ingwertee, Kreuzkümmeltee, geröstete Kreuzkümmelsamen, Fenchelsamen, Kardamomkapseln oder warmes Wasser mit Honig und wenig Zitrone hilfreich. Eine vorsichtige Massage des Bauches mit gereiftem warmen Sesamöl hilft, Schwangerschaftsstreifen vorzubeugen.

Die Zeit nach der Geburt

Nach der Geburt konzentriert sich die Aufmerksamkeit in der Regel zunächst auf das Kind. Wenn das Kind gestillt wird, braucht man sich auch über dessen Ernährung keine weiteren Gedanken zu machen. Doch die Mutter benötigt Aufmerksamkeit und Pflege, da ihr Körper durch Schwangerschaft und Geburt große Anstrengung geleistet hat und sie sich emotional und geistig auf die neue Situation einstellen muss.

Hier ist besonders die Unterstützung durch Familie und Freundinnen wichtig.

Nach der Geburt entsteht in der Gebärmutter ein leerer Raum, der sich sofort mit Vata füllt. Es ist wichtig, dass dieses Vata sorgsam und vollständig entfernt wird, sodass die Gebärmutter zu ihrer normalen Größe zurückkehren kann und alle Organe wieder ihren gewohnten Platz einnehmen, um so das körpereigene Gleichgewicht wieder herzustellen. Geschieht das nicht, kommt es nach der Schwangerschaft häufig zu Beschwerden, wie Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Schwellungen, Gebärmuttererkrankungen, Menstruationsproblemen, Schweregefühl im Magen, Erschöpfung etc. Unmittelbar nach der Geburt können Depressionen, Ängste, Nervosität und emotionale und geistige Überempfindlichkeit auftreten. Eine erste Maßnahme ist, direkt nach der Geburt den Bauch fest mit warmen Tüchern zu wickeln. Massagen, wie sie auch traditionell in Indien üblich sind, stärken nach der Geburt Mutter und Kind.

Ernährung und Verhalten nach der Geburt

In den ersten beiden Tagen nach der Geburt ist das Agni sehr schwach und der Körper ist noch nicht in der Lage, schweres Essen zu verarbeiten. Eine leichte, warme, nährende Kost ist dann wichtig. Ein ideales Gericht dafür ist Kitchery (bestehend aus 1/3 Mung Dal und 2/3 Reis) oder Gemüsesuppe.
In den ersten 6 Wochen nach der Geburt sind folgende ­Empfehlungen hilfreich:

Ernährung

  • täglich etwas frischen Dill essen
  • viel grünes Gemüse wie Spinat, Chicoree, Artischocke, Bockshornkleeblätter, Mangold
  • Weizen vermeiden und stattdessen als Getreide Reis, Hirse, Dinkel, Kamuth, Amaranth und Quinoa essen

Verhalten

  • Draußen den Kopf durch einen Schal oder eine andere Kopfbedeckung schützen, auch in Öl getränkte Watte für die Ohren ist sinnvoll
  • ein Bauchwickel kann auch regelmäßig zu Hause getragen werden, um die Bauchmuskulatur zu unterstützen
  • regelmäßige Massage mit Mahanarayana Öl oder gereiftem Sesamöl, danach ein warmes Bad oder Dampfbad
  • Schlafen mit angezogenen Knien
  • ein geeignetes Yogaprogramm

Heft 12 – Heilung chronischer Krankheiten

Chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenwirken. Im Ayurveda Journal 12 erfahren Sie, wie durch eine angepaßte Ernährung, einer inneren Reinigung und einem aktiven Stoffwechsel den chronischen Beschwerden der Garaus gemacht wird.