Die Haut ist nicht nur ein lebenswichtiges Schutzorgan, sondern auch eine Art „direkte Leitung“ zu unserem Innersten. Schon im alltäglichen Sprachgebrauch werden Verbindungen von Haut und Geist deutlich: ob wir „aus der Haut fahren“ oder etwas „hautnah“ erleben – viele Gemütszustände zeigen sich direkt auf der Haut. Erröten durch Verlegenheit, Blasswerden vor Zorn oder Schwitzen aus Unsicherheit sind nur einige Beispiele. Und so manches unliebsame emotionale Erlebnis geht einem auch direkt unter die Haut.

Die 7 Hautschichten

Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf den Aufbau der Haut. Im traditionellen ayurvedischen System werden sieben Hautschichten differenziert (Die ersten vier Hautschichten lassen sich mit dem westlichen Konzept der Epidermis vergleichen):

  1. Avabhasini (transparent, die äußere Hornschicht)
  2. Lohita (rötliche Schicht)
  3. Sveta (weißliche Schicht)
  4. Tamra ( kupferfarbene Schicht)
  5. Vedini (der Sitz von Schmerz) – am ehesten mit der Dermis/Corium zu vergleichen
  6. Rohini – am ehesten mit der Dermis/Corium zu vergleichen
  7. Mamsadhara – die Schicht, die Mamsa (das Fleisch) bedeckt – am ehesten mit Faszien zu vergleichen.

Störungen der Haut werden dem externen Krankheitsweg (Bahya Roga-marga) zugeordnet und finden ihre Ursachen vorwiegend in fehlerhaften Ernährungs- und Lebensgewohnheiten sowie mentalen Ungleichgewichten der Eigenschaften Rajas und Tamas. Unzuträgliche Nahrungsmittelkombinatio-nen (typisches Beispiel: Milch mit Saurem), Konsum ohne Verdauung der vorherigen Mahlzeit, übermäßiger Verzehr öliger, heißer, saurer, salziger und scharfer Speisen sowie vermehrte Sonnen- und Hitzeexposition können zu einer Verunreinigung des Blutes mit einhergehenden Hauterscheinungen führen. Die meisten Hauterkrankungen werden über eine Reinigung des Blutes durch vorwiegend bittere Nahrungs- oder Heilmittel wie etwa Curcuma oder Rubia Cordifolia (Manjistha) sowie Guggulu (Commophora mukul) behandelt. Chronische Störungen stellen häufig eine Indikation für Panca Karma dar. Hier erweisen sich auch lokale Behandlungen durch Aderlässe oder der Einsatz von Blutegeln als erfolgreich.

Angesichts der nicht zu unterschätzenden psychosomatischen Problematik vieler Hautkranker müssen neben rationalen Therapieformen (Yukti-vyapashraya) auch Maßnahmen zur Stärkung von Sattva im Geist (Sattvavajaya) eingeleitet werden. Diese Maßnahmen beinhalten in Indien häufig zeremonielle und rituelle Handlungen – für Europäer geht es sicherlich mehr um bewußten Umgang mit Problemfeldern und die Förderung der Unterscheidungskraft (Dhi) des Geistes. Auch die Erinnerungsfunktion (Smriti) gilt es zu stärken, um aktuelle Handlungen auf vergangenen Erfahrungen basieren zu lassen. Um sich letztlich vor schädlichen Objekten fernzuhalten, braucht es Entschlossenheit und Willenskraft (Dhriti).

Die Auswahl der Öle bei ayurvedischen Behandlungen spielt eine zentrale Rolle. Medizinierte Pflanzenöle, deren Herkunft und Verarbeitung hygienischen und biologischen Kriterien entspricht, sind den häufig eingesetzten kaltgepreßten Speiseölen wie Sesam-, Sonnenblumen- oder Olivenöl vorzu-ziehen. Die ausgiebige Verarbeitung und Medizinierung dieser Öle trägt zu besserer Aufnahme und intensiverer Wirkung bei und beugt potenziellen Überempfindlichkeitsreaktionen im Vorfeld vor. Voraussetzung hierfür ist natürlich die korrekte Auswahl eines Öles durch den gut ausgebildeten Therapeuten.


Heft 04 – Essen Sie sich gesund

Dieses Heft ist leider nicht mehr verfügbar.