Sophia Papadopoulou, geboren in Thessaloniki, studierte Chemie an der „Aristotle University of Thessaloniki“. Seit 1995 vertritt sie die Firma „Himalaya“ in Griechenland, und im Jahr 2005 gründete sie das „Greek Institute of Ayurveda“ (EL.E.M.E.E.A.). Sie zählt zu den bekanntesten Ayurveda-Experten in Griechenland.
Frau Papadopoulou, die Wiege unserer westlichen Medizin liegt in Griechenland. Was verbindet Ayurveda mit der Gesundheitslehre der Antike?
Ayurveda hat mit allen alten, medizinischen Systemen und natürlich mit der antiken Hippokratischen Medizin viel gemeinsam. Ich beziehe mich sehr häufig auf hippokratische Aussprüche, die die wichtigsten ayurvedischen Prinzipien ausdrücken. Zum Beispiel auf die Hauptmaxime von Hippokrates: „Unser Körper kann sich selbst heilen. Von höchster Bedeutung sind dabei die Faktoren Ernährung, Bewegung, Umgebung, die Art zu leben und zu denken.“
Sie sagen, Ayurveda ist Ihr „Entertainment” – warum?
Also, es unterhält mich, weil Ayurveda sozusagen für mein Seelenheil sorgt und mir dabei hilft – ganz so wie bereits die alten Griechen sagten: zu erkennen, wer ich bin, in welchem Kontext ich mich bewege und welche Lebensziele ich habe. Ayurveda beschäftigt mich konstant.
Was brachte Sie denn zum Ayurveda?
Nach dem Abschluss meines Chemiestudiums an der „Aristotle University of Thessaloniki“ bekam ich sofort einen Job beim „State Chemical Laboratory”, einem großen Chemielabor. Doch meine Arbeit entsprach nicht meinen Erwartungen, ich war enttäuscht. Ich fühlte mich „eingesperrt“ in den engen Rahmen des öffentlichen Dienstes. Deshalb suchte ich schnell nach neuen, kreativen, geistigen Betätigungsfeldern – und kündigte.
Ich hatte mich schon länger mit Yoga beschäftigt, besonders während meiner Aufenthalte in Indien. Dort kam ich scheinbar zufällig – obwohl es wohl eher ein „karmischer Moment“ war – mit „Himalaya“, dem Hersteller von ayurvedischen Produkten, in Berührung. Ich hatte von meiner Familie, in der es viele Ärzte gibt, schon einiges über das Unternehmen gehört. Und wir unterzeichneten bald darauf einen exklusiven Vertrag für eine Vertretung der Firma in Griechenland. Je länger ich Ayurveda studierte, der ja der philosophische und wissenschaftliche Hintergrund der Firma „Himalaya“ und ihrer Produkte ist, desto stärker wuchs mein Interesse an der Heilkunde.
Was bedeutet Ihnen mittlerweile die Wissenschaft des Ayurveda?
Für mich beinhaltet es die ganze „Art zu leben“, wie es schon von der Etymologie des Wortes Ayurveda aus den Worten „Ayus“ (Gesundheit, Leben) und „Veda“ (Wissen) hervorgeht. Ayurveda hilft mir, bessere Entscheidungen zu treffen. Was jedoch nicht bedeutet, dass ich seither keine Fehler mehr mache, aber zumindest bin ich immer darüber bewusst. So kann ich an mir arbeiten. Haben Sie übrigens schon von der Reise nach Ithaka gehört? Das berühmte Gedicht beschreibt den Wert von Reisen, von Veränderung, sehr gut – und beginnt so: „Brichst du auf gen Ithaka, wünsch dir eine lange Fahrt.“
Welche Rolle spielt Ayurveda denn überhaupt in Griechenland?
In den vergangenen zehn Jahren hat die Wissenschaft des Ayurveda eine immer wichtigere Rolle übernommen in Griechenland. Und wir versuchen viel dazu beizutragen – sowohl mit EL.E.M.E.E.A., dem „Griechischen Institut für Ayurveda“ als auch mit unserem Unternehmen Ayurveda Hellas S.A. Wir informieren griechische Bürger in Seminaren, durch Artikel, die wir verfassen, im TV und im Radio.
Ayurveda ist auch in Griechenland mittlerweile eine Alternative zur herkömmlichen Medizin. Hauptsächlich dient der Ayurveda dazu, bei akuten Krankheiten zu unterstützen. In manchen Gegenden fehlt es an einer ausgebauten klassischen medizinischen Infrastruktur – gerade hier kann Ayurveda eine wichtige Rolle übernehmen.
Ist es schwieriger geworden in diesen wirtschaflich harten Zeiten – gerade in Griechenland?
Es ist auf eine Art leichter. In Phasen von Krisen neigen wir dazu, mehr Selbstkritik und allgemeine Kritik zu üben. Die Menschen sind offener für Alternativen. Das ist – gemäß dem ayurvedischem System – der erste Schritt sich selbst zu entdecken und zu verstehen. Meiner Meinung nach der Schlüssel zur vollkommenen Gesundheit. Nur so können wir kluge Entscheidungen treffen und den Energiespeicher wieder auffüllen.
Was bieten Sie denn alles an?
Unser Angebot umfasst die gesamte „Art zu leben“. Wir verkaufen nicht nur Produkte, die zum Ayurveda gehören, sondern organisieren viele Veranstaltungen zum Thema und zur alternativen, ganzheitlichen Medizin allgemein – oder nehmen teil.
Wir haben Zentren für die grundlegenden, ayurvedischen Techniken (von Panchakarma, Shirodhara, Nasyam über Massagen) gegründet und sind im Kontakt mit Ärzten und Instituten in Indien und anderen Ländern, wo Ayurveda ein komplettes, medizinisches System ist.
Heft 38 – Die mediterrane Ayurveda-Küche
Das Ayurveda Journal gibt in dieser Ausgabe Anregungen für ein ayurvedisches Menü mit mediterranem Flair.