Liebe Ayurveda-Freunde,
die Corona-Krise dauert an, auch wenn der Lockdown überstanden ist. Es gibt noch immer Einschränkungen und Auflagen, die beachtet werden müssen. Da der Ayurveda überwiegend im Mensch-zu-Mensch-Kontakt arbeitet, war er vom Lockdown direkt betroffen. Resorts und Hotels mussten schließen, Behandlungen waren über Monate nicht möglich. Nicht nur menschlich eine schwierige Zeit, sondern auch ein gravierender finanzieller Einschnitt für die betroffenen Häuser. Wir haben in einem Sammelinterview nachgefragt, wie die Branche die Krise gemeistert hat. Wir möchten Ihnen einen Eindruck vermitteln, wie Ayurveda-Häuser von der Krise betroffen waren und der Neustart im Alltag aussieht. Und auch, was einen Gast erwartet, der jetzt eine Kur oder Anwendungen buchen möchte. Die Erhebung fand im Juli statt und beleuchtet die Situation im späten Frühling und Sommer 2020.
AJ: Wie ist die aktuelle Lage in Ihrem Resort/Hotel?
Die meisten Häuser öffneten ihre Türen wieder Ende Mai. Nach einem verhaltenen Start stiegen die Buchungszahlen an. Es macht sich teilweise bemerkbar, dass Kuren in Asien zzt. nicht möglich waren bzw. sind und Kurinteressierte deshalb auf deutsche Häuser ausweichen. Alle Häuser haben Hygienekonzepte ausgearbeitet, die von den Behörden genehmigt werden mussten und nun im Alltag sorgfältig und vollumfänglich umgesetzt werden.
AJ: Wie hat Sie der Lockdown getroffen? Mussten Sie Personal entlassen oder auf Kurzarbeit setzen?
Die zweimonatige Schließung hat die Häuser hart getroffen, da sie auf die Zeit der buchungsintensivsten Monate fiel. Die klassische Panchakarma-Kur wird schwerpunktmäßig im Frühjahr gebucht und bedeutet Hochbetrieb. Gerade diese Zeit fiel weg und bedeutet nicht zu unterschätzende Umsatzeinbußen. Gerade mit den Einnahmen dieser Saison werden umsatzschwächere Monate zu anderen Jahreszeiten ausgeglichen.
Feste Mitarbeiter wurden fast komplett auf Kurzarbeit gesetzt, manchmal musste Aushilfspersonal entlassen werden. Für alle eine schwere Zeit. Ärzte, Therapeuten und Verwaltungspersonal waren erleichtert, als sie Ende Mai wieder an die Arbeit gehen konnten.
AJ: Wie gehen Sie mit den aktuellen Auflagen (Abstand und Hygieneregeln) der Behörden um und wie werden diese umgesetzt?
Die umfangreichen Auflagen werden strengstens befolgt und z.T. durch spezielle Hygieneberater begleitet. Das Tragen von Masken, häufiges Desinfizieren, Abstandsregeln und weitere Maßnahmen sind Teil des Alltags und werden von Mitarbeiter/innen und Gästen umgesetzt.
AJ: Bedeuten die Auflagen Mehraufwand?
Der Aufwand in allen Abteilungen ist gestiegen. Sowohl die Behandlungsräume als auch Oberflächen in den Häusern werden um ein Vielfaches mehr gereinigt. Therapeuten und Housekeeping arbeiten intensiv an der Umsetzung der neuen Auflagen. Ayurveda-Resorts hatten schon vor der Corona-Krise anspruchsvolle Hygienekonzepte und sind vertraut mit der Umsetzung hoher Standards. Die damit verbunden höheren Kosten werden nicht an die Gäste weitergegeben, die Preise bleiben stabil.
AJ: Wie nehmen Kurgäste die Lage wahr und wie gehen sie mit der Situation um?
Die Gäste sind froh, wieder in den Genuss einer Kur zu kommen und halten sich an die neuen Regelungen. Sie sind meistens sehr entspannt und freuen sich über ihre Auszeit. Das Tragen der Masken ist nicht für alle einfach, wird aber konsequent akzeptiert.
AJ: Bedeuten die behördlichen Auflagen eine Qualitätseinschränkung für die Kuren und können alle Anwendungen stattfinden?
In den meisten Fällen finden alle Therapien statt, allerdings unter Beachtung der behördlichen Auflagen. Z. T. fallen Gesichtsbehandlungen weg. Die Qualität der Kuren ist nicht betroffen, da die Anwendungen größtenteils wie gewohnt durchgeführt werden können.
AJ: Hat die Corona-Krise die Nachfrage nach Kuren positiv oder negativ beeinflusst?
Das lässt sich noch nicht abschließend beurteilen, da sich nach wie vor Stammgäste mit Neubuchern mischen. Die Buchungslage nach dem Lockdown hat sich zunächst positiv entwickelt, da viele darauf gewartet haben, eine Kur anzutreten. Z.T. haben die Buchungen auch zugenommen, da Reisen nach Asien wegfielen, s.o. Andere Kliniken bemerken eine Zunahme der Buchungen bei Ayurveda-Kurzprogrammen. Häuser, die viele ausländische Gäste empfangen, rechnen mit einer Normalisierung des Betriebs nach Aufhebung der Reisewarnungen.
AJ: Wie blicken Sie in die mittel- und langfristige Zukunft?
Durchwachsen, denn nichts ist sicher. Wie sich die Nachfrage bei Ayurveda-Kuren entwickelt, kann man derzeit nicht genau prognostizieren. Es hängt auch von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab. Es könnte sein, dass aufgrund des gestiegenen Bewusstseins für die persönliche Gesundheitsvorsorge das Interesse an Ayurveda-Kuren zunimmt. Sollten Reisen nach Asien längerfristig nicht möglich sein, könnte eine Verlagerung der Nachfrage auf deutsche Hotels und Kliniken stattfinden.
AJ: Wo sehen Sie die besonderen Aufgaben oder Chancen des Ayurveda im Umgang mit dieser Krise?
Die Chance des Ayurveda in dieser Krise ist, als kraftvolles Gesundheitssystem wahrgenommen zu werden, das im Rahmen einer ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge einen wichtigen Beitrag leisten kann. Prävention sowie die Erhaltung und Förderung des persönlichen Wohlbefindens ist eines der Schlüsselprinzipien des Ayurveda. Das Ziel ist, ein gesundes und langes Leben zu führen. Es besteht auch die Hoffnung, dass die Politik und das Gesundheitswesen das Potenzial des Ayurveda erkennen und fördern.
AJ: Was kann der Ayurveda in dieser Krise für die Menschen tun und was raten Sie Ihren Gästen?
Der Ayurveda bietet wertvolle Möglichkeiten, Infekten allgemein vorzubeugen. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Ruhe und der Abbau von Stress sowie die ganzheitlichen Behandlungen. Bleiben Sie positiv und zuversichtlich. Achten Sie darauf, Ihre Immunität zu fördern, am besten mit einem Mix aus körperlichen und mentalen Methoden zur Stärkung des Gesamtsystems.
AJ: Haben Sie ein Anliegen an die Freunde des Ayurveda?
Achten Sie auf Ihre Balance und bleiben Sie gesund!