Wie ein Land dem Terror trotzt

Das Ayurveda Journal hat bei Resorts und Reiseveranstaltern in Sri Lanka nachgefragt, wie die aktuelle Situation vor Ort ist, wie es um die Menschen und ihren Lebensalltag bestellt ist, welche Konsequenzen der Terror auf den Tourismus hat und wie man im Land mit der Lage umgeht. Diese Antworten aus erster Hand möchten wir mit Ihnen teilen und einen Eindruck aus nächster Nähe vermitteln.

AJ: Wie ist die Situation in Sri Lanka?

Das Leben normalisiert sich wieder. Regierung und Medien haben angemessen reagiert und sind verantwortungsvoll mit der Situation umgegangen. Die öffentliche Sicherheit wird von Polizei und Militär adäquat und zufriedenstellend kontrolliert. Allgemein öffentliche Orte werden auch mithilfe von Zugangskontrollen überwacht. Die Bevölkerung aber wurde aufgerufen, nicht in Angst zu verfallen und das normale Alltagsleben wieder aufzunehmen.

AJ: Welche unmittelbaren ökonomischen Auswirkungen hatte der Terror?

Der allgemeine Tourismus ist um ca. 95% eingebrochen. Andere Wirtschaftszweige haben Probleme aufgrund des verlangsamten Alltags, die den ergriffenen hohen nationalen Sicherheitsbestimmungen geschuldet sind.

AJ: Wie geht es den Menschen vor Ort?

Es besteht eine große Unsicherheit hinsichtlich ökonomischer Fragen und den Lebenshaltungskosten, sollten Arbeitsplätze verloren gehen. Die Menschen sorgen sich um die nationale Sicherheit, aber auch um die wirtschaftliche Stabilität des Landes. Aber Sri Lanka hat in der Vergangenheit schon ganz andere Krisen bewältigt.

AJ: Wie hat sich die inzwischen gelockerte Reisewarnung des Auswärtigen Amtes auf den Ayurveda-Tourismus in Sri Lanka ausgewirkt?

Es gab viele Stornierungen, im Schnitt um die 80% und weniger Anfragen an Ayurveda-Resorts. Kurzzeitig ist die Tourismusbranche insgesamt zusammengebrochen. Einige Resorts mussten zeitweise schließen, andere arbeiten in reduziertem Modus. Die Situation wird sich mittelfristig wieder normalisieren. Die Ayurveda-Branche bereitet sich positiv auf die Herbst-/Wintersaison 2019/20 mit vielen Kurgästen vor.

AJ: Hat der Terror auch Spuren in den mehr ländlich abgeschiedenen Gegenden im Süden, wo sich die meisten Ayurveda-Resorts befinden, hinterlassen?

Dort funktioniert das Leben ganz normal wie vorher auch. Es gibt lediglich weniger Bewegung und Aktivität, die dem Einbruch des Tourismus geschuldet sind. Abgelegenere Resorts abseits von Städten und Hauptattraktionen des Tourismus haben insgesamt weniger Stornierungen zu verzeichnen.

AJ: Welche Sicherheitsmaßnahmen wurden speziell von den Ayurveda-Resorts ergriffen?

Es gibt Zugangskontrollen und Neben- sowie Seiteneingänge wurden geschlossen. Fahrzeuge erhalten nur dann Zufahrt, wenn sie autorisiert sind. Angestellte und das Sicherheitspersonal sind sehr wachsam und haben ein Auge auf die Besucher.

AJ: Wie wird die zukünftige Situation für den Ayurveda-Tourismus in Sri Lanka eingeschätzt?

Die meisten Resorts sehen die Zukunft, wenn sich wieder Normalität einpendelt, positiv. Kurzfristig mag das Vertrauen der Touristen nachgelassen haben, aber die gegenwärtige Panik wird als vorübergehend angesehen. Terror und Sicherheitsprobleme gibt es inzwischen in fast allen Ländern, aber man kann nicht in ständiger Angst leben und sich immer darum sorgen, was alles passieren oder nicht passieren könnte. Auf lange Sicht wird die Nachfrage wieder steigen, da die Besucher die Qualität des Ayurveda in Sri Lanka schätzen. Einige Manager gehen davon aus, dass sich die Ayurveda-Resorts schneller als der allgemeine Tourismus erholen werden, da es sich um Langzeitaufenthalte handelt und sich die Resorts um die Sicherheit ihrer Gäste kümmern. Viele Besucher sind Stammgäste, die schon jahrelang nach Sri Lanka zur Kur kommen und die Situation einschätzen können.

AJ: Was können wir hier im Westen tun, um die Menschen in Sri Lanka zu unterstützen?

Allgemein nicht dem Terror nachgeben und in ständiger Angst leben. Sri Lanka braucht den Tourismus, um das Land wieder aufbauen zu können. Einige Resorts haben ihre verbleibenden Gäste interviewt, um deren persönliche Statements und Empfehlungen zu veröffentlichen und zeigen durch spezielle Veranstaltungen, dass die vielfältigen Ethnien in Sri Lanka größtenteils noch immer in Harmonie miteinander leben.

Wenn man Sri Lanka und speziell seine besonderen Menschen kennt, weiß man, was dieses Land ausmacht. Eine persönliche Empfehlung zählt mehr als alles, was Sri Lanka in dieser Situation über sich selbst sagen kann.