Miriam Prenzel im Gespräch mit Buko Hartmann, dem Gründer des Ayurveda Journals und Geschäftsführer der Amla Natur Vertriebs GmbH.

Als ehemalige Redakteurin wurde ich von Mitarbeitern des Ayurveda Journals angesprochen, ob ich zur Jubiläumsausgabe ein Interview mit dem Gründer Buko Hartmann führen würde. Spontan sagte ich zu.

Mein Weg führt mich ins Grüne im Süden von Hamburg. Als ich am Tor stehe, höre ich Gackern und Meckern. Hühner scharren im Boden, eine kleine Herde Ziegen betrachtet mich neugierig. Ich bin definitiv auf dem Land. Auf dem Weg zur Tür des blauweißen Holzhauses werde ich stürmisch von einem Hund begrüßt. Ich höre ein energisches „Nelson!“ und Herr Hartmann eilt mir entgegen, noch damit beschäftigt, den Hund einzufangen. Nach der herzlichen Begrüßung werde ich ins Innere des Hauses gebeten. Es ist hell und freundlich. Wir setzen uns, es gibt ayurvedischen Kaffee.

Das Ayurveda Journal wird zehn Jahre alt

Herr Hartmann, hätten Sie damals beim Erscheinen der ersten Ausgabe gedacht, dass daraus einmal 40 Ausgaben werden?

Ach, nie – es war sowieso eine verrückte Idee, eine Zeitschrift über den Ayurveda herauszubringen. Wir hatten alle keine Ahnung, wie man journalistisch arbeitetund ein Magazin herausgibt. Das war eine Idee aus dem Bauch heraus, die wir dann in der Familie beraten und umgesetzt haben.

Und – haben Sie es je bereut?

Nein, dann wären es keine 40 Hefte geworden. Aber eine stete Herausforderung ist es schon. Das Leben schwingt im Vierertakt – alle Vierteljahr bricht das Chaos aus. Artikel fehlen, Anzeigen fehlen, der Redaktionsschluss ist da – und der Drucktermin rückt näher. Die Auswirkungen auf das persönliche Leben – Urlaubsplanung, Festlegung von Geschäftsterminen und -reisen – alles muss mit den Erscheinungsdaten des Ayurveda Journals abgestimmt sein. Das bedeutet schon eine erhebliche Koordinationsleistung, an die man vorher nicht gedacht hat. Inzwischen bin ich als Verleger ausgeschieden und habe den Verlag an meine Tochter Nicola übertragen. Ich bin jetzt nur noch beratend tätig.

Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Ja, das bin ich. Als kleine Firma haben wir es geschafft, die international einzige im Handel erhältliche Publikumszeitschrift zum Thema Ayurveda zu etablieren, die innerhalb von zehn Jahren eine Auflage von einer Million gedruckten und verteilten Exemplaren erzielt hat.

Können Sie abschätzen wie viele Bäume für diese Menge Papier gefällt worden sind?

Keine Ahnung, aber besser als für die Bild-Zeitung. Immerhin werden die Hefte von vielen Lesern gesammelt und haben damit auch eine langfristige Wirkung. Seit dem vergangenen Jahr wird für den Druck Papier mit dem FSC Siegel verwendet – Papier aus verantwortungsvollen Quellen.

Warum haben Sie das Ayurveda Journal gegründet?

Wir wollten ein Medium schaffen, das Informationen und Zusammenhänge über die ayurvedischen Lebensprinzipien in eine breitere Öffentlichkeit trägt und interessierten Lesern einen lebensnahen und verständlichen Einstieg ermöglicht. Dafür bietet sich eine Zeitschrift an. Im Vergleich zu Büchern sind die Informationen hier zu verschiedensten Themen in kürzeren Artikeln bunt gemischt. Es soll kein Insiderblatt für die eingeschworene Ayurveda-Szene sein, sondern auch Lesern ohne Vorwissen einen Einblick in die ayurvedische Lebenswelt bieten.

Warum sollten denn Interessierte das Journal lesen?

„Ayurveda“ setzt sich zusammen aus Ayus = Leben und Veda = Wissenschaft, also die „Wissenschaft vom Leben“. Diese Prinzipien müssen erklärt und kommuniziert werden, damit sie gelebt werden können. Es ist in erster Linie das Wissen über die verschiedenen Seiten und Aspekte der eigenen Gesundheit, das uns dazu bringt, die Verantwortung dafür selbst in die Hand zu nehmen. Über bewusste Ernährung und Lebensführung können wir aktiv Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden ausüben. Das Motto des Ayurveda lautet „Dem Leben Jahre geben, den Jahren Leben geben“. Das möchten wir den Lesern nahebringen. Darüber hinaus informieren wir über die aktuelle Situation des Ayurveda im deutschsprachigen Raum.

Das klingt ganz und gar uneigennützig. Haben nicht Sie oder Ihre Firma Amla Natur davon profitiert und gute Geschäfte gemacht?

Das Journal ist als ein „Low-Budget-Projekt“ gestartet worden. Wir haben versucht, mit möglichst wenig Geld zu arbeiten und haben keine Gewinne angestrebt. Was erwirtschaftet wurde, wurde sofort wieder reinvestiert. In diesem Zusammenhang sind die Anzeigenpreise im Vergleich zu ähnlichen Publikationen sehr niedrig kalkuliert, um möglichst vielen, auch kleineren Firmen und Therapeuten zu ermöglichen, Werbung für sich zu machen. Die Ayurveda Branche ist nicht besonders reich. Die Zusammenarbeit mit meiner Firma Amla Natur war notwendig, um das Projekt überhaupt in Gang bringen zu können.

Wie ist das Ayurveda Journal eigentlich organisiert?

Der Verlag Ayus Publications, über den das Ayurveda Journal erscheint, ist ein rechtlich und wirtschaftlich selbstständiges Unternehmen. Die Redaktion wird von unabhängigen Ayurveda-Experten geleitet.

Ist das Ayurveda Journal wirklich unabhängig von Interessen einzelner?

Die Unabhängigkeit bezieht sich nicht nur auf Wirtschaftsinteressen, sondern auch auf die verschiedenen Gruppierungen, Netzwerke und spirituellen Organisationen, die es im Ayurveda in Deutschland gibt. Das Ayurveda Journal soll allen Gruppierungen die Möglichkeit geben, sich darzustellen ohne andere zu dominieren – es ist eine Plattform für alle. Das ist mir besonders wichtig.

Bekommen die Autoren Honorare?

Nein, und ich möchte mich bei dieser Gelegenheit ausdrücklich und sehr herzlich bei allen Autoren bedanken, die mit Ihren wertvollen Artikeln das Journal bereichert haben. Auch bei allen anderen, die das Ayurveda Journal durch Ihre Aktivitäten in Redaktion, Grafik, Organisation und Anzeigenverkauf mitgetragen haben. Mein Dank gilt auch den Abonnenten und Käufern der Zeitschrift sowie den vielen Anzeigenkunden, die die wirtschaftliche Basis für das Erscheinen des Journals geschaffen haben. Und nicht zuletzt hat uns das positive Feedback von Kunden und Lesern ermutigt, weiter zu publizieren, sodass wir jetzt da sind, wo wir stehen: das 41. Heft nach zehn Jahren intensiver Arbeit.

Gehen Ihnen nicht irgendwann die Themen aus?

Absolut nicht, der Ayurveda ist so vielfältig. Es gibt immer wieder neue Themen und verschiedene Blickwinkel, aus denen man das alte Wissen betrachten kann. Die Forschung schreitet voran. Uns wird der Stoff nicht ausgehen.

Herr Hartmann, die Leser dürfen gespannt sein! Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Buko Hartmann

Jahrgang 1951, erlernte mit 17 Jahren Meditation und kam darüber erstmals mit dem Wissen der Vedischen Tradition in Kontakt. Eine Verbindung, die ein Leben lang lebendig bleiben und nie mehr abbrechen sollte. Mit 21 Jahren wurde er Meditationslehrer. Seine erste Begegnung mit dem Ayurveda hatte er 1985 in Holland als Teilnehmer eines Ausbildungskurses, der von indischen Vaidyas (Ärzten) geleitetet wurde. Anfang der neunziger Jahre war er Geschäftsführer der größten europäischen Firma für Ayurveda Produkte, der Maharishi Technology Corporation in Vlodrop. 1997 begann er mit dem Aufbau der Amla Natur Vertriebs GmbH, ein Unternehmen für Herstellung, Import und Vertrieb von Ayurveda Produkten. 2004 gründete er die Ayus Publications als Verlag für das Ayurveda Journal. Die erste Ausgabe erscheint im März 2004.


Heft 41 – Die Hausapotheke

Das Ayurveda Journal beschäftigt sich als Titelthema in Heft 41 mit ayurvedischen Kräutern und Gewürzen für die Hausapotheke.