„Kein Mensch weiß, warum Schokolade den einen dick macht und dem anderen nichts anhaben kann“, zitiert ein Spiegelautor (Der Spiegel, 40/2004) in seinem Leitartikel über dicke Kinder. Schlecht recherchiert oder einfach ignorant, lautet mein Kommentar! Die moderne Wissenschaft steht vor einem Rätsel.

In Forschungsarbeiten wurde festgestellt, wie viele Fette in der Kindernahrung von 10- bis 14-jährigen zu finden sind, dass diese Altersgruppe viel zu viel Fleisch und Wurst aber kaum Obst und Gemüse isst und sich wenig bewegt. Frappierend ist aber, dass die Dickleibigkeit in Deutschland immer früher zum gesundheitlichen Risikofaktor wird.

13 Gründe für ein Ungleichgewicht

Und dann diese unverschämte Ungerechtigkeit: der eine wird dick, der andere nicht! In der Ernährungslehre des Ayurveda finden wir Erklärungen für das unterschiedliche Reagieren des Körpers auf Nahrung. Ein Ungleichgewicht kann deshalb sehr schnell entstehen, wenn

  1. die Nahrung sehr schwer ist – und Fette sind nun mal die am schwersten verdaulichen Nahrungsbestandteile
  2. mehr Nahrung als verträglich aufgenommen wird, selbst wenn diese gesunde Eigenschaften besitzen sollte
  3. gegessen wird, bevor die Verdauung der letzten Mahlzeit abgeschlossen ist, was in der Regel zwischen 3 bis 6 Stunden dauert
  4. ohne wirklichen Appetit (= echter Hunger) gegessen wird
  5. kalte Getränke und Speisen (Eis) unmittelbar nach dem Essen konsumiert werden
  6. das Essen mehrheitlich aus kalten Speisen besteht
  7. nicht miteinander kompatible Nahrungsmittel verzehrt werden, z.B. Milch und saure Früchte oder Fisch und Sahne
  8. die Sinne durch entsprechende Atmosphäre oder durch die Nahrung selbst (Geruch, Aussehen) nicht genügend stimuliert werden und deshalb die entsprechenden Verdauungssäfte nicht genügend produziert werden
  9. die Speisen nicht frisch sind, d.h. aufgewärmt, vorgekocht, tiefgefroren oder anderweitig vorbehandelt wurden
  10. die Nahrungsmittel industriell verfälscht sind, wie z. B. das Homogenisieren der Milch oder künstliche Süßstoffe und unzählige erlaubte und unerlaubte Zusatzstoffe
  11. sich bereits Schlackenstoffe (Ama) im Köper befinden
  12. bei geringer körperlicher Aktivität oder zu viel Schlaf der Stoffwechsel nur reduziert funktioniert
  13. bei Krankheit, Übergewicht oder in der Rekonvaleszenz

Damit hätten wir schon mal 13 wichtige Gründe, die dick machen. Und hier sei die wichtigste Regel noch einmal explizit dargelegt:

Je schwächer der Stoffwechsel (Agni), desto mehr führt die Nahrung zu Gewichtsvermehrung

Aber kommen wir zurück zur geliebten und gehassten Schokolade. Als Schweizer bin ich etwas vorbelastet und gebe offen zu Protokoll, dass ich, wenn in Zürich, nicht versäumen werde, mir ein paar frische Truffes beim stadtbekannten Confiseur zu besorgen. Diese wertvollen Delikatessen halten – auch wenn gekühlt – nur ein paar Tage. Der Schokoriegel am Kiosk aber übersteht unbeschadet den ganzen Sommer. Wie schafft er dieses Kunststück? Ganz einfach, er schmeckt zwar wie Schokolade, hat aber sonst kaum mehr was mit dem natürlichen Ausgangsprodukt zu tun.

Viele der Inhaltsstoffe verstärken das Suchtverhalten und so kommen die Konsumenten schwer von ihrer ungesunden Nascherei los. Neben dem veränderten sozialen Umfeld, das aktive Bewegung fast überflüssig zu machen scheint, liegen die anderen Faktoren einerseits beim Nahrungsmittel selbst und andererseits beim Zustand der Verdauungskapazität. Es bieten sich vier erfolgversprechende Ansätze:

Der letzte Punkt wird in der Ernährungswissenschaft grundsätzlich nicht debattiert, nämlich die direkten Auswirkungen von Nahrungsmitteln auf die Psyche. Ayurveda hat auch hierzu ein eigenständiges Erklärungsmodell geschaffen, nämlich das der „psychologischen Faktoren“ Sattva, Rajas und Tamas.

  1. natürliche und frisch zubereitete Nahrungsmittel
  2. appetitfördernde Maßnahmen (z.B. Gewürze, Wärme, Warten auf den Hunger, etc.)
  3. vermehrte und gezielte körperliche und geistige Aktivität
  4. Verbesserung der psychischen Immunität, die einen erfolgversprechenden Umgang mit Abhängigkeiten und Stress bewirkt

Nahrungsmittel, die einen hohen Sattva Gehalt besitzen (Getreide, süße Früchte und Gemüse, die über der Erde wachsen sowie tierische Produkte wie frische Milch, Butter, Ghee und Honig) erzeugen Klarheit und Wachheit im Geist, verbessern unsere Intelligenz und stabilisieren Emotionen und fördern spirituelle Entwicklung. Sattva stabilisiert die Psyche und vermehrt die Lebenskraft. Typische Lebensmittel mit hohem Rajas Anteil sind Muskelfleisch und Meeresfrüchte oder Gemüse wie Chili, Knoblauch, Früchte wie Ananas und Milchprodukte wie gereifter Käse und natürlich Alkohol. Sie haben eine starke leidenschaftliche Wirkung und können im Übermaß zu aggressivem Verhalten gegenüber sich selbst und anderen führen. Völlerei und Speisen, die alt sind, wie z. B. industriell verarbeitete Nahrungsmittel, Konserven, Wurstwaren, Trockenfleisch etc. oder extrem fettig und schwer sind, vermehren Tamas und bewirken Schwermut, Lethargie, Demenz.

Je höher der Frischanteil in der Nahrung ist, um so entwickelter wird auch das Bewusstsein des Konsumenten und so wird es ein leichtes, krank und unglücklich machende Gewohnheiten aufzugeben. Je schwerwiegender körperliche und psychische Leiden sind, um so wichtiger wird das Sattva Prinzip in der Ernährung. Andererseits muss ein Lebensmittel ohne Leben, wie industrielle Nahrungsmittel, zu Beschwerden führen.


Heft 04 – Essen Sie sich gesund

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