von Dr. med. Kalpana Bandecar

Reisen schenkt uns neue Erfahrungen, Inspiration und Kreativität und regt persönliches Wachstum an. Der Wechsel der gewohnten Umgebung und Routine und die Anstrengungen der Reise können jedoch auch zu Unregelmäßigkeiten in Körper und Geist führen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie diese mit Ayurveda ganz einfach ausgleichen können, so dass Sie Ihre Reise unbeschwert und voller Energie genießen können.

Das Phänomen Urlaubskrankheit

Halsweh, Schlaflosigkeit oder Magen-Darm-Probleme wie Verstopfung oder Durchfall – jeder hat es wahrscheinlich schon einmal erlebt. Da ist man schon mal im Urlaub und dann das. Ayurvedisch gesehen ist dies auch kein Zufall, sondern auf ein Ungleichgewicht der Doshas zurückzuführen, allen voran Vata.

Je länger eine Reise und je mehr Anstrengungen, umso höher ist das Vata. Den Drive zu reisen und ans Ziel zu gelangen, gibt uns die feurige Pitta-Energie. Treten Widrigkeiten auf, die verhindern das Ziel pünktlich zu erreichen oder bei hohem Erwartungsdruck, der mit der Reise verbunden ist, kann das Pitta schon mal in die Höhe schießen. Die stundenlange Sitzhaltung im Auto, Zug oder Flugzeug und übermäßiges, schweres Essen, wie dick belegte Brote und Süßigkeiten, lassen sogar das träge Kapha erhöhen. 

Anpassung der Reise an die aktuelle Gesundheitssituation

Ob und wie sehr wir gesundheitliche Auswirkungen spüren, ist von vielen verschiedene Faktoren abhängig. Den größten Einfluss hat die aktuelle körperliche und mentale Verfassung, mit der wir die Reise antreten und natürlich die Grundkonstitution. Die Art des Transportmittels und idealerweise auch das Ziel sollten zur eigenen Natur passen. Lassen es die Umstände nicht zu, wie bei Geschäftsreisen, dann können wir zumindest während und nach der Reise ausgleichende Maßnahmen treffen. 

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Reisen im Gleichgewicht der Doshas

Menschen mit einer Vata-Natur neigen auf längeren Reisen zu Erschöpfung, selbst wenn sie dabei nur sitzen oder liegen. Das liegt an der Bewegung an sich, die der Körper erfährt. Sie sollten daher das Reisen grundsätzlich kurz und bequem halten sowie tagsüber und in Etappen reisen. Übungen wie Yoga Nidra oder der Baum helfen, sich zwischendurch zu erden. Auch eine ausreichende Nachtruhe ist wichtig. Die Speisen und Getränke sollten warm und leicht sein. Wer krank ist oder unter Burn-Out leidet, was einem stark erhöhten Vata entspricht, der reist am besten gar nicht. 

Pitta-Typen sollten Reisen gut planen, damit es unterwegs so wenig Aufregung gibt, wie möglich. Am besten ist es für hitzige Pittas, die zu Übersäuerung und Entzündungen neigen, in kühlere Gefilde zu reisen und einen kühlen Reiseweg zu wählen. Wasser, frisches Obst und Salate, sowie ein belegtes Brot bei guter Verdauung sind die besten Reisebegleiter.

Beim Kapha-Typ kann es durch langes Sitzen zu einem Lymphstau kommen. Übungen, wie auf Zehenspitzen laufen, können fast überall durchgeführt werden und wirken vorbeugend. Die Ernährung darf leicht, warm und gut gewürzt sein.  

Das richtige Reiseziel wählen

Jeder Ort besitzt sein eigenes Energiemuster mit entsprechenden Eigenschaften. In einer geschäftigen Metropole oder an windigen und kalten Orten wie dem Atlantik herrscht Vata vor. In der Sahara und an anderen heißen Orten dominiert Pitta. In Wasser- und Sumpflandschaften und im Gebirge ist Kapha zu Hause. Am besten man wählt das Reiseziel nach der eigenen Gesundheit. Das bedeutet bei der Planung die richtige Reisezeit zu berücksichtigen. Menschen mit einer Pitta-Konstitution oder Störung fahren besser in den Wintermonaten nach Ägypten und Vata-Typen besser im Sommer in den Himalaya. 

Landestypisch, aber konstitutionsgerecht essen

Wenn möglich sollte das Reiseziel auch nach dem Nahrungsangebot ausgewählt werden. Typische Speisen und Getränke eines Landes oder Region verraten, worauf man sich einstellen muss. So ist die asiatische Küche eher leichtverdaulich und bietet viele Gemüsegerichte, während es in den Alpen eher deftig zu geht mit viel Fleisch und Käse. In Metropolen ist für jeden Typ etwas dabei, während es in Kleinstädten oder auf dem Land ganz anders aussehen kann. Hier ist im Vorwege Planung angesagt. Dank des Internets können wir uns schon vor der Reise erkundigen, welche Restaurants und Supermärkte es am Zielort gibt.


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Reiseapotheke für Vata, Pitta und Kapha

Die Wahrscheinlichkeit auf Reisen krank zu werden, ist natürlich höher, wenn der Gesundheitszustand bereits vor Antritt der Reise geschwächt ist und vor allem, wenn die Reise anstrengend war oder das Ziel ein extremes Klima aufweist. Es macht also Sinn ein paar schnell wirksame Heilmittel mitzunehmen.

Das Reise-Vata, das sich vor allem mit Erschöpfung, Schlaflosigkeit und Verstopfung zeigt, lässt sich am besten durch absolute Ruhe und Wärme senken. Der Tag vor und nach der Reise ist Chillen angesagt, am besten in der warmen Sonne oder im Thermalbad. Leicht verdauliche Gerichte und Tees mit Ingwer, Pfeffer und Zimt regen die Verdauung an. Zu den Vata ausgleichenden Mitteln zählen Ashwagandha, Moringa, Shilajit, Arjuna und Chyvanprash. Sie wirken beruhigend und nährend. Um gezielt die Verdauung anzuregen, kann Magnesium genommen oder ein Einlauf mit warmen Wasser vor dem Schlafen gehen gesetzt werden. Bei trockenen Nasenschleimhäuten, verursacht durch Klimaanalagen oder trockenen Wüstenwind, hilft Sesamöl oder Anu Tailam, das in die Nase getröpfelt wird.

Kapha-bedingte Erkältungen, die durch zugige Kälte und schweres Essen entstehen, können gut mit scharfen Mitteln behandelt werden. Am effektivsten sind Nelken, frischer Ingwer und Trikatu-Pulver. Der Ingwer und die Nelken können pur eingenommen und zerkaut oder als Tee getrunken werden.

Erhöhtes Pitta, das sich mit Sodbrennen nach einem scharfen oder sauren Essen oder Getränk äußert, lässt sich schnell mit Heilerde und Aloe-Vera-Saft ablöschen. Zur systematischen Entsäuerung sind Bitterstoffe angesagt. Sehr effektive bittere Mittel sind Triphala, Guduchi und Neem. Ansonsten gibt es an jedem Ort der Welt Heilmittel mit stark wirksamen Bitterstoffen, wie dem griechischen Bergtee, dem Bitterelixier von Maria von Treben aus den Alpen oder dem Schwedenbitter. 

Gerade bei Reisen in exotischen Gegenden, wie den Tropen, mit einer wilden Fauna und Flora, können unbekannte Erreger lauern. Infektionen jeder Art sind am wahrscheinlichsten, wenn Pitta erhöht ist und der Körper übersäuert ist. Auch hierfür werden in erster Linie Bitterstoffe zur Vorbeugung und Behandlung eingesetzt, vor allem das Curcuma-Pulver. Es kann als Tee oder in Kapselform und gekocht im Curries eingenommen werden. Es beugt auch Parasiten vor.

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Durchfallerkrankungen treten gehäuft vor, wenn die Darmflora geschwächt ist. Im Akutfall müssen Elektrolyte in Wasser eingenommen werden. Reissuppe mit etwas Curcuma wirkt lindernd. Tritt Fieber auf und hält der Durchfall an und besitzt einen fauligen Geruch dann hilft nur das richtige Antibiotikum, das ein Arzt verordnet.

Wundinfektionen der Haut, insbesondere Insektenstiche, können gut lokal mit dem Blattgel der Aloe-Vera-Pflanze und mit Apis gut behandelt werden, das in hömöopathischer Form als Globuli oder Creme sehr wirksam ist.

Ich wünsche Ihnen eine gute und erholsame Urlaubszeit!