Wie Ayurveda bei Problemen in den Wechseljahren hilft – und das Pitta perfekt ausbalanciert.

Humor ist, wenn frau trotzdem lacht. Mit dem „Klimakteriumskracher“ „Heiße Zeiten“ zum Beispiel hat man sich im St. Pauli Theater erst kürzlich wieder über die Klischees von Frauen in den Zeiten des hormonellen Umbruchs lustig gemacht. Auch das ZDF zeigte in der Reihe „Klimawechsel“ sechs Folgen lang, dass das Leben für Damen 50+ durchaus heiter und erotisch sein kann.

Es braucht immer noch gewagt gewitzte Musikrevues oder TV-Serien mit komikbegabten Schauspielerinnen um das Image des Klimakteriums aufzumöbeln. Dabei können Frauen in der Mitte ihres Lebens, wenn sie vor dem größtmöglichen hormonellen Umschwung stehen oder sich darin befinden, alles in allem recht gelassen bleiben, denn es gibt unterschiedliche Möglichkeiten auch den unangenehmen Herausforderungen zu trotzen.

Die Wechseljahre der Frau sind eine völlig normale, hormonelle und auch mentale Übergangsphase in der weiblichen Lebensmitte. Sie sind Ausdruck einer Veränderung: von den Jahren der Fortpflanzungsfähigkeit hin zu einer mehr selbstreflektierenden kreativen Phase der Neuorientierung.

In dieser Phase des Umbruchs gibt es allerdings physische wie psychische Herausforderungen, unter denen beinahe jede zweite Frau im Klimakterium leidet. Die hormonelle Umstellung kann zu Nervosität, Gereiztheit oder depressiven Verstimmungen führen. Schmerzen im Bauch und in den Brüsten, Gewichtszunahme oder Wassereinlagerungen können Frauen in einen Ausnahmezustand setzen, der manchmal nur sehr schwer mit dem familiären Alltag und dem Berufsleben in Einklang zu bringen ist. Die Lebensqualität kann also unter Umständen stark beeinträchtigt werden.

Schulmedizinisch wird oft mit Hormontherapie gearbeitet, die in den vergangenen Jahren allerdings vermehrt kritisiert wurde. Die problematische Verknüpfung mit einem erhöhten Risiko von Krebserkrankungen, speziell Brustkrebs, und Gefäßverschluss-Erkrankungen hat dazu geführt, dass viele Frauen nach Alternativen suchen. Auch die Einnahme von Psychopharmaka hat mitunter gravierende Nebenwirkungen – und wird von vielen daher abgelehnt. Unsere westliche Medizin hat noch keine wirkliche kausale Behandlung, die für die Frau risikolos ist, anzubieten.

Hier nun kann Ayurveda, die traditionelle ganzheitliche Medizin aus Indien, wirkungsvoll und vor allem nebenwirkungsfrei die Schulmedizin ergänzen oder sogar ersetzen.

Ein zentrales Konzept im Ayurveda ist das Körperfeuer Agni, das für alle Umwandlungsprozesse im Körper verantwortlich ist. Agni sorgt für unsere Körpertemperatur, das Energieniveau, die Verdauung und den Aufbau von Körpergeweben. Die weibliche Urkraft wird Shakti genannt. Die weibliche Energie verleiht Frauen die Fähigkeit, schwanger zu werden und Kinder zu gebären. Um die kontinuierliche Abgabe von Energie und Hitze zu kompensieren, wird der weibliche Körper „befeuchtet“ und gekühlt.

In den Wechseljahren beginnt nun die Menstruation, eine Art physisches Kennzeichen der Energieabfuhr, langsam zu versiegen. Deshalb leiden insbesondere Frauen mit starker Pitta-Konstitution, also mit einem „feurig-energetischem“ Lebenskonzept, verstärkt an einem Anstau von Hitze im Körper.

Shatavari in den Wechseljahren

Als generell wirkungsvoll in den Wechseljahren hat sich Shatavari, der Wurzelstock des Indischen Spargels, erwiesen. Die Pflanze kann durch ihren Gehalt an hormonähnlichen Substanzen sehr effektiv den Mangel beseitigen – und zwar ohne unerwünschte Begleitfolgen. Bei der Einnahme von Shatavari sollte auf gute Qualität geachtet werden, erfahrene Ayurveda Ärzte können da weiterhelfen. Der Name Shatavari, übersetzt in etwa “die, die hundert Männer besitzt”, spielt schon auf die verjüngende und vitalisierende Wirkung an.

Eine ayurvedische Begleitung während des Klimakteriums heißt: möglichst Pitta kontrollieren und dämpfen – und das ohne dabei das Vata-Prinzip, Bewegung, Unruhe und Haltlosigkeit, weitere mögliche Probleme der Frau in der zweiten Lebenshälfte, zu provozieren.

Neue erfüllende Aufgaben

Für eine hormonelle Balance und ein „kontrolliertes Pitta“ sind mental wirksame Strategien wie Yoga und Meditation empfehlenswert. Vor allem eine Ernährung mit möglichst milden Gewürzen wie Koriander, Zimt, Kreuzkümmel oder Safran können dazu beitragen, dass keine oder wenig Probleme in den Wechseljahren auftauchen. Eine weitere bedeutsame Komponente im Ayurveda ist die Massagetherapie mit ihren vielfältigen psychophysischen Wirkungen. Gerade kühlende medizinierte Öle wie Kshirabala-Thaila sind wichtig für die Anwendung.

Es ist eine breite Palette von pflanzlichen Präparaten, die Ayurveda-Therapeuten zur Verfügung steht. Sie ermöglicht ein ausgewogenes, ganzheitliches Therapiekonzept für alle Arten von Problemen im Rahmen der Wechseljahre: Bei starken und lange anhaltenden Blutungen kann durch kühlende und zusammenziehende, Arzneien schnell eine Besserung erzielt werden. Hierbei bilden die wirkungsvollen Inhaltsstoffe von Amalaki (Emblica officinalis), Zagakeshera (mesua ferrea) und vor allem Ashoka (Saraca indica) die medikamentöse Basis.

Diese drei Pflanzen haben eine besonders blutstillende Wirkung, wobei Ashoka eine ausgeprägte Affinität zur Gebärmutterschleimhaut hat. Bei sehr unregelmäßigen oder schwachen und schmerzhaften Blutungen dagegen kann Aloe vera hilfreich sein (speziell: Kumari-Asava, eine fermentierte flüssige Zubereitung der Aloe).

Es gibt hoch wirksame Pflanzen in der Indischen Medizin, die ein mentales Ungleichgewicht in der Übergangsphase harmonisieren. Betroffene Frauen können sich durchaus emotional ausgeglichen in den neuen Lebensabschnitt begeben und ihn genießen. Zum Spektrum in der Ayurvedamedizin gehören dabei das kühlende Shankapushpi (Convolvulus zluricaulis) und bei eher depressiv geprägten Frauen das beruhigende Jatamansi (Nardostachys jatamansi).

Ayurveda kann also betroffenen Frauen wirkungsvolle Unterstützung geben und in einer Lebensphase helfen, die keine Krankheit im Sinne der Schulmedizin ist, aber gesellschaftlich häufig als eine Art Störung betrachtet wird. Alternative Heilmethoden werden jedoch immer populärer, und wieder mehr Frauen vertrauen auf ihr Gefühl für das, was gut tut. Unsere Gesellschaft braucht natürliche und komplementäre Behandlungskonzepte zur Ergänzung der westlichen Medizin, ohne betroffenen Frauen Nebenwirkungen zumuten zu müssen. In jeder Situation sollte zunächst überlegt werden, welche Instrumente zur Verfügung stehen.

So wie sich Frauen in Geburtsvorbereitungskursen auf das große Ereignis einstellen, sollten sie sich ebenfalls in der zweiten Lebenshälfte auf die Veränderungen vorbereiten und die eigene Konstitution achten. Bereits ab dem 40. Lebensjahr sollten sie verstärkt auf die Signale ihres Körpers achten, um rechtzeitig auf die auftretenden Schwankungen reagieren zu können. Habe ich genug Bewegung und ausreichend Erholung, physisch wie psychisch? Welche Nahrung ist gut für mich?

Leichter wird es, wenn alle Vata-erhöhenden Verhaltensweisen vermieden werden. Übermäßiger Stress und zu viele Reisen sind Risikofaktoren für Beschwerden, ebenso eine unregelmäßige Lebensweise, Fertiggerichte und Rohkost. Auch der Konsum von Alkohol, Tabak, Kaffee und schwarzem Tee kann Beschwerden in den Wechseljahren verschlimmern.

Kühlende Lebensmittel wie Gurke und Melone helfen bei ansteigender Hitze. Regelmäßige Entschlackungsmaßnahmen stabilisieren die körperliche Konstitution. Empfohlen werden regelmäßige Reinigungskuren in Form von Fasten– und Abführtagen, damit auch ohne Menstruationsblutung so wenig „Ama“ wie möglich angesammelt wird. Außerdem trägt jede Kur zur Entschleunigung und Entspannung bei – und damit zum Wohlbefinden.

Jede Frau kann, je nach Konstitution, individuellen Problemen und Bedürfnissen, ein ayurvedisches Konzept entwickeln, das dabei hilft, ohne körperliche Beschwerden das große Potential einer neuen Lebensphase auszuschöpfen – und dabei vital und voller Lebensfreude zu bleiben.

Die wichtigsten Tipps

  • Die Wechseljahre als Chance begreifen; Wechsel heißt auch „neue Horizonte“
  • Kreativität und schöpferisches Potential – ohne die Verpflichtungen, beispielsweise durch kleine Kinder, Haus und Karriere – herausarbeiten
  • Ausgleich von typischen Beschwerden durch natürliche ayurvedische Pflanzenpräparate
  • Regelmäßige Reinigungssequenzen auf ayurvedischer Basis, um angestaute Energie abzuleiten oder in konstruktives Potential zu bahnen
  • Yoga und Meditation

Empfohlene Pflanzen in den Wechseljahren

Ashoka (Saraca indica)

Das Produkt wird aus Rinde, Samen und Blüten des Ashokabaumes gewonnen. Ashoka wirkt unter anderem blut- und schmerzstillend, beruhigend auf die Nerven, krampflösend. Ashoka wird unter anderem eingesetzt bei Problemen in den Wechseljahren, bei Menstruationsbeschwerden und Prämenstrualem Syndrom.

Amalaki (Emblica officinalis)

Das Mittel wird aus den Früchten und Samen des Amlabaumes produziert. Amla gilt als wirkungsvolles Verjüngungsmittel und vitalisierend. Amla wirkt blutbildend, hirn- und nervenstärkend, abwehrsteigernd, blutreinigend, entzündungshemmend.

Nagakeshera (Mesua Ferrea oder „Eisenholz“)

Die Pflanze wirkt entzündungshemmend und antibakteriell.

Shatavari (Asparagus Racemosus)

Shatavari ist ein bekanntes Regenerationsmittel (Rasayana) bei Frauenkrankheiten. Therapeutisch werden Blätter und Wurzeln des indischen Spargels genutzt. Wirkungsvoll bei: Menstruationsbeschwerden, Prämenstrualem Syndrom, Gebärmuttersenkung, Erschöpfung, vorzeitigem Altern oder Übersäuerung des Magens.

Shankapushpi (Convolvulus pluricaulis)

Das kühlende Produkt hilft unter anderem bei Schlafstörungen, Stress und Muskelverspannungen. Shankapushpi gilt als Verjüngungsmittel für den Intellekt.

Jatamansi (Nardostachys jatamansi)

Eine Heilpflanze, die – ähnlich wie der Baldrian in der europäischen Pflanzenheilkunde – als Beruhigungsmittel genutzt werden kann.


Heft 39 – Hormonelle Balance

Das Ayurveda Journal beschäftigt sich als Titelthema in Heft 39 mit den Wechseljahren der Frau aus Ayurvedischer Sicht.