Panchakarma ist eine individuelle Therapie, die genau auf die Menschen mit ihrer jeweiligen Konstitution, Alter, Gesundheitszustand und Jahreszeit abgestimmt werden sollte. Mitunter wird sie jedoch zu einem standardisierten Programm in einer komprimierten Form geschrumpft. Das kann aber nicht dem ayurvedischen therapeutischen Modell einer Panchakarma-Behandlung entsprechen.

Panchakarma in einer Woche oder gar 4 Tagen, was durchaus nicht selten angeboten wird, kann einer authentischen Ayurveda-Therapie nicht gerecht werden. Ein gut ausgebildeter und verantwortungsbewusster Arzt oder Heilpraktiker erkennt hier großen Aufklärungsbedarf.

Panchakarma beinhaltet die fünf Behandlungen: Virechena – Ausleitung über den Darm, Vamana – Ausleitung durch therapeutisches Erbrechen, Basti – Einläufe in den Darm oder andere Körperhöhlen, Nasya – Behandlung über die Nasenschleimhäute, Raktamoksha – Aderlass in verschiedenen Varianten.

Beispielverlauf von Panchakarma

Die kürzeste Variante einer Panchakarma-Therapie kann folgendermaßen aussehen:

  • Vorgespräch und Untersuchung
  • Vorbereitung des Patienten 7-10 Tage, z.B. Beseitigung unverdauter Substanzen im Körper (Amapachana), Stärkung von Agni (Agnidipana)
  • Purvakarma (Vorbehandlungen) 3-7 Tage Ghee Einnahme (oder ähnlicher Substanzen). 1 Zwischenuntersuchung 3 Tage Abhyanga (Ölmassage), Shirodhara (Ölstirnguß), Sveda (Schwitztherapie) und andere geeignete Behandlungen. 1 Ruhetag
  • Pradhanakarma (Hauptbehandlungen) 1 oder 2 Ausleitungstage (Virechena und/oder Vamana) Basti, Nasya und Raktamoksa können bei entsprechender Indikation folgen.
  • Pashcatkarma (Nachbehandlungen)
  • Nachbehandlung (z.B. spezielle Diät) Abschlussgespräch und Verordnung (Rasayana)

Dies ist ein möglicher Behandlungsablauf, der indikationsabhängig modifiziert wird, und soll nur einen groben Rahmen zur allgemeinen Einschätzung geben. Die Auffassung, Panchakarma erfordert generell einen Klinikaufenthalt, teile ich nicht. Ambulante Panchakarma-Therapien sind durchaus sinnvoll, wenn sie unter bestimmten Bedingungen stattfinden. Aus Erfahrung wird deutlich, dass Patienten eine solche Therapie häufig unterschätzen. Deshalb ist eine Grundvoraussetzung, dass der Patient sich Urlaub nimmt. Unter 21 Tagen ist eine traditionelle Panchakarma-Therapie eigentlich nicht möglich.

Selbst neben einer leichten beruflichen Tätigkeit ist Panchakarma nicht sinnvoll durchführbar. Die Betreuung des Patienten in und außerhalb der Praxis (z.B. die telefonische Kontaktmöglichkeit des Patienten zum Therapeuten) ist von großer Bedeutung. Die ayurvedische Ernährung kann in der Regel durch umfangreiche Aufklärung und geeignete Rezepte gut umgesetzt werden. Wie aus diesen Grundvoraussetzungen zu erkennen ist, erfordert ambulantes Panchakarma vom Therapeuten Präsenz und Einsatz. Therapien von 4 bis 6 Wochen sind keine Seltenheit in meiner Praxis.

Für viele Patienten ist ein Klinikaufenthalt nicht finanzierbar, da die Kosten einer ambulanten Behandlung nachvollziehbar wesentlich geringer ausfallen, andererseits ist ein Abstand zum häuslichen und familiären Bereich für den Patienten oft von Vorteil oder sogar therapeutisch notwendig. Hier gilt es also abzuwägen, was im Einzelfall sinnvoll ist. Wichtig ist dabei natürlich auch die Indikation, die für die eine oder andere Variante sprechen.

Natürlich ist es möglich, an 4 Tagen verschiedene Behandlungen des Panchakarma durchzuführen, aber man kann auch 4 Tage Erholungsurlaub machen. 4 Tage Erholungsurlaub schaden nicht, aber wie groß ist der Nutzen? 4 Tage Panchakarma können aber schaden, weil kein ausreichendes Purvakarma (Vorbehandlungen) durchgeführt werden kann. In der heutigen Zeit des schnell, schneller am schnellsten haben die Tomaten keine Zeit zu reifen und die Menschen keine Zeit, gesund zu werden.

Die Dauer einer Panchakarma Kur ist nicht zu unterschätzen, denn schließlich geht es um die Wiederherstellung eines individuellen, natürlichen Gleichgewichts. Das, was in Monaten und Jahren aus der Balance geraten ist, braucht seine Zeit um gut funktionierende Gewebe (Dhatus), optimale Verdauungs- und Stoffwechselabläufe (Agni), freien Fluss in den Körperkanälen (Srotamsi) usw. wieder herzustellen oder zu verbessern.

Panchakarma ist eine intensive Behandlungsform, die sorgfältig vorbereitet, durchgeführt und abgeschlossen werden muss. Potentielle Patienten sollten sich im Vorwege ausreichend informieren, ob eine angebotene Panchakarma-Behandlung die oben genannten Vorausetzungen erfüllt. Die Tatsache, dass wir Heilpraktiker und Ärzte heutzutage Panchakarma-Behandlungen anbieten können, verpflichtet uns zu einer verantwortungsvollen Aufklärung der Patienten, zum Wohle des Patienten und aus Respekt und Achtung vor unseren Lehrern und dem Ayurveda.


Heft 28 – Reinigen und Entschlacken

Im Ayurveda Journal Heft 28 dreht sich alles um die Reinigung des Körpers. Die Vor- sowie Nachbereitung und Stellungnahmen zur Durchführung von Therapeuten und Patienten.

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