Mediziner entdecken immer mehr Anwendungsgebiete für Meditation. Zahlreiche Studien belegen den Nutzen bei vielen Krankheiten und Stress-Symptomen.

Gedanken loslassen, sich konzentrieren und besinnen. Meditation ist ein immer populäreres Training des Geistes. Es gibt die verschiedensten Arten der Meditation, die sich vielfältigster Methoden bedienen und zu unterschiedlichsten Zwecken ausgeübt werden. Im Westen wird Meditation vornehmlich zur Verbesserung des körperlich-geistigen Wohlbefindens genutzt. Ihr Ursprung liegt jedoch in der Religion.

Meditation – eine jahrtausendealte Praktik

Schon vor Jahrtausenden entwickelten Buddhisten und Hindus Methoden, um Menschen auf ihrem spirituellen Weg zu unterstützen und letztlich eine Art Einheitserlebnis zu erreichen („Erleuchtung“). Durch geistige Übungen, so die Überzeugung, soll vollkommene Gegenwärtigkeit erreicht und das Physische transzendiert werden.

Zentraler Bestandteil aller Meditationstechniken jedoch ist die bewusst gewählte Erfahrung von Stille, des bewussten Unterbrechens von Denkgewohnheiten und der sonst fortwährend ablaufenden Gedankenprozesse. Damit kann der Meditierende ein Bewusstsein ohne Gedanken erleben. In der Regel führt die Meditationspraxis aber auch zu sekundären, günstigen Wirkungen im kognitiven Bereich: zur Schärfung der Wahrnehmung, zu einer verminderten Ablenkbarkeit, zu schnellerer Erholung nach Stresseinwirkung sowie zu einem niedrigeren allgemeinen Anspannungsniveau.

Verschiedene Techniken der Meditation

Nach einer gängigen Unterteilung der Meditationstechnik können vor allem zwei Arten unterschieden werden: achtsamkeitsbasierte und konzentrative Ansätze. Letztere bedienen sich eines spezifischen Objekts als Fokus der Aufmerksamkeit wie beispielsweise eines imaginierten Bildes, der Beobachtung des Atems oder der Wiederholung eines Satzes, um den Fluss der Gedanken zu durchbrechen.

Seit etwa 1980 wird Meditation auch wissenschaftlich intensiv untersucht, initial vor allem die Technik der transzendentalen Meditation, die sich auch eines Mantras bedient. Speziell im vergangenen Jahrzehnt erfuhr die Meditationsforschung mit dem Mindfulness-Based Stress Reduction-Programm (MBSR) eine noch stärkere Beachtung. Das MBSR Programm wurde von Jon Kabat-Zinn und seiner Arbeitsgruppe der University of Massachusetts Medical School entwickelt. Es basiert auf einem aus dem Buddhismus übernommenen achtsamkeitsbasierten Ansatz, bei dem die Aufmerksamkeit kontinuierlich auf die momentanen geistigen, emotionalen und körperlichen Empfindungen gerichtet wird, ohne diese zu bewerten.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien über Meditation

Meditation ist derzeit die beste wissenschaftlich untersuchte Methode der Mind-Body-Medizin. Eine Vielzahl von Daten zur Wirksamkeit von Meditation in der Therapie und Prävention von Erkrankungen wurden inzwischen publiziert. Die meisten Studien finden sich zur Transzendentalen Meditation sowie zur Achtsamkeits- und Vipassana-Meditation. Ferner wurden Zen- und verschiedene Yoga-Meditationspraktiken untersucht. Vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten sind Studien zur Achtsamkeitsmeditation im Rahmen des weitverbreiteten MBSR Programms erschienen. Erst in den vergangenen Jahren allerdings sind richtig groß angelegte, multizentrische Studien gestartet, deren Ergebnisse noch ausstehen.

TM zeigte in Studien klinisch relevante Effekte bei Bluthochdruck, Metabolischem Syndrom, koronarer Herzkrankheit und Arteriosklerose sowie auf neurobiologische zentrale Mechanismen der Krankheitsentstehung.

Ursprünglich für Patienten mit chronischen Schmerzen entwickelt, zeigte sich MBSR in Studien effektiv für viele andere physische und psychische Beschwerden (vor allem in den Bereichen Lebensqualität, Wohlbefinden, sekundäre Stressreduktion) in verschiedensten Patientenpopulationen, etwa bei Krebspatienten, Bluthochdruck, Burnout, Multipler Sklerose, Rheuma, Schuppenflechte, Depression und Angststörungen. Auch dokumentierten Studien eine verbesserte Funktion des Immunsystems.

Meditation für ein entspanntes Studium

Studenten, die in einem Versuch über zehn Wochen nach dem Programm meditierten, fühlten sich anschließend deutlich widerstandsfähiger in Stresssituationen. Forscher maßen, wie aufmerksam die Studenten der Versuchsgruppe waren, wie oft sie tagsüber ermüdeten und wie sie auf Reize reagierten. Anders als andere Studenten konnten die meditativ geschulten ihre Aufgaben konzentrierter erledigen, und sie litten weniger unter Stress – darauf wiesen die aufgezeichneten Hirnströme deutlich hin.

Meditation als Teil medizinischer Programme

In der medizinischen Studien-Datenbank „PubMed“ finden sich aktuell 2.800 Einträge zu Meditationsstudien. Noch ist die medizinische Einschätzung der Meditation als Therapiemaßnahme nicht abgeschlossen. Zu vielen Bereichen liegen nur einzelne Studien mit jeweils unterschiedlichen Techniken vor. Es zeichnet sich aber ab, dass Meditation als integrierter Bestandteil umfassender Programme zur Mind-Body-Medizin und Lebensstilmodifikation Heilung und Gesundung erheblich fördern kann.

Pionierarbeit leistete hier der amerikanische Mediziner Dean Ornish. Er integrierte Meditation, neben Yoga, vegetarischer Ernährung und Walking in ein komplexes Lebensstilprogramm und konnte ausgeprägt günstige Effekte bei Koronarer Herzkrankheit, Bluthochdruck aber auch Prostatakrebs nachweisen.
Am Zentrum für Naturheilkunde des Immanuel Krankenhauses Berlin, Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde der Charité, laufen derzeit mehrere Projekte, die den möglichen Nutzen von Meditation in der medizinischen Praxis untersuchen. In Kürze werden erste Daten zur Wirksamkeit von fokussierter Mediation (Jyoti-Meditation) bei chronischen Rücken und Nackenschmerzen publiziert, ein größeres kardiologisches Forschungsprojekt integriert die Achtsamkeitsmeditation mit vegan betonter Ernährung bei Hochrisiko-Patienten für Herzinfarkt.

Meditation

(lateinisch meditatio – zur Mitte ausrichten, meditaria – sich üben, nachsinnen von lateinisch medius – die Mitte) ist „eine in vielen Religionen und Kulturen praktizierte, durch entsprechende Übungen bewirkte oder angestrebte geistige Sammlung. Sie soll, von körperlicher Entspannung und Haltung unterstützt, den Menschen zu seinem eigenen innersten Grund führen.“ (Brockhaus)

Ein Schwerpunkt der Abteilung bildet auch die Behandlung von Krebspatienten mit Mind-Body- Medizin in der Tagesklinik. Hier werden die Patienten in verschiedenen Techniken der Mind-Body-Medizin strukturiert selbstwirksam geschult, unter anderem in Meditation, Achtsamkeit und meditativen Körperübungen zur gezielten Stress-Reduktion. Schon jetzt kann festgestellt werden, dass Meditation eine wichtige Technik für die ganzheitliche naturheilkundliche beziehungsweise integrative Behandlung chronischer Erkrankungen darstellt.

Meditieren lernen

Meditation kann man mittels der verschiedenen traditionellen Techniken relativ leicht erlernen. Weit verbreitet sind zertifizierte, achtwöchige MBSR-Achtsamkeitskurse, die einmal wöchentlich zu je 2,5 Stunden stattfinden. Kursinhalte sind Impulsvorträge und Gruppengespräche zu Themen wie Stress, Umgang mit schwierigen Gefühlen, Selbstakzeptanz und achtsame Kommunikation. Hilfreich ist es, die während des Kurses erlernten Methoden in der Woche im Alltag zu üben.

Letztendlich bedeutet Meditation auch loszulassen, nichts-tun, ent-tun, stillsein, sich dem Leben hinzugeben, dem äußeren wie auch dem inneren Leben, mit allen Gefühlen, Gedanken und tieferen Erfahrungen. Die Erfahrung einer spirituellen Komponente oder persönlichen spirituellen Entwicklung in der Krankheitsverarbeitung kann eine weitere bedeutende positive Komponente sein. Für den Einsatz in der Praxis ist zudem ein einfacher Aspekt von großer Bedeutung: Meditation ist in jedem Augenblick möglich!


Heft 39 – Hormonelle Balance

Das Ayurveda Journal beschäftigt sich als Titelthema in Heft 39 mit den Wechseljahren der Frau aus Ayurvedischer Sicht.