Der folgende Text wurde aus dem Praxishandbuch „Klassische Ayurveda Massage“ von Erika Diehl und Edith Kiel entnommen.

Dieses Buch ist für jene, die sich im Rahmen der Gesundheitsvorsorge für die ayurvedische Massage interessieren, sowie für Ärzte, Ayurveda-Therapeuten, Masseure, Kosmetikerinnen und Personen, die im Wellnessbereich tätig sind.

Es beschreibt detailgenau die verschiedenen Massagetechniken und die für die Durchführung notwendigen Utensilien. Neben attraktiven Fotos begleiten die anschaulischen ­Grafiken die Abläufe aller beschriebenen ­Massage­techniken. Udvartana ist eine „Abreibung“ mit feinem Pulver, zum Beispiel Lehm- oder Tonpulver, oder mit Kräuterpasten. Ursprünglich diente sie dazu, nach einer Ölmassage das überschüssige Öl vom Körper zu entfernen. Man verwendete dazu auch gemahlene Kichererbsen oder Mungbohnen, Mehlarten also, die ideal sind, Feuchtigkeit und Fett aufzusaugen (S. Ranade).

Die einfachste Form ist, für diese Therapie Kichererbsen- oder Gerstenmehl zu verwenden. Gerstenmehl im Ernährungsbereich ist ja bekannt für seine reduzierende Eigenschaft. Man kann dieses Mehl mit 10 % gemahlenem Salbei und Basilikum anreichern (H. H. Rhyner). Im Handel sind jedoch auch spezielle Ayurveda-Hautpulver erhältlich, die eine reinigende Wirkung haben, gern als Gesichtsmasken und Peeling verwendet werden und sich für diese sehr belebende Massage bestens eignen. Diese Pulver setzen sich aus den unterschiedlichsten Inhaltsstoffen zusammen, zum Beispiel aus der Urdbohne (Phaseolus mungo) und anderen Bohnen, Vetiverwurzel (Vetiveria zizanoides), Gelbwurzel (Curcuma aromatica), Seifenbaum (Sapindus trifoliatus), Nimbaum (Azadirachta indica), Rosenblätter, Hibiskusblüten u.a. Andere Produkte bestehen aus mineralhaltiger Erde und bestimmten Pflanzenanteilen. Wichtig sind die adstringierenden und reinigenden Komponenten, so dass sich die Schlackenstoffe, die sich zum Beispiel während der Winterzeit im Körper angesammelt haben, durch die Massage lösen können. Das Pulver kann mit etwas Wasser oder, wenn ein nährender Effekt erwünscht ist (zum Beispiel bei einer Vata-Konstitution), mit Öl zu einer Paste verarbeitet und auf den Körper aufgetragen werden. Diese Paste lässt man kurze Zeit antrocknen, und dann wird mit kräftigen Streichungen massiert.
Da sich durch diese Massage auf Grund der Reibung eine starke Wärme entwickelt, wirkt Udvartana auch Vata-beeinflussend. Das heißt, dass auch bei einer Vata-Konstitution die Streichungen grundsätzlich zum Herzen hin und gegen die Haarwuchsrichtung ausgeführt werden können. Das Pulver wird in einer Pfanne erwärmt und auf den zu massierenden Körper gestreut. Das geschieht immer portionsweise. Das heißt, Sie streuen eine Handvoll warmes Pulver auf jenen Körperbereich, den Sie gleich massieren wollen: Bauch, Oberkörper und Arme, Hüften und Gesäß, Rücken und Arme oder Hüften und Beine.

Die Massage mit diesem Pulver macht ein schmirgelndes Geräusch, und in der Tat werden dabei kleine Hautschüppchen gelöst, so dass sich die Haut nach der Behandlung glatt und weich anfühlt. Der so Behandelte fühlt sich leicht und voller Energie. Der Effekt dieser Massage: Sie ist außerordentlich anregend für den Stoffwechsel, die Haut ist danach von einer prickelnden Frische und wird gut durchblutet, was sich während der Massage in einer leichten Rötung zeigt. Der Behandelte empfindet die Pulvermassage als sehr belebend. Sie kann auch partiell angewendet werden, zum Beispiel bei unerwünschten Fettpölsterchen an Bauch, Hüften und Oberschenkeln oder bei Zellulite. Udvartana ist nicht nur Bestandteil einer umfassenden Panchakarma-Kur, sondern wird auch im Wellness-Bereich angewendet. Da diese Behandlung den Lymphfluss und die Ausscheidungsorgane anregt, werden Flüssigkeitseinlagerungen aus dem Gewebe schneller abtransportiert und ausgeschieden. Ein Beispiel aus der Praxis: Bei einer Zellulite-Behandlung haben wir den Bauch- und den Oberschenkelumfang vor und nach der Behandlung an derselben Stelle gemessen. Der Unterschied nach nur einer Behandlung zu vorher betrug 4 Zentimeter am Bauch und an den Oberschenkeln je 2 Zentimeter. Leider füllt sich das Gewebe jedoch sehr rasch wieder mit Flüssigkeit, wenn die Behandlung nicht nach einem kurzen Zeitraum wiederholt wird. Es empfiehlt sich also, sich regelmäßig behandeln zu lassen oder sich selbst mit diesem Pulver zu massieren. Der Effekt ist wirklich sichtbar!

Obgleich mit einer trockenen Substanz gearbeitet wird, trocknet das bei dieser Massage verwendete Pulver die Haut nicht aus. Ist eine eher nährende Wirkung erwünscht (z. B. bei einer Vata-Konstitution), dann empfiehlt sich die Anreicherung des Pulvers, wie bereits erwähnt, mit einem entsprechenden Öl.
Die Massage wird kraftvoll, zügig und mit flachen Händen in der Anuloma-Pratiloma-Technik ausgeführt, das heißt, die Streichungen gehen zum Herzen hin und wieder zurück, und es wird während der Behandlung immer wieder mit neuem, warmem Pulver gearbeitet. Sie werden erstaunt sein, wie das Pulver durch die Körperfeuchtigkeit des Behandelten seine Konsistenz verändert.

Ein Tipp aus der Praxis: Will man einen besonderen Effekt erreichen, kann diese Massage mit dem Garshan-Handschuh ausgeführt werden. Diese sehr intensive Behandlung eignet sich natürlich nur für robuste Hauttypen.


Heft 09 – Panchakarma

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