Yoga in der Definition von Swami Sivananda ist nicht etwas, was vom Alltagsleben getrennt ist oder sich vom weltlichen Leben abwendet, sondern Yoga in diesem Sinne ist ein Lebensstil, eine Spiritualisierung des täglichen Lebens. Die vier Hauptyogawege sind Karma Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga und Jnana Yoga

Der Raja Yoga beinhaltet als Unterwege den Kundalini Yoga und den Hatha Yoga, so daß man auch von sechs Yogawegen sprechen kann. Alle Yogawege greifen letztendlich ineinander über und ergänzen sich. Sie bringen im Menschen alle verborgenen Talente und Fähigkeiten zur Entfaltung.

Karma Yoga – der Yoga der Tat und des Handelns

Karma Yoga heißt einerseits, daß man die zusätzliche Energie, Achtsamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Gelassenheit und Belastbarkeit, die man aus den anderen Yogawegen gewinnt, nutzbringend für sich, seine Mitmenschen und die ganze Gesellschaft in das tägliche Leben einbringt. Es bedeutet auch Pflichterfüllung in dem Sinn, daß man seine Kraft und sein Können bestmöglichst einsetzt. Und andererseits bedeutet es selbstloses Handeln im Sinne von Dienst am Mitmenschen, Nächstenliebe, Hilfe, ohne eine Gegenleistung oder Belohnung dafür zu erwarten.

Bhakti Yoga – der Yoga der Liebe und Hingabe

Bhakti Yoga wirkt eher auf der Gefühlsebene und ist eine sehr gute und wichtige Ergänzung zu der in unserer Kultur vorherrschenden Rationalität. Es ist eine innere Grundhaltung der Hingabe und ein tiefes Vertrauen in Gott, dass auch die Dinge, die außerhalb des eigenen Einflussbereiches liegen, im Grunde genommen gut sind. Bhakti Yoga ist aber auch eine Haltung des Wohlwollens und der Liebe gegenüber allen Menschen und Dingen.

Raja Yoga – der Yoga der Geistesbeherrschung

Raja Yoga Sutras von Patanjali geben Hilfen und Techniken für die Kontrolle des Geistes und Beherrschung sinnlicher Wünsche. Das Ziel ist ein Ruhigwerden des Geistes, eine verstärkte Innenschau ohne Ablenkung durch zahllose äußere Reize. Das Ziel ist letztendlich, den inneren Pol in sich, die innere Quelle der Freude und des Glücks in sich selbst zu entdecken und zu erfahren und so zu erkennen, daß alles Vergnügen, die wir aus äußeren Objekten gewinnen können, vergänglich ist und niemals echtes, dauerhaftes Glück bringen kann.

Kundalini Yoga – der Yoga der Energieerweckung und –lenkung

Im Kundalini-Yoga arbeitet man vor allem mit Atemtechniken (Pranayama), um die im Menschen schlafende kosmische Energie (Kundalini) zu aktivieren. Die Nadis, die feinstofflichen Energiekanäle, werden gereinigt und die Energiezentren (Chakras) angeregt. Auch wenn es bei regelmäßiger Praxis der Übungen nicht bei jedem gleich zu einer spektakulären Energieerfahrung kommt, so bewirken die Praktiken doch in jedem Fall eine Erhöhung des Energieniveaus und eine Vitalisierung des ganzen Körper-/Geistsystems und eine neue, ungekannte Lebensqualität.

Hatha Yoga – der Yoga der Körperkontrolle

Hatha Yoga hat zum Ziel, den Körper gesund und jung zu erhalten, da der Körper als Tempel der Seele, als unser Fahrzeug und Instrument angesehen wird, dessen wir uns bedienen müssen, um auf den anderen Yogawegen in Richtung auf das spirituelle Ziel, die Selbstverwirklichung, fortschreiten zu können. Dazu gehören fünf Hauptbereiche: Körperübungen (Asanas), Atemtechniken (Pranayama), Tiefenentspannung, Meditation und positives Denken bzw. positive Lebenseinstellung sowie eine gesunde, vollwertige, ausgewogene vegetarische Ernährung.

Jnana Yoga – der Yoga des Wissens

Jnana Yoga ist die Auseinander-setzung mit grundlegenden Fragen wie: „Was ist der Sinn des Lebens“, „Wer bin ich“, „Woher komme ich“, „Wohin gehe ich“ und so weiter. Die Vedanta-Philosophie ist eine nichtdualistische Philosophie, eine Philosophie der Einheit. Sie kommt zu dem Schluß, daß alle Erscheinungen der Welt eigentlich unwirklich (Maya) sind, dass hinter allem ein einziges Absolutes (Brahman), ist, das alles umfaßt und das allem innewohnt. Es ist unendlich, unvergänglich und unveränderlich, nicht begrenzt durch Zeit und Raum. Wenn dieses eine Brahman in allem ist, dann ist es auch in mir selbst. Also bin ich in meinem tiefsten Inneren, in meiner Seele, ebenfalls Brahman. Jeder Mensch und jedes Wesen ist Brahman. Das bedeutet, wir sind in unserem innersten Kern alle eins. Dies intellektuell nachzuvollziehen und zu erkennen, ist das Hauptanliegen des Jnana Yoga. Aber er beschränkt sich nicht auf die rein rationale Verarbeitung. Dieses Wissen muss intuitiv erfahren und erkannt werden, weil es jenseits der Erfassbarkeit durch den menschlichen Geist liegt.
So umfassen die sechs Yogawege tatsächlich alle Bereiche des täglichen Lebens, ergänzen sich gegenseitig und wirken in idealer Weise zusammen.


Heft 02 – Massagen im Ayurveda

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