Schnellwirkende Patentrezepte gegen Cellulite gibt es auch im Ayurveda nicht. Mit einem ganzheitlichen Ansatz, verjüngenden Pflanzenelixieren und vitalisierenden Massagetechniken lassen sich jedoch im kosmetischen Bereich gute Erfolge erziehlen.

Für 80% aller Frauen über 30 ist Cellulite ein Thema – für manche ein regelrechter Alptraum. Als Ursache für Cellulite wird im Ayurveda ein ausgeprägtes Stoffwechselungleichgewicht sowie ein zu schwaches Lymphsystem angesehen, das für Kapha typisch ist. Dass sie bei Männern kaum zu finden ist, liegt in erster Linie an der unterschiedlichen genetischen Veranlagung und Struktur insbesondere des Bindegewebes beider Geschlechter. Bei Frauen sind die Stränge des Bindegewebes in der Haut feiner, aber auch grobmaschiger geknüpft als bei Männern. Das hat die Natur so eingerichtet, um die bei einer Schwangerschaft erforderliche Dehnung des Gewebes zu ermöglichen. Durch diese groben Maschen des Bindegewebes können sich bei Frauen auch die Fettzellen nach außen durchwölben und kleine Kuppen bilden. Verstärkt wird dieser Prozess durch die Fähigkeit weiblicher Fettzellen, sich bis zum Zehnfachen ihres Volumens aufzublähen. Dadurch wird der Abfluss von Lymphe verhindert, was zu Wassereinlagerungen in betroffenen Hautpartien führt. Übergewicht und falsche Ernährung sind demzufolge Hauptursache der Cellulite im Bereich der Hüften und Schenkel.

Bewegungsmangel, Stress, Rauchen und die Antibabypille verschärfen das Problem noch zusätzlich. Die ganzheitlichen Lebensempfehlungen im Ayurveda bieten eine Fülle an unterstützenden Möglichkeiten, die zu einer ganzheitlichen Gewichtsreduktion und effektiven Gewebsstraffung führen:

  • Eine stoffwechselanregende Ernährung mit frischen Früchten, Salaten und leichten, anregenden, warmen Mahlzeiten aus bitterem Gemüse und Agni-aktivierenden Gewürzen (Cumin, Ingwer, Pfeffer und Senfkörnern).
  • Ausreichend warme Getränke
    (Wasser, Ingwerwasser oder stoffwechselanregende Gewürz- und Kräutertees)
  • Regelmäßiges Körpertraining mit speziellen Übungen zur Gewebsstraffung
    (Callanetics, Yoga, Walking, Beckenbodentraining)
  • Behandlungsmethoden, die den Stoffwechsel des Bindegewebes anregen und in seiner Entgiftungs- und Straffungsarbeit unterstützen.
    (Garshan – Seidenhandschuhmassage, Udvartana und Pinda Sweda-Behandlungen)

Ayurvedische Kräuterrezepturen und spezielle Massagetechniken mit Pulvern, Rohseidenhandschuhen und Kräuterstempeln regen das Gewebefeuer an und verstärken so die Verbrennung. Dies führt zu einem natürlichen Abbau von übermäßigem Fettgewebe und der Aufbau von Muskelzellen wird gefördert. Durch die Kombination von Massage, Hitze, Kräutern und Ölen wird die Haut samtweich, geschmeidig und straff. Darüber hinaus gelten diese Anwendungen als allgemeine Verjüngungs- und Regenerationstherapie. Sie wirken ausgleichend und harmonisierend, fördern allgemeines Wohlbefinden und Vitalität.

Udvartana (Pulvermassage)

Pulvermassagen wurden sogar schon vor der vedischen Zeit, also vor mehr als 5000 Jahren angewendet. Die Volksheiler Nordindiens haben die besten Körperreinigungstechniken zusammen mit den Vorzügen der Massage zu einer zeitlosen Therapieform entwickelt. Diese belebende Form der ayurvedischen Massage verbindet Tiefenreinigung und Aktivierung des Stoffwechsels und lässt sich lokal zur Beseitigung von Fettpolstern oder zur Behandlung von Cellulite einsetzen. Als Pulver wird z.B. Linsen- oder Kichererbsenmehl benutzt, angereichert mit Kräutern, die typgerecht abgestimmt werden. Die Haut nimmt die Kräuterwirkstoffe auf, und durch die Massage werden diese bis in tiefe Schichten befördert, wo sie ihre Wirkung optimal entfalten können.

Es werden zwei Hauptformen von Udvartana unterschieden: Utsana (Einreibung) und Udgharshana (Friktion). Zur Verschönerung der weiblichen Formen wird im Ayurveda die Behandlung mit Kräuterpaste (Utsadana) empfohlen. Hier wird das Pulver mit etwas Öl zu einer Paste verarbeitet und auf die Haut aufgetragen. Die Massage wird gegen den Strich zum Herzen hin durchgeführt. Durch schnelle, intensive Streichbewegungen wird die Paste nach und nach in die Haut eingearbeitet. Bei der Udgharshana (Friktion) wird mit trockenem Pulver massiert. Hier ist die Wirkung stärker, da Reibung und Hitzeentwicklung größer sind.

Die Kräutermischung

Die Kräuterpaste sollte aus einer Mischung von stoffwechselanregenden, gewebestraffenden, entwässernden und regenerierenden Kräutern bestehen. Stoffwechselanregend wirken z.B. Ingwer, das sehr hautfreundliche Kurkuma, der indische Langpfeffer (Pippali) oder Trikatu, eine uralte ayurvedische Rezeptur aus Ingwer, schwarzem Pfeffer und Pippali.

Für die gewebestraffende und entwässernde Komponente können z.B. Bockshornkleesamen, Gokshura und Cumin (Kreuzkümmel) eingesetzt werden. Eine regenerierende, pflegende und verjüngende Wirkung haben z.B. Aloe Vera, Shatavari oder Triphala. Nach der Auswahl der Kräuter werden diese in einem Schälchen gemischt und mit etwas Öl zu einer Paste verrührt. Für die Herstellung einer Paste kann Sesamöl (erwärmend), Diestelöl (erhitzend) oder Senföl (stark erhitzend) verwendet werden. Für Beine und Po benötigt man ca. 4 Esslöffel der Paste, für den ganzen Körper etwa die doppelte Menge.

Pinda Sweda

Eine weitere sehr wirkungsvolle Behandlung ist die ayurvedische Kräuterstempel-Massage „Pinda Sveda“. Sie wird mit in warmem Öl getränkten Tuchballen, welche mit verschiedenen Kräutern gefüllt sind, durchgeführt. Pinda Sweda zählt zu den Rasayanas (Verjüngungsbehandlungen), dient der Gewebsstraffung, Zellerneuerung und der Vitalisierung. Für die Kräutermischung sollten stoffwechselanregende und pflegende Kräuter (s.o.) zu gleichen Teilen verwendet werden. Speziell gegen Cellulite hat sich neben den Kräuter Pindas eine besondere Form der Pinda-Behandlung als sehr wirksam erwiesen: „Jambira Pinda Sveda“. Hier werden klein geschnittene Zitronen mit Kokosraspeln vermischt, in Baumwolltücher gefüllt und in Senföl erwärmt.

Falls Senföl nicht vertragen wird, kann auch Sesam- oder Sonnenblumenöl verwendet werden. Die adstringierende Wirkung der Zitrone hilft, überflüssiges Fett abzubauen und zu glätten. Das in den Kokosraspeln enthaltene Öl pflegt und glättet die Haut. Zur Herstellung der Stempel wird ein Baumwolltuch oder eine Mullwindel in 4 Teile geschnitten, die Masse in ein Teil gefüllt, die Ecken hochgeschlagen und mit einer Mullbinde umwickelt. Pro Behandlung sollten mindestens zwei Stempel hergestellt und im Wechsel immer wieder erwärmt werden. Die Massage wird in abwärtsgerichteten Kreisbewegungen an den betroffenen Körperstellen durchgeführt. Nach diesen Behandlungen wird die Haut mit warmen Kompressen gereinigt und anschließend zur Beruhigung mit einer Mischung aus Aloe Vera und Rosenwasser eingesprüht. Die einzelnen Anwendungen sollten mehrmals erfolgen (mindestens 7 x) und können mit für die jeweilige Konstitution geeigneten Ausleitungsverfahren unterstützt werden. Die Behandlungsreihe kann bei Bedarf nach einem Zeitraum von 2-3 Monaten wiederholt werden.

Das Erlernen von Udvartana und Pinda Sweda ist in Wochenendseminaren möglich und ohne großen Kostenaufwand sofort umsetzbar.


Heft 13 – Gesunder Schlaf

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