Allergien und Asthma

Dr. Karin Pirc:

Als eine der Hauptursachen von Allergien und Asthma sieht der Ayurveda die Ansammlung von Ama an, umweltbedingte Toxine und Einlagerung von Stoffwechselrückständen in die Zellen. Dieses Ama ruft körpereigene Abwehrmechanismen auf den Plan, da der Körper versucht, den Zellmüll mit den ihm gebotenen Mitteln wieder loszuwerden: eine Entzündung der Atemwege oder der Schleimhäute ist die Folge, die sich gegen die eigenen Körperzellen richtet. Schleust man nun diese Toxine durch eine Panchakarma-Kur systematisch aus dem Körper, so reduziert sich automatisch diese überschießende Reaktion in dem Maße, wie die Gifte, welche die Reaktion ja ausgelöst haben, verschwunden sind. Da im Westen meist nur kürzere Panchakarma-Kuren gemacht werden, sollte sich der Patient jedoch darauf einrichten, vor allem bei schwereren Krankheitsbildern, den erreichten Heilerfolg zu Hause weiter mit Ayurveda-Heilkräuterpräparaten, einigen Ernährungsumstellungen und anderen ayurvedischen Empfehlungen, die sein Gleichgewicht wieder herstellen, fortzuführen, bis eine vollständige Heilung erreicht ist.

Chronische Erkrankungen

Dr. Kalpana Bandecar:

Das sich ein so exotisches Medizinsystem wie Ayurveda zunehmend im Westen etabliert, liegt mit Sicherheit auch an den Heilerfolgen bei chronischen Erkrankungen. Wichtige Grundlage für die Therapie sind tiefgreifende Reinigungsverfahren wie die des Panchakarma. Vor allem Menschen mit chronischen Hauterkrankungen wie Psoriasis (Schuppenflechte), Allergien, Asthma und Stoffwechselerkrankungen wie erhöhtes Cholesterin oder Diabetes mellitus, profitieren von der Ganzkörperreinigung. Die reinigenden Maßnahmen des Panchakarma machen den Weg frei und verhelfen den verirrten Dosas wieder zu ihrem ursprünglichen Sitz zurück. Da bei einer manifesten chronischen Erkrankung meist alle drei Doshas beteiligt sind, ist es sinnvoll eine solche Grundreinigung durchzuführen.

Im Ayurveda geht man davon aus, das chronische Erkrankungen die Folge eines nicht aufgelösten Krankheitsprozesses sind. Eine stetige Ansammlung der Doshas führt zu Veränderungen im Gewebe, das sich irgendwann nicht mehr selbst regenerieren kann. Das liegt vor allem daran, das die Selbstreinigungsprozesse des Gewebes beeinträchtigt sind. Ein wichtiges Phänomen bei der Entstehung chronischer Erkrankung ist die Verstopfung von Transportkanälen (Srotas), so das weder schädliche Substanzen entfernt noch notwendige nährende Stoffe in das Gewebe vordringen können- nicht einmal die beste Medizin.

Über- und Untergewicht

Elmar Stapelfeld:

Über- und Untergewicht sind im Rahmen von Panchakarma in mehrerer Hinsicht von Bedeutung. Grundsätzlich haben die klassischen Panchakarma-Ausleitungen eine stark reduzierende Wirkung auf den Körper, d.h. sie entziehen dem Körper Substanz.

Viele der manuellen Verfahren hingegen sind aufbauender Natur, wie die meisten Ölanwendungen. Gemäß den Grundsätzen der ayurvedischen Heillehre ist die Unterscheidung von aufbauenden und reduzierenden Verfahren sehr wichtig. Dies gilt im besonderen Maße für Über- und Untergewicht, denn welche Krankheitsbilder kennzeichnen eindrücklicher die Zunahme bzw. den Verlust von Substanz? Somit lässt sich anhand von diesen entgegengesetzten Krankheitsbildern die klassische Vorgehensweise der Ayurveda-Therapie optimal verdeutlichen.

Allgemein gilt, dass zur Behandlung von Übergewicht reduzierende (‚leicht machende‘) Verfahren eingesetzt werden müssen. Die ausleitenden Verfahren fördern sehr stark den Fettabbau. In besonderem Maße sind therapeutisches Erbrechen und Abführen sowie reinigende Dekokteinläufe angezeigt. Eine leichte Abführkur und die Einläufe können die Patienten in Eigenregie durchführen; die drastischen Verfahren müssen unter ärztlicher Aufsicht geschehen. Öleinläufe hingegen fördern die Gewichtszunahme und sind demnach nicht geeignet. Von den manualtherapeutischen Verfahren sind besonders die Schwitzkabine und trockene Abreibungen mit Kichererbsenmehl zu empfehlen.

Zur Behandlung des Untergewichts gelten die entgegengesetzten Empfehlungen: Nähren, salben, beruhigen. Somit sind die drastisch reduzierenden panca-karma-Methoden kontraindiziert. Einläufe mit aufbauenden medizinierten Ölen allerdings (z.B. Narayana-taila, Kshira-bala-taila) nähren die Gewebe von innen und können von den Patienten auch selbst durchgeführt werden. Das berühmte ‚Ghii-Trinken‘ kann in geringer Dosierung über einen längeren Zeitraum zum Einsatz kommen, selbst ohne nachfolgende Ausleitung. Die genannten Öle verwendet man auch äußerlich (Massagen, Güsse, Bäder) und führt nährende Reisbeutelmassagen durch, sodass bei Untergewicht den manualtherapeutischen Anwendungen eine bedeutende Rolle zukommt. Flüssigkeitsentziehende Maßnahmen (Trockensauna, trockene Abreibungen) sind nicht geeignet. Allerdings lassen sich die erwähnten Richtlinien nicht immer voll umsetzen. So sind bei extremem Übergewicht die drastischen Ausleitungen kontraindiziert. Und bei schwacher Stoffwechsellage (agni) können stark nährende Maßnahmen einem Untergewichtigen eher schaden. Der wichtigste Grundsatz des Ayurveda ist, dass jeder Fall individuell betrachtet werden muss.


Heft 09 – Panchakarma

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