Yoga, die richtige Atmung und Bewegung gehören zu den Grundlagen der ayurvedischen Gesundheitsvorsorge und Therapie. So gibt es nach Ayurveda nicht „die“ gesunde Ernährung sondern die individuell passende (der Konstitution angepasste) Ernährung und auch nicht „den“ gesunden Yogastil oder „das“ gesunde Asana sondern die individuell passenden Yoga-Asanas und die individuell passende Art diese zu üben! Die Asana-Praxis soll die Doshas harmonisieren und dabei die Konstitution und auch die Kondition des Übenden berücksichtigen!

Yoga und Atemübungen für Gesunde

Für Menschen mit überwiegend Vata in der Konstitution sind alle Asanas geeignet, die Kraft, Ruhe und Ausdauer verbessern. Es soll gleichmäßig, mit moderatem aber anhaltendem Einsatz geübt werden. Körper und Geist bleiben trotz Anstrengung ruhig und entspannt. In Ruhestellungen soll stillgehalten werden. Die kräftigen Muskeln werden genutzt. Abrupte Anspannung, plötzlicher oder maximaler Krafteinsatz, rasche Bewegungen sind ebenso wie maximale Dehnung zu vermeiden. Die Atmung soll tief, ruhig und kräftig sein; die Einatmung wird eher betont. Der Geist verweilt ruhig und konzentriert im Hier und Jetzt. Dabei können Gesunde ohne Einschränkung üben, allerdings mit den genannten Schwerpunkten. Auch der Sonnengruß, der zusätzlich die Ausdauer verbessert, ist sehr geeignet. Dieser sollte ruhig und kraftvoll ausgeführt werden. Besonders geeignet, Vata zu beruhigen, sind prinzipiell alle Übungen im Liegen und statische Haltungen, die gleichzeitig den Körper erwärmen. Auf eine gute Entspannung zum Abschluss muss geachtet werden! Geeignet für Vata-Konstitution sind Atemübungen, die wärmen, beruhigen und stabilisieren.

Menschen mit überwiegend Pitta in der Konstitution sind in der Auswahl der geeigneten Asanas am wenigsten eingeschränkt. Sie müssen allerdings darauf achten, ihr inneres und äußeres Gleichgewicht zu erhalten. Menschen mit Pitta-Konstitution müssen daher auf einen Ausgleich von Kraft, Beweglichkeit, Regeneration und Entspannung achten. Ihre große Energie und ihr Ehrgeiz können ansonsten zu Gesundheitsschäden führen. Die Energie soll beim Üben nicht erhöht werden. Maximale Spannung und Anstrengung sind zu vermeiden. Es soll hingebungsvoll, konzentriert, kraftvoll in moderatem Tempo geübt werden. In Ruhestellungen ist Stillhalten sinnvoll. Der Körper soll auch in der Anspannung kühl und entspannt bleiben. Die geeignete Atmung ist kühlend und entspannend; die Ausatmung wird eher betont. Es wird evtl. durch den Mund ausgeatmet. Der Geist bleibt bewusst und ruhig. Auch hier ist z.B. ein ruhig-dynamisch und kraftvoll ausgeführter Sonnengruß ideal.

Atemübungen für Pitta sollen kühlend und beruhigend sein.

Menschen mit überwiegend Kapha in der Konstitution sollen Asanas wählen, die Beweglichkeit, Wachheit und auch eine gewisse Leichtigkeit fördern, die Durchblutung von Muskeln und Gehirn steigern, die Verdauung (insbesondere Agni) fördern sowie den Stoffwechsel optimieren. Gutes Aufwärmen ist wichtig. Es soll forsch, schnell und entschlossen geübt werden. Der Körper bleibt leicht und warm. Eine gute Anstrengung und viel Bewegung sind wichtig. Menschen mit hohem Kapha sollen durchaus ins Schwitzen kommen! Längeres Stillhalten ist (nur) in anstrengenden Positionen sinnvoll. Die Atmung soll tief, eventuell auch schnell sein, damit der Energiespiegel nicht sinkt. Der Geist bleibt wach, konzentriert und begeistert! Besonders geeignet sind daher beispielsweise Standübungen, Umkehrhaltungen, Übungen aus dem Kundalini-Yoga oder auch ein mehrfach wiederholter schnell-dynamisch ausgeführter Sonnengruß.
Atemübungen für Kapha sollen anregend und Stoffwechsel steigernd sein.

Ausgleichend für alle Doshas und jede Konstitution ist ein passend ausgeführter Sonnengruß und die Nasenwechselatmung.

Yoga und Atemübungen bei ­Gesundheitsstörungen

In diesem Fall müssen Yoga und Atemübungen gut ausgewählt werden, um eine Verbesserung des Gesundheitszustandes zu erreichen und Verschlechterungen zu vermeiden. Die richtigen Yoga-Asanas und Atemübungen sind in jedem Fall essentieller Bestandteil einer sinnvollen ganzheitlichen ayurvedischen Therapie. Dazu kommen aber immer die passende Ernährung, der passende Tagesablauf, bei Bedarf ergänzende ayurvedische Kräuter und Medikamente, evtl. Massagen, Reinigungstherapien etc..

Bei Vata-Erhöhung werden ruhige und kraftvolle Bewegungen bevorzugt. Bei schweren Vata-Störungen sollte dabei mit ruhigen Yoga-Asanas begonnen werden. Hierzu zählen die meisten Übungen im Sitzen und im Liegen. Außerdem sind beruhigende Atemübungen mit Betonung der Ausatmung und eine gute Entspannung notwendig.
Bei Pitta-Erhöhung werden ruhige und nicht erhitzende Bewegungsformen bevorzugt. Bei schweren Pitta-Störungen sind dies einerseits ruhige Yoga-Asanas im Stehen, Sitzen und Liegen. Wenn überschüssige Energie abgebaut werden muss, sind auch kraftvolle, langgehaltene Standhaltungen wichtig. Der Körper soll beim Üben jedoch nicht erhitzt werden. Ergänzt wird die Yogatherapie durch beruhigende, ausgleichende und/oder Atemübungen wie Nadi-Shodana (Nasenwechsel-Atmung) oder Shitali und eine gute Entspannung.

Bei Kapha-Erhöhung sind Stoffwechsel anregende und erhitzende Yoga-Asanas ideal. Je nach Körpergewicht kann die individuelle Auswahl jedoch manchmal schwer sein! Prinzipiell sind anregende und durchaus anstrengende Yoga-Asanas im Stehen und Sitzen sinnvoll inkl. Übungen aus dem Kundalini-Yoga. Diese sollen, wie oben für Gesunde beschrieben, aktiv und dynamisch ausgeführt werden. Ergänzt wird die Therapie durch anregende Atemübungen wie z.B. durch den Feueratem oder Kapalabhati.

Zusammenfassung

Üben mit Ayurveda-Yoga bedeutet typgerecht Yoga üben. Wie die gesamte Prävention und Therapie im Ayurveda werden Yoga und Atemübungen (Pranayama) aus Sicht des einzelnen Menschen gesehen. Geübt wird nach den oben kurz beschriebenen Richtlinien unter Einbeziehung der Atmung. Typgerechtes Üben ermöglicht den effektiven Einsatz von Yoga zur Gesunderhaltung (Prävention) und in der Therapie von Erkrankungen.


Heft 16 – Yoga und Ayurveda

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