Mein Asthma hatte sich durch Entspannungsübungen, Qi Gong und Taiji in den letzten Jahren schon wesentlich verbessert. Trotzdem plagte mich bisweilen – besonders in Stresssituationen – ein Engegefühl in der Brust, erschwertes Atmen und eine verstärkte Sekretproduktion in der Lunge, das wohl jeder Asthmatiker kennen wird.

Seit zwei Jahren lebe ich auf der Insel Penang in Malaysia, die strategisch günstig im Dreiländereck Malaysia, Thailand und Indonesien liegt. Die malayische Insel ist ein Schmelzofen, in dem sich die Gebräuche unterschiedlichster Kulturen treffen und vermischen. Malayen, Chinesen, Inder, Eurasier, Burmesen, Thailänder sind die Haupt-Volksgruppen, die man hier antrifft – um nur einige zu nennen.

Als ich eines Tages durch „little India“ in der Hauptstadt Georgetown streife, entdecke ich eine Ayurveda-Praxis, die auf einem Schild Linderung bei allerlei Krankheiten, wie Arthritis, Hautkrankheiten, Migräne, Bluthochdruck und Asthma verspricht. Sofort dachte ich mir, das möchte ich ausprobieren, um mein Asthma entgültig zu kurieren. Sunil hat einige Jahre zuvor für fünf Jahre Ayurveda-Medizin (Sanskrit: Wissen vom Leben) in Kerala in Indien studiert. Ohne Zweifel, denn im Hintergrund an der Wand dominieren Abschlussurkunden und seine Approbation als Ayurveda-Arzt den Raum. Vor zirka vier Jahren kam er dann nach Malaysia und eröffnete seine Praxis in dem Land, in dem er schon Verwandte hatte.

Asthma geht vom Magen aus

Nun war es Zeit zum eigentlichen Grund meines Besuches überzugehen und ich erkläre ihm mein Beschwerdebild und die dazugehörige Historie. Kurze Zeit später inspiziert er schon meinen Körper und misst den Puls mit jeweils drei Fingern an beiden meiner Handgelenke. Sunil erhält dadurch Aufschluss über die Stärke und Qualität des Pulses, sowie die Stärke der drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha in meinem Körper. Danach eröffnet er mir seine Anamese und seinen Behandlungsplan. Innerhalb von drei Monaten und drei Stufen soll dieser mir die Heilung bringen. Er erklärt mir, dass zunächst mein Magen und Darm saniert werden müssen. In einer nächsten Behandlungsstufe dann die Lunge. Das Kapha meines Körpers sei gestört.

Die Therapie beginnt mit drei Stirnölgüssen, um das vegetative Nervensystem zu entspannen. Zum selben Zeitpunkt setzt die medikametöse Behandlung mit ayurvedischen Kräutern ein. Ich erhalte eine süß schmeckende Paste und zwei unterschiedliche Tüten mit Tabletten aus ayurvedischen Kräutern für den Magen. Die ayurvedischen Kräuter sollen alle zwei Wochen entsprechend dem Verlauf der Genesung angepasst werden. Später erhalte ich eine scharf schmeckende Paste und eine würzige Mischung aus 21 Kräutern für die Lunge. Eine Mischung von warmem Öl und Kräutern pendelte über meinem Kopf und tropft unablässig auf meine Stirn. Nach jeder Prozedur wird die Temperatur um zehn Grad erhöht. Insgesamt gibt es fünf Durchgänge. Gleichzeitig massiert Sunil die Nervenbahnen in meinem Gesicht und an meinem Hals. „Der Stirnölguss soll deine Hirnanhangsdrüse stimulieren und dich tief entspannen“, eröffnet mir Sunil. Er empfiehlt mir noch eine aus fünf Teilen bestehende Panchakarma-Behandlung für zirka zwei bis drei Wochen, um den Körper zu reinigen und die Selbstheilungskräfte zu stärken.

Asthma – eine Kombination von Vata- und Kapha-Störung.

Laut Sunil ist meine Grundkonstitution zu zirka 60 Prozent Kapha, zu 40 Prozent Vata und zu einem verschwindend geringen Teil Pitta. „Beim Asthma breitet sich Kapha vom Magen her aus und geht in das Gewebe über. Es sammelt sich in der Lunge, im Hals und im Kopf an“, führt Sunil aus. Ich hätte niemals gedacht, dass mein Asthma im Magen begonnen hat! Durch die Behandlung will er Kapha in meinem Körper senken und Vata anheben, um so eine Balance zwischen den beiden Bioenergien zu erreichen.

Besondere Bedeutung: Die Ernährung

Sunil gibt mir den Rat, keine kalten Getränke und Speisen zu essen, auf Bananen zu verzichten und am Abend warm zu essen. Heiße Milch mit Ingwer soll ebenfalls sehr förderlich sein. Außerdem soll ich regelmäßiger essen – was stimmt, da ich als Journalist im Eifer meiner Arbeit von Zeit zur Zeit das Essen vergesse. Ebenso soll ich Yoghurt, ungekochte Milch, Speisen, die laut der ayurvedischen Ernährungslehre nicht kombinierbar (Samyoga) sind, Hartkäse bzw. lange gereiften Käse, sowie allgemein schwer verdauliche Nahrung und trockene Nahrung vermeiden. Eine Zuwiderhandlung würde das Kapha des Magens stören und damit mein Asthma fördern oder sogar Gifte in meinem Körper erzeugen.

Wichtig bei Asthma – geistige Anti-Stress Übungen

Mich fasziniert der ganzheitliche Ansatz des Ayurveda, der auf Konstitution, Lebensweise und Psyche eingeht. Ich versuche nun regelmäßiger zu essen und die genannten Nahrungsmittel zu vermeiden. Durch das chinesische Qi Gong und Taiji, das sich ebenfalls in Penang erlernen lässt, sorge ich für die notwendige geistige Entspannung und entwickle eine zunehmend stressresistente Haltung. Die Behandlung ist noch nicht abgeschlossen, trotzdem spüre ich aber schon eine deutliche Verbesserung.


Heft 14 – Ayurveda als Beruf

Der Ayurveda als Beruf – Ausbildungsmöglichkeiten, die Entwicklung des Arbeitsmarktes und mögliche Arbeitgeber. Im Ayurveda Journal 14 finden Sie Wege um Ihren Traum zu verwirklichen.